Schellenberger hat außerdem ein neues Trio mit bekannten Gesichtern und gemischter Besetzung ins Leben gerufen, das "Trio Marie Antoinette". Dazu gehören neben dem Oboisten selbst seine Gattin, die Harfenistin Margit-Anna Süß, und der Kollege Klaus Stoll, der in diesem Fall anstelle des philharmonischen Kontrabasses die altehrwürdige Violone spielt. Margit-Anna Süß schlägt auch nicht die moderne Harfe, sondern deren barocke Vorläuferin in einer Form, wie sie Ausgangs des 18. Jahrhunderts vor allem in Frankreich Mode war. Schellenberger selbst spielt eine moderne Oboe französischer Provenienz, und nicht zuletzt wird sein Label ja auch von einer berühmten Pariser Oboenfirma gesponsert.
Der Name "Trio Marie Antoinette" deutet natürlich in erster Linie auf eben das Ende des 18. Jahrhunderts hin, auf jene Zeit, in der diese Gattin des französischen Königs einen ziemlich luxuriösen Haushalt führte und schließlich auf schnöde Weise per Guillotine vom Leben zum Tod befördert wurde. Die neue CD des Ensembles rekurriert indes mehr auf den königlichen Lifestyle als auf die Köpfmaschine; streng genommen handelt es sich sogar um Musik aus einer Zeit, in der Marie Antoinette noch gar nicht vorhanden war. Unter der Überschrift "Musique à Versailles" wird Prachtvolles bis Unterhaltsames von Marin Marais, Michel-Richard Delalande, Jean-Philippe Rameau und Francois Couperin geboten.
Grandios gelungen sind die "Folies d'Espagne" von Marin Marais, und dort wird auch das Konzept des Ensembles deutlich: sich mit viel Fantasie und außerordentlicher Kunstfertigkeit die barocke Musik auf sehr eigene und poetische Weise anzuverwandeln. Da geht es also nicht um Stilreinheit oder gar um Akademismus, sondern um lebendiges Musizieren. Und Schellenberger erweist sich in den Folies d'Espagne als höchst lebendig.
Das ist schon ein Kabinettstück, mit welcher Raffinesse er seiner Oboe immer neue Farben, überraschende Töne entlockt; wie er virtuos mit den Variationen und Auszierungen spielt, wie er phrasiert und artikuliert und aus dem schlichten thematischen Material immer neue Funken schlägt. Hier ist er Virtuose und Poet zugleich. Das ist ja nicht originär für die Oboe geschrieben. Und man muss schon die Kunstgriffe bewundern, mit denen er Akkordbrechungen auf seinem Instrument realisiert, manchmal bis in die angedeutete reale Zweistimmigkeit hinein.
Die beiden anderen stehen zwar notwendigerweise musikalisch im Hintergrund, stehen dem Oboisten indes an Klangfantasie nicht nach. Klaus Stoll greift gelegentlich zum "col legno" und macht aus seiner Violone ein Percussionsinstrument. Margit-Anna Süß hat in ihrer Jugend Volksmusik und auch Volksmusikinstrumente gespielt und ist durchaus so frei, sich um des musikalischen Ausdrucks willen von der reinen Lehre der französischen Harfe zu entfernen. So werden aus den spanischen Verrücktheiten über den ewig gleichen, schier unendlich sich wiederholenden Bass höchst kurzweilige 18 Minuten. * Musikbeispiel: Marin Marais aus: "Folies d'Espagne" Soweit das "Trio Marie Antoinette" mit den Folies d'Espagne von Marin Marais.
Dichte Kammermusik sind die Stücke von Francois Couperin. Zwei Suiten, eine wiederum von Marais, die andere von Rameau, zeigen alle Vorzüge eleganter französischer Hofmusik; gerade bei Rameau bezaubern Schellenberger, Süß und Stoll mit ihrem Spiel der Andeutungen. Das ist Konversationsstil comme il faut, auf geistvolle Weise exerziert. Von den kompositorischen Einfällen her weniger ergiebig ist eine Symphonie des Noél, eine Weihnachtssuite von Michel-Richard Delalande. Die überspringt man ohnehin am besten, denn hier greift Hansjörg Schellenberger offenbar der Weihnachtsstimmung wegen gelegentlich zum Flautino und wandelt sich von einem der besten Oboisten der Welt zum mittelmäßigsten Blockflötisten Westberlins. Das muss man nicht haben. Aber die CD muss man schon haben, wenn einem am, wie gesagt, poetischen Umgang mit der Musik des Barock gelegen ist.
Der Name "Trio Marie Antoinette" deutet natürlich in erster Linie auf eben das Ende des 18. Jahrhunderts hin, auf jene Zeit, in der diese Gattin des französischen Königs einen ziemlich luxuriösen Haushalt führte und schließlich auf schnöde Weise per Guillotine vom Leben zum Tod befördert wurde. Die neue CD des Ensembles rekurriert indes mehr auf den königlichen Lifestyle als auf die Köpfmaschine; streng genommen handelt es sich sogar um Musik aus einer Zeit, in der Marie Antoinette noch gar nicht vorhanden war. Unter der Überschrift "Musique à Versailles" wird Prachtvolles bis Unterhaltsames von Marin Marais, Michel-Richard Delalande, Jean-Philippe Rameau und Francois Couperin geboten.
Grandios gelungen sind die "Folies d'Espagne" von Marin Marais, und dort wird auch das Konzept des Ensembles deutlich: sich mit viel Fantasie und außerordentlicher Kunstfertigkeit die barocke Musik auf sehr eigene und poetische Weise anzuverwandeln. Da geht es also nicht um Stilreinheit oder gar um Akademismus, sondern um lebendiges Musizieren. Und Schellenberger erweist sich in den Folies d'Espagne als höchst lebendig.
Das ist schon ein Kabinettstück, mit welcher Raffinesse er seiner Oboe immer neue Farben, überraschende Töne entlockt; wie er virtuos mit den Variationen und Auszierungen spielt, wie er phrasiert und artikuliert und aus dem schlichten thematischen Material immer neue Funken schlägt. Hier ist er Virtuose und Poet zugleich. Das ist ja nicht originär für die Oboe geschrieben. Und man muss schon die Kunstgriffe bewundern, mit denen er Akkordbrechungen auf seinem Instrument realisiert, manchmal bis in die angedeutete reale Zweistimmigkeit hinein.
Die beiden anderen stehen zwar notwendigerweise musikalisch im Hintergrund, stehen dem Oboisten indes an Klangfantasie nicht nach. Klaus Stoll greift gelegentlich zum "col legno" und macht aus seiner Violone ein Percussionsinstrument. Margit-Anna Süß hat in ihrer Jugend Volksmusik und auch Volksmusikinstrumente gespielt und ist durchaus so frei, sich um des musikalischen Ausdrucks willen von der reinen Lehre der französischen Harfe zu entfernen. So werden aus den spanischen Verrücktheiten über den ewig gleichen, schier unendlich sich wiederholenden Bass höchst kurzweilige 18 Minuten. * Musikbeispiel: Marin Marais aus: "Folies d'Espagne" Soweit das "Trio Marie Antoinette" mit den Folies d'Espagne von Marin Marais.
Dichte Kammermusik sind die Stücke von Francois Couperin. Zwei Suiten, eine wiederum von Marais, die andere von Rameau, zeigen alle Vorzüge eleganter französischer Hofmusik; gerade bei Rameau bezaubern Schellenberger, Süß und Stoll mit ihrem Spiel der Andeutungen. Das ist Konversationsstil comme il faut, auf geistvolle Weise exerziert. Von den kompositorischen Einfällen her weniger ergiebig ist eine Symphonie des Noél, eine Weihnachtssuite von Michel-Richard Delalande. Die überspringt man ohnehin am besten, denn hier greift Hansjörg Schellenberger offenbar der Weihnachtsstimmung wegen gelegentlich zum Flautino und wandelt sich von einem der besten Oboisten der Welt zum mittelmäßigsten Blockflötisten Westberlins. Das muss man nicht haben. Aber die CD muss man schon haben, wenn einem am, wie gesagt, poetischen Umgang mit der Musik des Barock gelegen ist.