
Myrle Dziak-Mahler: "Schule grundsätzlich neu denken"
"Meiner Meinung nach ist ein Festhalten an den vorgegebenen Rahmenbedingungen - insbesondere vor dem Hintergrund der Pandemie – nicht sinnvoll. Bereits seit dem letzten Frühjahr gibt es Forderungen, seitens der Gewerkschaften, von Verbänden, von den Schulen selber, von Schülerinnen und Schülern, dass Lehrpläne entschlackt werden sollen. Und meiner Meinung nach sollten wir diese Ausnahmesituation jetzt nutzen, um Schule grundsätzlich neu zu denken. Wir wissen ja schon, dass der Bildungsansatz, den wir verfolgen, veraltet ist. Ich denke, wir sollten nicht über Lehrpläne und Abschlussnoten diskutieren, sondern sollten uns darauf konzentrieren, wie wir die Schule für das 21. Jahrhundert fit machen. Denn die Pandemie stellt die Schulen vor etliche Probleme, sie schafft aber auch Raum zum experimentieren."
Axel Plünnecke: An den Lehrplänen festhalten
"Ich würde nicht zustimmen, die Lehrpläne auszudünnen. Wir haben, wie uns die Empirie zeigt, durch die Schulschließungen große Probleme beim Kompetenzerwerb der Schüler. Es gibt eine große Ungleichheit der Bildungschancen, die sich verschärft. Es gab während der Schulschließungen im ersten Lockdown Fernunterricht und wir wissen aus Befragungen, dass die Schüler nur etwa die Hälfte der normalen Zeit sich mit Schulthemen beschäftigt haben. Es gab also im Durchschnitt keine Überlastung der Schüler, aber eine sehr hohe Streuung. Deshalb wäre ich dafür, dass man an den Lehrplänen festhält, und da wo es gut klappt, die auch umsetzt. Und die anderen Schulen durch deutlich mehr Unterstützung befähigt, diesen Lehrplan auch weitestgehend abzudecken."