Eine dunkelhaarige Frau, die mit dem Rücken zu uns gewandt in einem weit ausgeschnittenen langen, roten Kleid an einer Holzorgel sitzt, in einer dunklen Wattlandschaft, die nur spärlich vom Mondlicht beschienen ist. Das ist das Cover von Rebekka Karijords viertem Album "We become ourselves". Und es soll das Thema in den Songs repräsentieren. Liebe.
"Ich hatte mich zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben so richtig heftig verliebt. Ich hatte natürlich vorher schon Liebhaber gehabt. Aber es war nie die große Liebe. Mit dieser Beziehung kamen dann aber auch die Ängste, die eine gewisse Dunkelheit mit sich brachten. Verlustängste. Diese bedrückenden Gedanken, die mit der Euphorie Hand in Hand gehen und von dem chemischen Cocktail verstärkt werden, der in einem wütet, wenn man verliebt ist."
In den Songs setzt sie sich mit dem auseinander, was Mann und Frau verbindet und was sie voneinander trennt. Obwohl sie mittlerweile 35 ist, war das in gewisser Weise Neuland für Karijord.
"Ich bin nur mit Frauen aufgewachsen. Meine Familie bestand aus sehr starken nordnorwegischen Frauen. Meine Großmutter war die erste Frau in Norwegen, die nach Öl gebohrt hat. Meine Urgroßmutter war eine Dichterin, und sie arbeitete auf der Fähre, die an der Küste entlang fuhr. Meine Mutter war alleinerziehend. Ich wuchs ohne Männer auf. Mein Vater war nicht präsent."
Ihr Vater war lange Zeit Junkie. Rebekka hatte wenig Kontakt zu ihm. Trotzdem sorgte er indirekt dafür, dass sie früh anfing, eigene Songs zu schreiben.
"Eines Tages fand ich dieses Notizbuch, das er in einem Karton auf dem Dachboden versteckt hatte. Mit Songtexten, die er geschrieben hatte. Ich zeigte es meiner Mutter und stellte fest: Sie kann sogar die Melodien zu diesen Songs singen. Ich hatte damals schon beschlossen, Musikerin zu werden, und nun entdeckte ich, dass mein Vater ein talentierter Musiker war. Ich wollte ihn unbedingt treffen. Aber meine Mutter fand, dass ich mit meinen zwölf Jahren zu jung dafür sei. Erst mit 14 durfte ich ihn treffen. Über diese Begegnung selbst mag ich nicht sprechen. Sie war so hart. Aber was interessant ist: Mein Vater gab mir zwei Taschen voll handgeschriebener Songs mit. Und von da an schickten wir einander Bänder mit Musik. Und so fing ich an, Songs zu schreiben. Er hat mir also indirekt meine eigene Musik gegeben."
Die Basis von Rebekka Karijords Musik sind zwar Folk, Klassik und Pop. Aber hier und da blitzt auch durch, an wem sie sich schon früh orientiert hat: Die Isländerin Björk, die US Amerikanerin Patti Smith und die norwegisch samische Sängerin Mari Boine. Jede auf ihre Art stark, aber auch verletzlich.
"Ich denke viel über weibliche Stärke und Verletzlichkeit nach. Um mich herum sind so viele Frauen, die anscheinend unglaublich stark sind, richtige Macherinnen. Sie sind erfolgreiche Künstlerinnen, Chefinnen. Sie haben alles im Griff. Aber wenn man genau hinguckt, sind viele von ihnen single. Sie haben Probleme, Karriere und Beziehung miteinander zu verbinden. Und ich frage mich, warum muss man so überragend stark sein, um etwas zu erreichen. Ich selbst habe sehr lange gebraucht, bis ich mir erlaubte, auch verletzlich zu sein. Ich hatte immer gedacht, dann wäre ich peinlich."
Diese Auseinandersetzung spiegelt sich auch in der Wahl des Männerchores wieder, den sie im Song "Oh Brother" einsetzte. Er klingt alles andere als perfekt.
"Diese Männer sind eigentlich alle Solokünstler. Sie sind keine professionellen Chorsänger. Es war also eine Herausforderung, sie dazu zu bringen, dass sie vernünftig miteinander sangen. Zuerst klang der Chor ein bisschen wie bei Monty Python. Und ich musste sie bitten: 'Nehmt euch ein wenig zurück."
Für das Video zum Song "Use my body while its still young" bat sie die 75-jährige schwedische Ballettänzerin Siv Ander für eine Art Ausdruckstanz vor die Kamera.
"Sie ist eine unglaubliche Frau. Sie hat mit ihren 75 Jahren immer noch so etwas Sinnliches. Da ist immer noch dieser Funke, der überspringt. Sie ist eine sehr exzentrische Frau, eine sehr unkonventionelle Künstlerin. Sie ist immer noch als Tänzerin aktiv. Sie hat diese junge Energie in ihrem alten Körper. Das fand ich sehr interessant. Außerdem macht es Frauen in meinem Alter Mut, zu sehen, wie jemand das Alter auf diese Art trägt."
Rebekka Karijord ist vor langer Zeit von Norwegen nach Schweden umgezogen. Stockholm bietet ihr die Logistik, die sie als Künstlerin braucht. Zum Songschreiben zog sie sich in ihr Sommerhaus zurück, das 40 Kilometer von Stockholm entfernt liegt.
"Wenn ich in meinem Haus auf dem Land bin, sehe ich das Meer, und das ist großartig. In meinem Garten steht eine riesige Eiche, und darin wohnt eine Adlerfamlie. Direkt neben unserem Haus. Wir sehen diese Adler täglich. Große, wunderschöne Seeadler. Wenn ich‘s mir jetzt richtig überlege, habe ich wohl versucht, meine Stimme so über dem restlichen Soundbild schweben zu lassen, wie ein Adler auf den Windböen schwebt. "
"Ich hatte mich zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben so richtig heftig verliebt. Ich hatte natürlich vorher schon Liebhaber gehabt. Aber es war nie die große Liebe. Mit dieser Beziehung kamen dann aber auch die Ängste, die eine gewisse Dunkelheit mit sich brachten. Verlustängste. Diese bedrückenden Gedanken, die mit der Euphorie Hand in Hand gehen und von dem chemischen Cocktail verstärkt werden, der in einem wütet, wenn man verliebt ist."
In den Songs setzt sie sich mit dem auseinander, was Mann und Frau verbindet und was sie voneinander trennt. Obwohl sie mittlerweile 35 ist, war das in gewisser Weise Neuland für Karijord.
"Ich bin nur mit Frauen aufgewachsen. Meine Familie bestand aus sehr starken nordnorwegischen Frauen. Meine Großmutter war die erste Frau in Norwegen, die nach Öl gebohrt hat. Meine Urgroßmutter war eine Dichterin, und sie arbeitete auf der Fähre, die an der Küste entlang fuhr. Meine Mutter war alleinerziehend. Ich wuchs ohne Männer auf. Mein Vater war nicht präsent."
Ihr Vater war lange Zeit Junkie. Rebekka hatte wenig Kontakt zu ihm. Trotzdem sorgte er indirekt dafür, dass sie früh anfing, eigene Songs zu schreiben.
"Eines Tages fand ich dieses Notizbuch, das er in einem Karton auf dem Dachboden versteckt hatte. Mit Songtexten, die er geschrieben hatte. Ich zeigte es meiner Mutter und stellte fest: Sie kann sogar die Melodien zu diesen Songs singen. Ich hatte damals schon beschlossen, Musikerin zu werden, und nun entdeckte ich, dass mein Vater ein talentierter Musiker war. Ich wollte ihn unbedingt treffen. Aber meine Mutter fand, dass ich mit meinen zwölf Jahren zu jung dafür sei. Erst mit 14 durfte ich ihn treffen. Über diese Begegnung selbst mag ich nicht sprechen. Sie war so hart. Aber was interessant ist: Mein Vater gab mir zwei Taschen voll handgeschriebener Songs mit. Und von da an schickten wir einander Bänder mit Musik. Und so fing ich an, Songs zu schreiben. Er hat mir also indirekt meine eigene Musik gegeben."
Die Basis von Rebekka Karijords Musik sind zwar Folk, Klassik und Pop. Aber hier und da blitzt auch durch, an wem sie sich schon früh orientiert hat: Die Isländerin Björk, die US Amerikanerin Patti Smith und die norwegisch samische Sängerin Mari Boine. Jede auf ihre Art stark, aber auch verletzlich.
"Ich denke viel über weibliche Stärke und Verletzlichkeit nach. Um mich herum sind so viele Frauen, die anscheinend unglaublich stark sind, richtige Macherinnen. Sie sind erfolgreiche Künstlerinnen, Chefinnen. Sie haben alles im Griff. Aber wenn man genau hinguckt, sind viele von ihnen single. Sie haben Probleme, Karriere und Beziehung miteinander zu verbinden. Und ich frage mich, warum muss man so überragend stark sein, um etwas zu erreichen. Ich selbst habe sehr lange gebraucht, bis ich mir erlaubte, auch verletzlich zu sein. Ich hatte immer gedacht, dann wäre ich peinlich."
Diese Auseinandersetzung spiegelt sich auch in der Wahl des Männerchores wieder, den sie im Song "Oh Brother" einsetzte. Er klingt alles andere als perfekt.
"Diese Männer sind eigentlich alle Solokünstler. Sie sind keine professionellen Chorsänger. Es war also eine Herausforderung, sie dazu zu bringen, dass sie vernünftig miteinander sangen. Zuerst klang der Chor ein bisschen wie bei Monty Python. Und ich musste sie bitten: 'Nehmt euch ein wenig zurück."
Für das Video zum Song "Use my body while its still young" bat sie die 75-jährige schwedische Ballettänzerin Siv Ander für eine Art Ausdruckstanz vor die Kamera.
"Sie ist eine unglaubliche Frau. Sie hat mit ihren 75 Jahren immer noch so etwas Sinnliches. Da ist immer noch dieser Funke, der überspringt. Sie ist eine sehr exzentrische Frau, eine sehr unkonventionelle Künstlerin. Sie ist immer noch als Tänzerin aktiv. Sie hat diese junge Energie in ihrem alten Körper. Das fand ich sehr interessant. Außerdem macht es Frauen in meinem Alter Mut, zu sehen, wie jemand das Alter auf diese Art trägt."
Rebekka Karijord ist vor langer Zeit von Norwegen nach Schweden umgezogen. Stockholm bietet ihr die Logistik, die sie als Künstlerin braucht. Zum Songschreiben zog sie sich in ihr Sommerhaus zurück, das 40 Kilometer von Stockholm entfernt liegt.
"Wenn ich in meinem Haus auf dem Land bin, sehe ich das Meer, und das ist großartig. In meinem Garten steht eine riesige Eiche, und darin wohnt eine Adlerfamlie. Direkt neben unserem Haus. Wir sehen diese Adler täglich. Große, wunderschöne Seeadler. Wenn ich‘s mir jetzt richtig überlege, habe ich wohl versucht, meine Stimme so über dem restlichen Soundbild schweben zu lassen, wie ein Adler auf den Windböen schwebt. "