
Ein neuer Versuch, ins Fernsehgeschäft einzusteigen, etwas kleiner als vor acht Jahren, als Springer ProSieben SAT 1 kaufen, dafür 4,2 Milliarden Euro aufwenden wollte und am Kartellamt scheiterte. Diesmal nicht ein Sender mit Vollprogramm, sondern ein Nachrichtenkanal. Springer will sein Internetangebot erweitern, nicht nur Texte zum Lesen ins Netz stellen, sondern auch die dazugehörigen Bilder. Sonia Rabussier, Medienanalystin bei der Commerzbank, gefällt die Idee:
"Springer möchte gerne in Bewegtbilder investieren. Sie würden natürlich die Produktion von Bewegtbildern auf ihren digitalen Webseiten deutlich vorantreiben, pushen."
Der strategische rote Faden, den Springer mit dieser Übernahme weiterspinnt, heißt Digitalisierung. Erst im Juli hatte Springer angekündigt mehrere Regionalzeitungen, dazu die Frauen- und Programmzeitschriften für 920 Millionen Euro an die Funke-Gruppe zu verkaufen, an den Verlag der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Damit trennte sich der Springer Verlag auch von Traditionstiteln wie dem "Hamburger Abendblatt" und der "Hörzu". Der Verkauf, so Springer-Vorstand Mathias Döpfner bei der Herbst-Telefonkonferenz, habe nichts mit Schrumpfung, sondern mit Wachstum zu tun:
"Diese Transaktion wird die Digitalisierung unseres Geschäfts weiter vorantreiben. Daran arbeiten wir auch in der Zukunft, und dies mit "Bild" im Massen- und mit "Die Welt" im Premiummarkt."
N 24 hat in den vergangenen drei Jahren seine Präsenz vor allem im Internet, auf Smartphones und auch auf Bildschirmen in Bahnhöfen und anderen Außenbereichen ausgedehnt. Für den nächsten Schritt brauche N24 einen starken Partner, ließ der Sender wissen. An ihm beteiligt ist auch der ehemalige"Spiegel“- Chefredakteur Stefan Aust. Der wird nun zum 1. Januar nächsten Jahres Herausgeber der"Welt“-Gruppe. Auch ein anderer ehemaliger Spiegel-Chefredakteur ist bei der Welt gelandet, um eine Einheit für investigativen Journalismus im Internet zu leiten. Ob die früher sehr gegensätzlichen Kulturen von"Spiegel“ und"Welt“ zusammenpassen, müsse man sehen, meint Analystin Rabussier:
"Ich glaube schon: Dr. Döpfner – das Risiko ist ihm bewusst, wenn man einen so prominenten Journalisten einstellt, die schon selbstbewusst sind und ihre eigene Vorstellung des Geschäfts haben. Ich denke, er ist daran interessiert, die Alleinstellungsmerkmale von der Zeitung "Die Welt" hervorzuheben. Vor allem: Das ist derzeit die einzige richtige Zeitung, für die man im Internet zahlen muss. Dafür müssen sie added value dem Leser liefern. Und durch so prominente Journalisten kann man natürlich die Alleinstellungsmerkmale von welt.de hervorheben."
Vor gut 20 Jahren hatte Springer viele Redakteure der F.A.Z. für die Welt abgeworben. Den erhofften wirtschaftlichen Erfolg hatte das damals nicht gebracht. Wie viel Springer für N 24 gezahlt hat, wurde heute nicht mitgeteilt.