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NABU- Bundesvertreterversammlung in Bremen

Bekannt ist der Naturschutzbund Deutschland, der NABU, für seine praktische Arbeit im Naturschutz vor Ort. Da werden Schulkinder auf Fledermaus-Touren mitgenommen, da werden Schleiereulen angesiedelt oder in Großstädten kranke Straßenbäume versorgt. Dorothee Meier aus der Weser-Marsch ist Ehrenamtliche im NABU. Sie führt Exkursionen zu einem Sandtrockenrasen durch und kümmert sich mit anderen aus ihrer Gruppe um eine Wiese:

Von Gudrun Fischer |
    Wir haben als lokale Nabu-Gruppe eine Obstbaumwiese, die wir regelmäßig pflegen müssen, das heißt die Wiese muss gemäht werden, zweimal im Jahr, und das Gras auch zusammengeharkt werden. Die Marsch ist intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftet und dort finden die Tiere im Winter nicht mehr so ganz viel zu fressen und das wollen wir ausgleichen und deswegen haben wir dort die Obstbäume gepflanzt. Es gibt viele Singvögel in der Marsch, Buchfinken, Goldammern, die halt hier bleiben.

    Neben der praktischen Arbeit vor Ort ist dem NABU die politische Lobbyarbeit wichtig. Die Delegierten auf der Bundesvertreterversammlung in Bremen legten am Wochenende dar, dass den Politikern in Norddeutschland ihre Verzögerungstaktik teuer zu stehen kommen kann: Wenn sie weiterhin die Meldung der Flora- und Fauna-Habitate an die EU hinauszögern, könnte das 1,8 Milliarden Euro Strafgebühren kosten. Die Definition von Schutzgebieten nach der Flora-und Fauna-Habitat-Richtlinie nahm die Europäische Union 1992 vor. Abgekürzt heißen die Schutzgebiete "FFH-Gebiete", erklärt der Europareferent des NABU,Claus Mayr:

    Die Gebietsmeldungen der Mitgliedsstaaten sollten bis 1995 vorliegen und wir haben mittlerweile zehn Jahre Verzug. Deswegen wird die Kommission immer ungeduldiger und im Moment machen uns insbesondere die Küstenländer mit der Verweigerung, die Estuare der Flüsse zu melden, große Sorge. Was dahinter steckt, ist die Meinung, dass man mit der Nichtmeldung dieser Schutzgebiete leichter bauen könnte, leichter die Flüsse weiter ausbauen könnte. Dieses ist aber ein Irrglaube. Deutschland ist leider Gottes in diesem Prozess der Meldung von FFH-Gebieten - übrigens auch, was die Vogelschutzrichtlinie angeht - das Schlusslicht in Europa. Wir waren immer der Umweltengel, der Vorreiter in Europa.

    Es war kein Zufall, dass die Bundesdelegiertenversammlung des Naturschutzbundes Deutschland in diesem Jahr in Bremen tagte. Der NABU will sich im Jahr 2005 auf den norddeutschen Raum konzentrieren. Die Delegierten verabschiedeten zwei Resolutionen und ein Grundsatzprogramm. Die erste Resolution fordert, Elbe, Weser und Ems als lebendige Flüsse zu erhalten und keine Flussvertiefungen an Außenweser und Elbe mehr vorzunehmen. Die zweite Resolution fordert, Nord- und Ostsee besser zu schützen. Der Referent für Natur- und Umweltschutz Jörg-Andreas Krüger stellt einige neu ausgewiesene Gebiete für Windkraft-Anlagen auf hoher See in Frage:

    Es kann nicht sein, dass wir in den ökologisch sensibelsten Gebieten nun ausgerechnet die Windkraftenergie ansiedeln. Diese Diskussion haben wir in den letzten Jahren intensiv geführt, wir wissen inzwischen, wo wir in der deutschen Bucht die Standorte haben, an denen Windkraft sehr gut machbar ist, wir wissen aber auch, dass es momentan einige Windparks gibt, die bereits im Genehmigungsverfahren sind, die aus ökologischer Sicht Schwierigkeiten machen. Weil sie eben in sehr wichtigen Lebensräumen für Vögel und für Schweinswale liegen.

    Der NABU hat sich in Bremen zum ersten Mal ein "Grundsatzprogramm Verkehr" gegeben. Damit will der Umweltverband darauf aufmerksam machen, dass in den nächsten zehn Jahren der Güterverkehr um 70% steigen wird. Das könnte in einem ökologischen Desaster enden, warnt der NABU. Wenn es nach dem NABU ginge, müsste ein großer Teil des Verkehrs auf die Schienen verlagert und die Subventionen für den Flugverkehr abgebaut werden.
    NABU-Präsident Olaf Tschimpke zieht für die Bundesvertreterversammlung des NABU eine positive Bilanz. Den Mitgliedern seien wichtige Argumentationshilfen mitgegeben worden:

    Wir sind keine Schönwetternaturschützer. Wir haben 30.000 bis 40.000 ehrenamtlich Aktive in Deutschland und sind da sicher sehr vorbildlich. Deswegen ist es wichtig, dass wir ihnen Konzepte, Strategien, Leitbilder an die Hand geben.