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NABU kürt Vogel des Jahres 2004:

Auf einen wahren Zwerg unter den einheimischen Vögeln ist die Wahl gefallen: nur knapp 10 Gramm schwer ist ein ausgewachsener Zaunkönig - halb soviel wie ein ganz normaler Brief und etwa so groß wie ein kleines Hühnerei. Doch der Gesang des Zaunkönig-Männchens hat es in sich. Extrem hohe Frequenzen sind typisch - und viele Triller, erklärt Markus Nipkow, Experte für Vogelschutz beim Naturschutzbund NABU:

Anna Florenske |
    "Meistens hört man ihn ja zunächst und sieht ihn erstmal noch gar nicht. /Er hat eine sehr markante und vor allem eine sehr laute Stimme. So bis zu 80-90 Dezibel - also wenn man ihn direkt neben sich hat - das traut man auch dem kleinen Kerl nicht zu.”

    Unscheinbare, aber putzige Gesellen sind sie, die lautstarken Zaunkönige. Von der Gestalt her erinnern sie an die kugeligen Rotkehlchen - in klein versteht sich. Das Gefieder der männlichen und weiblichen Tiere ist gleich: ganz schlicht in Brauntönen, etwas Beige ist eingesprenkelt:

    "Womit er sich sehr gut tarnen kann. Und das ist für ihn auch sehr wichtig. In seinem Lebensraum, dichten Unterholz, in Gärten, in Parks, in Wäldern, in Bachauen. Da huscht er wie eine Maus durch die Vegetation und ist an seinen Lebensraum bestens angepasst.”

    Der Zaunkönig bewegt sich vorwiegend im dichten Gestrüpp in Bodennähe. Auffällig ist er nur, wenn er sich zum Beispiel auf einem Zaunpfahl niederlässt, um ein Liedchen anzustimmen. Dann - so erklärt der Vogelkundler Markus Nipkow - macht der Zaunkönig seinem Namen alle Ehre. Seht her: ich bin der König im Revier!

    Zaunkönige kommen nahezu weltweit vor. In Mitteleuropa zählt er zu den häufigen Vogelarten. Nach Schätzung des Nabus leben hierzulande etwa 2 Millionen Brutpaare. Und das recht konstant - der Zaunkönig ist also nicht in seinem Bestand gefährdet. Trotzdem wählten die Naturschützer ihn heute zum Vogel des Jahres 2004. Markus Nipkow erklärt, warum:

    "Wir hatten in den ersten Jahren überwiegend ganz hochgradig bedrohte Arten gewählt. Allerdings mit dem Nachteil, dass dann die Bevölkerung gar nichts tun konnte für die Art - weil sie vielleicht in ganz wenigen Paaren in irgendeiner Ecke von Deutschland noch vorkam. Daraus haben wir gelernt. Und haben gesagt: Wir müssen Arten wählen, die deutschlandweit verbreitet sind. Und für die wirklich jeder was tun kann.”

    Denn: Mit dem Zaunkönig möchte der Naturschutzbund auf den Lebensraum des Vogels aufmerksam machen. Den gelte es zu erhalten und zu verbessern: zum Beispiel Bachauen, Wälder und den menschlichen Siedlungsraum. Wer den Zaunkönig und andere Tiere seiner Lebensgemeinschaft schützen möchte, der kann vor der eigenen Haustür beginnen und mehr Natur im Garten zulassen:

    "Er braucht einfach dichte Vegetation. Und die können wir ihm auch in unserem Siedlungsraum schaffen. Wer natürlich einen völlig sterilen Garten hat mit nur einer Thujahecke vielleicht und wenig einheimischen Gehölzen, der wird den Zaunkönig kaum in seinen Garten locken können.”

    Folgende Maßnahmen hingegen machen Gärten und Parks zu attraktiven Lebensräumen für Zaunkönig, Insekten und andere Tiere: heimische Sträucher pflanzen, auf Gift verzichten, Hecken nur in der kalten Jahreszeit schneiden und wilde Ecken im Garten zulassen - etwa mit Reisig und Laub. Ebenso ist Unterholz in Wäldern für den Vogel wichtig und auch naturnahe Fluss- und Bachläufe. An Ufern mit reicher Ufervegetaion halten sich Zaunkönige gerne auf, z.B. in unterspülten Wurzelstöcken.