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Nach Anklage wegen Fälschung
IOC-Mitglied aus Kuwait lässt Ämter ruhen

Steht dem IOC ein neuer Skandal bevor? Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah, einflussreicher Sportfunktionär aus Kuwait, ist in der Schweiz wegen Fälschung angeklagt worden. Nun lässt er seine IOC-Ämter vorübergehend ruhen. Es sind nicht die ersten Vorwürfe gegen den 55-Jährigen.

Von Thomas Kistner | 19.11.2018
    Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah
    Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah aus Kuwait ist einer der einflussreichsten Sportfunktionäre weltweit. (EPA/Tatyana Zenkovich)
    Die Anklage gegen Al-Sabah wegen Dokumentenfälschung versetzt viele hohe Weltsport-Funktionäre in Furcht. Denn diese Causa ist nur eine von mehreren und droht einen Domino-Effekt in Gang zu setzen. Al-Sabah zählt zu den einflussreichsten Sportfunktionären des Globus. Er ist seit zwei Dekaden der mächtigste Funktionär in Asien, wo er dem Olympic Council of Asia präsidiert.
    Außerdem sitzt der Kuwaiter seit 1992 im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), er steuert den Weltverband der Olympiakomitees (ANOC) und verwaltet Olympias globale Fördertöpfe. Al-Sabah wurde auch bei der Wahl von Thomas Bach zum IOC-Chef als mächtigster Stimmen-Beschaffer für den Deutschen derart auffällig, dass sich sogar das IOC-Ethikkomitee für seine Umtriebe interessierte.
    Mächtiger Stimmen-Beschaffer
    Die Frage, wie in der Sportwelt Stimmen besorgt werden, beschäftigt viele internationale Strafbehörden, die zum IOC und zum Fußball-Weltverband FIFA ermitteln. Auch in der FIFA saß Al-Sabah im Vorstand, dem Council. Er hatte den gleichfalls umstrittenen Präsidenten Gianni Infantino bei der Wahl 2016 mit seinen Stimmpaketen aus der Dritten Welt unterstützt.
    Seit 2017 gibt es brisante Hinweise, wie Al-Sabah offenbar arbeitet: Die US-Justizbehörden legten eine Anklageschrift gegen den FIFA-Funktionär Richard Lai aus Guam vor, der zugab, bestochen worden zu sein. Er belastete Al-Sabah, aus dessen engstem Umfeld sei eine Million Dollar Schmiergelder geflossen. Der Kuwaiter wird in der New Yorker Anklageschrift nicht namentlich genannt, aber als Mitglied von IOC, FIFA und OCA absolut eindeutig als Mitverschwörer beschrieben, dessen Konten das FBI nachspürt. Aufgrund der Klageschrift legte Al-Sabah, der alle Vorwürfe bestreitet, seine FIFA-Ämter nieder. Nicht aber die olympischen. Und IOC-Boss Bach wollte offenbar gar nicht wissen, wieso sein Getreuer nur die Fußballämter räumte.
    Seit Montag (19.11.) ruhen auch Al-Sabahs olympische Tätigkeiten. Der Prozess in der Schweiz wird der erste, nach Aktenlage aber sicher nicht der letzte sein, der ein neues Schlaglicht auf die Machtzentralen von FIFA und IOC wirft. Denn Al-Sabah war in beiden Welten eine ganz große Nummer.