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Nach der Skandinavienreise

Bafög-Reform, Einführung der Juniorprofessur, Bachelor- und Masterabschlüsse - Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn hat ihren Reformeifer im Hochschulwesen hinlänglich bewiesen. Nun scheint das Schulwesen ganz oben auf der Tagesordnung zu stehen, nach Pisa sicher kein Fehler. Anregungen für Verbesserungen suchte Edelgard Bulmahn nun auf einer Skandinavien-Tour in den hochgelobten Schulländern Finnland und Schweden.

    Einen regelrechten Kulturwechsel nach skandinavischem Vorbild wünsche sie sich, erklärt die Bundesbildungsministerin emphatisch. Beflügelt ist Edelgard Bulmahn zurückgekehrt von einer Reise durch Schweden und Finnland - beeindruckt von einem für sie vorbildlichen Schul- und Berufsbildungswesen. Die sozialdemokratische Ministerin möchte an skandinavische Erfahrungen zum Beispiel mit dem frühen Fremdsprachenunterricht für Grundschüler anknüpfen. Dies aber erfordere eine Reform der deutschen Lehrerausbildung:

    Unsere Lehrerinnen und Lehrer müssten sehr viel früher in ihrer Ausbildung die Arbeit und Lehre kennen lernen. Sie müssen auch lernen, Unterricht und Lehre zu analysieren, zu reflektieren, und zwar nicht erst, nachdem sie bereits einen erheblichen Teil ihres Studiums abgeschlossen haben, sondern bereits von Anfang an.

    Vorbildlich erschien Bulmahn der Kontakt zwischen Eltern, Lehrern und Schülern, aber auch den Universitäten in den beiden Ländern. Deutlich flexibler als bei uns könne hier auf die Erfordernisse an den Schulen reagiert werden, da es einen permanenten Austausch gebe:

    In Schweden wird zum Beispiel zurzeit selber die Lehrerausbildung verändert. Dort werden von Anfang an Studierende mit in die Schule genommen. Es gibt jetzt eine sehr enge Zusammenarbeit, die darin besteht, das zum Beispiel Professoren und Lehrer auch Studieninhalte erarbeiten. Das Gleiche gilt auch für Professorinnen und Professoren, die das Fach Biologie lehren und das Fach Didaktik und Pädagogik lehren.

    An schwedischen Universitäten habe sie ein Ausbildungssystem für Lehrer kennen gelernt, das zumindest in den ersten anderthalb Studienjahren keine Differenzierung nach Schultypen vorsehe. Die späteren Grundschul- oder Sekundarstufelehrer studieren zunächst alle gemeinsam, auf Klassenstufen und Fächer spezialisieren sie sich erst nach einer Grundausbildung. Durchaus ein sinnvolles Prinzip, befindet die deutsche Bildungsministerin, der die frühe Aufteilung nach Schultypen von jeher ein Dorn im Auge ist.

    Da halte ich es schon für sinnvoll, dass man zunächst eine Ausbildung für alle Lehrer gemeinsam hat - mit einer Verschränkung von Praxis und Theorie von Anfang an, wo ich also nicht erst nach Abschluss oder nach der Hälfte des Studiums zum ersten Mal eine Schule von innen sehe. Wo ich aber auch nicht so einfach ins kalte Wasser geworfen werde und unterrichten muss, ohne dass ich gleichzeitig Analysefähigkeiten erwerbe.