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Nach Graichen-Entlassung
Streit in der Ampel-Koalition über Heizungsgesetz

Nach der Entlassung von Wirtschaftsstaatssekretär Graichen hält es die FDP für ausgeschlossen, dass das Heizungsgesetz noch vor der Sommerpause abgesegnet wird. Es gebe noch viele unbeantwortete Fragen, sagte Generalsekretär Djir-Sarai der "Bild"-Zeitung. SPD und Grüne sehen das anders.

18.05.2023
    Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus.
    Das neue Heizungsgesetz setzt vor allem auf Wärmepumpen. Alle neuen Heizungen sollen ab 2024 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen. (picture alliance / dpa / Silas Stein)
    SPD-Generalsekretär Kühnert sagte im ZDF, beide Sachverhalte hätten nichts miteinander zu tun. Es gebe keine Klimaneutralität in Deutschland, ohne dass man an die Art des Heizens herangehe. An dieser Notwendigkeit habe sich nichts geändert.

    "Kampagne gegen den Klimaschutz"

    Grünen-Fraktionschefin Dröge erklärte im ARD-Fernsehen, wenn die FDP eine Verzögerung ankündige, dann, weil die Partei etwas verschieben wolle. An dem Gesetz hätten viele Mitarbeiter von zwei Ministerien mitgewirkt. Zudem könnten Parlamente Gesetze selbst schreiben und bearbeiten. Politiker von CDU und CSU forderten erneut einen Stopp der Reformpläne. Dazu sagte Dröge, das Vorgehen gegen das Heizungsgesetz sei eine Kampagne gegen den Klimaschutz.
    Der vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf sieht vor, dass ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu einem überwiegenden Teil mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Das Gesetz zielt darauf ab, Gas- und Ölheizungen nach und nach abzuschaffen. Wirtschaftsminister Habeck von den Grünen strebt eine Verabschiedung vor der parlamentarischen Sommerpause an, die am 7. Juli beginnt.

    Weiterer Aufklärungsbedarf im Fall Graichen

    Habeck hatte am Mittwoch den Rückzug seines Staatssekretärs Graichen bekannt gegeben. Diesem war vorgeworfen worden, in zwei Fällen Privates und Berufliches nicht ausreichend getrennt zu haben. Linken-Fraktionschefin Mohamed Ali sieht durch die Fehler von Graichen auch Minister Habeck "schwer beschädigt". Sie sagte der "Rheinischen Post", die Aufklärung müsse weitergehen. Auch die Union sieht noch Aufklärungsbedarf.
    Der Wirtschaftsausschuss des Bundestages will sich am nächsten Mittwoch mit weiteren offenen Fragen zur Politik des Wirtschaftsministeriums befassen. Das geht aus der Tagesordnung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
    DLF-Korrespondent Jörg Münchenberg kommentiert die Entlassung des Staatssekretärs mit den Worten, sie sei zu spät gekommen und ein Rückschlag für die Energiewende.
    Diese Nachricht wurde am 18.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.