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Nach Missbrauchsskandal
US-Turnverband meldet Insolvenz an

Die Missbrauchsaffäre um den langjährigen Mannschaftsarzt Larry Nassar bringt USA Gymnastics auch in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Insolvenzantrag soll helfen, die Ansprüche von Nassars Opfern schneller bedienen zu können, ist aber in vielerlei Hinsicht auch hinderlich.

Von Torsten Teichmann | 06.12.2018
    Simone Bilesn (USA) bei ihrer Übung am Boden bei den Turn-Weltmeisterschaften 2018 in Doha.
    Aushängeschild des US Turnens: Olympiasiegerin Simone Biles (dpa / MAXPPP / Kyodo)
    Das Insolvenz-Verfahren dürfte es Opfern sexuellen Missbrauchs zunächst erschweren, Ansprüche gegenüber dem Verband geltend zu machen. Der Anwalt John Manly ist deshalb aufgebracht. Seine Kanzlei vertritt über 150 Opfer des verurteilten Mannschaftsarztes Larry Nassar. Manly sagt, der Antrag auf Insolvenz unterbreche alle Versuche herauszufinden, wer beim Verband USA Gymnastics und in der Nationalmannschaft von Nassars Verbrechen wusste und nichts dagegen unternahm.
    Insolvenz blockiert Olympia-Lizenz-Aberkennung
    Der Turnverband argumentiert dagegen, dass einem Vermögen von 50 bis 100 Millionen US-Dollar Verpflichtungen in gleicher Höhe gegenüberstehen. Die Insolvenz könne helfen, die Ansprüche von Opfern zu regeln, sagte die Vorsitzende des Verbands Cathryn Carson. USA Gymnastics soll außerdem die Olympia-Lizenz verlieren. Aber auch dieses Verfahren ist durch die Insolvenz unterbrochen.
    Im Zentrum des Missbrauchsskandals steht der frühere Arzt der Turn-Nationalmannschaft, Larry Nassar. Er ist zu 300 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Mehr als 350 Frauen hatten in zwei Verfahren ausgesagt, von ihm missbraucht oder belästigt worden zu sein.
    In der Folge trat der gesamte Vorstand des US-Turnverbands zurück. Ebenso der Präsident und der Sport-Direktor der Michigan State University, an der Nassar arbeitete. Die Universität hat sich mit Klägerinnen bereits auf Schmerzensgelder in Höhe von insgesamt 500 Millionen US-Dollar geeinigt.