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Nach Räumung bei Rock am Ring
Lieberberg dringt auf klares Bekenntnis von Muslimen gegen Gewalt

Nach der Fortsetzung des Musikfestivals "Rock am Ring", das wegen Terroralarms am Freitagabend unterbrochen worden war, hat Veranstalter Marek Lieberberg seine Kritik an Sicherheitsbehörden und Muslimen verteidigt.

04.06.2017
    Pressekonferenz im Rahmen des Rock am Ring Festivals auf dem Nürburgring.
    Marek Lieberberg, der Macher von Rock am Ring (imago )
    Er erwarte eine eindeutige Gegnerschaft zu Gewalt und Terror, sagte Lieberberg der "Süddeutschen Zeitung". Nach seiner Wahrnehmung hätten es die Menschen muslimischen Glaubens bisher weitgehend versäumt, dies in entsprechenden Demonstrationen auch zu artikulieren. Der 71-Jährige hatte unmittelbar nach der Evakuierung des Festivalgeländes gesagt, er möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen die Gewalttäter richteten. Er habe bisher "noch keine Moslems" gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen seien und gesagt hätten: "Was macht ihr da eigentlich?"
    "Keiner ist gefeit, von der falschen Seite vereinnahmt zu werden"
    Für diese Äußerung war er kritisiert worden, erhielt aber auch Lob etwa von der AfD. Lieberberg verwahrte sich gegen jegliche Versuche einer Vereinnahmung. "Keiner ist davor gefeit, von der falschen Seite vereinnahmt zu werden", sagte er der "Bild am Sonntag".
    In einer Erklärung fügte er hinzu, dass sich seine Aussage nicht "gegen die große Mehrheit friedlicher Menschen - egal welcher Couleur" gerichtet habe. Angriffe auf Musikveranstaltungen und Zuschauer seien aber Angriffe auf "unsere Zivilisation und unsere Art zu leben", führte er vor Abschluss der dreitägigen Veranstaltung am Sonntagabend aus. "Alle gesellschaftlichen Kräfte - und zwar unabhängig von Nationalität, Herkunft, Religion oder Weltanschauung - sind aufgerufen, einer solchen Bedrohung eindeutig entgegenzutreten."
    "Warum soll ein Campingplatz sicherer sein als ein Festivalgelände?"
    Lieberberg bekräftigte ferner seine Kritik an den Sicherheitsbehörden nach der zeitweisen Unterbrechung des Musikfestivals. Es gebe momentan überall eine latente Bedrohungslage. Man könne sich nicht vollständig abschotten. Es habe ihm keiner erklären können, "warum ein Campingplatz sicherer sein sollte als das Festivalgelände".
    Das Festival war am Samstagmorgen fortgesetzt worden, nachdem das Gelände durchsucht worden war und sich der Verdacht einer akuten Gefährdung laut Behörden nicht erhärtet hatte.