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Rund 1,9 Milliarden Euro fließen bis 2011 zusätzlich an ausgewählte Hochschulen. Das Geld kommt bekanntlich aus dem Topf der so genannten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. Die Frage ist nur, was passiert danach? Wird dann weiter gefördert, oder bleibt die Exzellenzinitiative nur ein Strohfeuer? HRK-Präsidentin Margret Wintermantel machte klar, dass eine Fortsetzung der Förderung aus ihrer Sicht wünschenswert sei.

Moderation: Lothar Guckeisen | 28.05.2008
    Lothar Guckeisen: Rund 1,9 Milliarden Euro fließen bis 2011 zusätzlich an ausgewählte Hochschulen. Das Geld kommt bekanntlich aus dem Topf der so genannten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. Mit dieser Initiative soll die universitäre Spitzenforschung gestärkt werden, und das ist eigentlich gut so. Die Frage ist nur, was passiert danach? Wird dann weiter gefördert, oder bleibt die Exzellenzinitiative nur ein Strohfeuer? Bis 2009 will die Politik diese Frage beantworten, und bereits heute hat die Hochschulrektorenkonferenz in Berlin bekannt gegeben, wie sie sich die Zukunft der Exzellenzinitiative vorstellt. Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, wie wichtig ist denn aus Ihrer Sicht die Fortführung der Exzellenzförderung?

    Margret Wintermantel: Sie haben ja schon gesagt, Herr Guckeisen, dass es eine Förderung der Spitzenforschung ist, und tatsächlich können wir doch heute schon sagen, dass es ein äußerst erfolgreiches Programm ist. Es hat sehr viel in Bewegung gesetzt in den Hochschulen und es sind sehr, sehr ehrgeizige Exzellenzcluster entstanden. Hier wird sicherlich Forschung auf höchstem Niveau über alle Wissenschaftsgebiete hinweg ermöglicht. Wir sagen natürlich, wie Sie auch schon gesagt haben, das sollte kein Strohfeuer bleiben, sondern der Wettbewerb sollte fortgesetzt werden. Wir glauben, dass einmal für die besten laufenden Projekte, die eine mittelfristige Finanzierung benötigen, sollte sozusagen eine Fortsetzung der Förderung möglich sein, aber es müsste auch Neuanträge geben können. Also wir wünschen uns von der Politik, dass es tatsächlich zu einer Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative kommt.

    Guckeisen: Sie sagen, neue Konzepte sollten gefördert werden können, die bisher ausgezeichneten aber weiter unterstützt werden. Wird das denn möglich sein mit ...

    Wintermantel: Sicherlich sollte es eine Evaluation geben, und man sollte dann auch es möglich machen, dass sehr erfolgreiche Unternehmungen auch fortgesetzt werden, fortgesetzt gefördert werden. Aber es sollten auch Neuanträge möglich sein. Die Hochschulrektorenkonferenz hat sich dafür ausgesprochen, dass sozusagen insgesamt dieser Wettbewerb weitergeht und auch Neuanträge gestellt werden können. Das ist das eine, also aussichtsreiche Neuanträge sollten ermöglicht werden.

    Guckeisen: Die Frage ist nur, wenn Sie sagen, weiter fördern und neue Konzepte ermöglichen, reichen dazu zwei Milliarden, wie man es bisher in die Hand genommen hat, oder haben Sie andere Vorstellungen, was das Finanzvolumen anbelangt.

    Wintermantel: Wir meinen schon, dass wir mehr Geld brauchen.

    Guckeisen: Wie viel mehr?

    Wintermantel: Wir meinen, dass die zweite Exzellenzinitiative etwa um 50 Prozent höher dotiert sein sollte. Das ist sozusagen unsere Schätzung. Aber noch mal, wir sehen, es ist ein erfolgreiches Programm, und dieses sollte man weiterentwickeln.

    Guckeisen: Ein erfolgreiches Programm aber nur für die Universitäten weitgehend. Fachhochschulen und Privathochschulen, die gehen ja leer aus, zumindest eigenständig können sie sich ja nicht bewerben. Sollte sich das ändern, wenn es zu einer zweiten Runde kommt, aus Ihrer Sicht?

    Wintermantel: Wir sehen auch, dass es interessante Kooperationen, Forschungskooperationen zwischen Universitäten und Fachhochschulen gibt, und die sollte man sich schon genauer ansehen, und auch hier sollten Fachhochschulen auch mit einbezogen werden können. Sie hätten ja jetzt eigentlich auch einbezogen werden können, aber wir müssen sicherlich diese Kooperationen noch stärker fördern, und das wollen wir auch tun.

    Guckeisen: Exzellenzinitiative, das heißt, das ist eine Initiative bislang nur für die Forschung. Was ist mit der Lehre? Bräuchten wir hier nicht auch mehr Exzellenz, sprich eine ähnliche Initiative?

    Wintermantel: Wir haben in der Hochschulrektorenkonferenz ja auf der Jahresversammlung vor einiger Zeit sehr intensiv darüber diskutiert und auch deutlich gemacht, dass wir in der Lehre wirklich einen Perspektivenwechsel brauchen. Wir sprechen von einer studierendenzentrierten Lehre, das bedeutet, wir müssen also weg von der reinen Wissensvermittlung, hin zu einer wirklich stärkeren Orientierung am Aufbau der Kompetenzen des einzelnen Studierenden. Und das bedeutet schon, dass wir in der akademischen Lehre stärker den Diskurs zwischen Lehrenden und Lernenden fördern müssen, und das bedeutet auch, dass wir kleinere Seminare haben müssen, dass wir in kleineren Gruppen lernen, unsere Studienangebote machen müssen, und dass wir einfach diesen Dialog fördern müssen.

    Guckeisen: Aber dass das erreicht werden soll, ist ja unstrittig. Die Frage ist, wäre das besser zu erreichen mit einer ähnlichen Initiative? Sie sagten ja eben, für die Forschung hat das einen ordentlichen Push gebracht.

    Wintermantel: Also wir müssen die Lehre sicher in der Breite einfach verbessern. Und dazu gehört aus unserer Sicht vor allen Dingen die Veränderung der Betreuungsrelation, also der Relation zwischen Professor und Professorin auf der einen Seite und den Studierenden auf der anderen Seite. Wir brauchen einfach kleinere Gruppen. Wir brauchen bessere Lernbedingungen für alle Studierenden und zwar in der Breite.

    Guckeisen: Das werden die Studenten gerne hören. Kommen wir noch einmal zurück zur Exzellenzinitiative, sprich Forschung. Soll das weitergeführt werden, ja oder nein? Sie sagen klar, ja. Es werden ja bereits jetzt Gespräche mit der Politik geführt. Wie sind die Signale?

    Wintermantel: Also ich denke, dass die Politik doch auch weiß, wie wichtig eine sehr, sehr gute Forschung ist, wie wichtig es ist, sehr gut ausgebildete junge Leute zu haben. Wir denken schon, dass die guten Argumente auf unserer Seite sind.