Kulturveranstaltungen zum 50. Jahrestag der "I have a dream"-Rede finden seit einer über Woche in jeder größeren Ortschaft statt. Auch der US-weit bekannte Hip-Hop-Künstler Boots Riley aus Kalifornien hat, obwohl er nicht nur Gründergeneration der Bürgerrechtsbewegung gehört, Einiges zu sagen.
"Wir lernen in der Schule, dass es der Bürgerrechtsbewegung ausschließlich um zwei Dinge ging: gleiches Wahlrecht für alle und das Ende der Segregation. Die Ziele seien erreicht worden, heißt es, also geht wählen. Aber die Bürgerrechtsbewegung war keine bürgerliche Wahlrechtsbewegung. Sie war mit ihren sozialen Forderungen viel radikaler."
Der 42-Jährige ist Mitbegründer des linken, radikalen Hip-Hop der 80er-Jahre. Auch am "March on Washington" zwei Jahrzehnte davor hatten sich viele Kulturschaffende beteiligt, die Martin Luther Kings Traum als politisch verstanden, etwa Sidney Poitier, Harry Belafonte, Bob Dylan und James Baldwin. Die heutige Kulturszene für soziale Gerechtigkeit zu mobilisieren, ist Boots Rileys Traum.
"Als Künstler richten wir es uns gerne gemütlich ein in unseren Nischen. Die meisten von damals hielten es damit. Aber es geht doch darum, Kunst und Kultur als politisch zu begreifen. Sie existieren doch nicht in einem Vakuum."
Die gesellschaftlichen Probleme, mit denen die schwarze Bevölkerung Amerikas vor 50 Jahren zu kämpfen hatte, lagen auf der Hand. Deshalb ging es den Organisatoren des "March on Washington" tatsächlich nicht um einen abstrakten Traum, der irgendwann in der fernen Zukunft vielleicht Wirklichkeit werden könnte – wie die Rede Martin Luther Kings heute oft falsch zusammengefasst wird - , sondern um politischen Druck auf die Kennedy-Regierung und die schleunige Durchsetzung von Forderungen. Nicht von ungefähr stand die Demonstration unter dem Motto "for jobs and freedom". Das anti-rasstische Drängen auf rechtliche Gleichstellung und demokratisches Wahlrecht ging einher mit dem nach sozialen Reformen: nach sicheren Arbeitsplätzen, höheren Löhne, bezahlbaren Wohnungen, Investitionen in Bildung oder eine moderne Krankenversicherung. Eine der ersten Mitstreiterinnen von Martin Luther King, die heute 75-jährige Dorothy Zellner, die sich in Mississippi mehrmals dem Ku-Klux-Klan entgegengestellt und den Washingtoner Marsch mitorganisierte hatte, summiert die letzten 50 Jahre so:
"Wir haben viel erkämpft. Zum Beispiel sind wir den Terror losgeworden. Aber soziale Gerechtigkeit haben wir bis heute nicht erreicht."
Schon kurz nach dem Marsch ließ das Establishment die wirtschaftliche Situation der Afroamerikaner außer Acht. Politische und gesetzliche Bürgerrechte wurden gewährt, aber gleichzeitig entkoppelt von Forderungen nach wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit. Zwar trug das rechtliche Diskriminierungsverbot dazu bei, dass sich Schwarze in den politischen Prozess relativ gefahrlos einbringen konnten. Außerdem entwickelte sich eine afroamerikanische Mittelschicht, vor allem im öffentlichen Sektor. Der einst verhasste Bürgerrechtler Martin Luther King brachte es zu einem nationalen Feiertag. Fast jede Stadt hat einen Martin-Luther-King-Straße oder -Schule. Zum 50. Jahrestag der Rede und der Demonstration druckt die US-Bundespost sogar eine Gedenkbriefmarke. Aber jedes zweite afroamerikanische Kind wächst in Armutsverhältnissen auf. Die Arbeitslosigkeit ist bei Schwarzen doppelt so hoch wie bei Weißen. Bei den Afroamerikanern gibt es mehr Schulabbrecher als in jeder anderen Bevölkerungsgruppe, sie sind in den Gefängnissen überrepräsentiert. Die Kluft zwischen dem politisch-kulturellen Überbau und der sozialen Realität der schwarzen Bevölkerung in den USA ist grotesk.
"Wir lernen in der Schule, dass es der Bürgerrechtsbewegung ausschließlich um zwei Dinge ging: gleiches Wahlrecht für alle und das Ende der Segregation. Die Ziele seien erreicht worden, heißt es, also geht wählen. Aber die Bürgerrechtsbewegung war keine bürgerliche Wahlrechtsbewegung. Sie war mit ihren sozialen Forderungen viel radikaler."
Der 42-Jährige ist Mitbegründer des linken, radikalen Hip-Hop der 80er-Jahre. Auch am "March on Washington" zwei Jahrzehnte davor hatten sich viele Kulturschaffende beteiligt, die Martin Luther Kings Traum als politisch verstanden, etwa Sidney Poitier, Harry Belafonte, Bob Dylan und James Baldwin. Die heutige Kulturszene für soziale Gerechtigkeit zu mobilisieren, ist Boots Rileys Traum.
"Als Künstler richten wir es uns gerne gemütlich ein in unseren Nischen. Die meisten von damals hielten es damit. Aber es geht doch darum, Kunst und Kultur als politisch zu begreifen. Sie existieren doch nicht in einem Vakuum."
Die gesellschaftlichen Probleme, mit denen die schwarze Bevölkerung Amerikas vor 50 Jahren zu kämpfen hatte, lagen auf der Hand. Deshalb ging es den Organisatoren des "March on Washington" tatsächlich nicht um einen abstrakten Traum, der irgendwann in der fernen Zukunft vielleicht Wirklichkeit werden könnte – wie die Rede Martin Luther Kings heute oft falsch zusammengefasst wird - , sondern um politischen Druck auf die Kennedy-Regierung und die schleunige Durchsetzung von Forderungen. Nicht von ungefähr stand die Demonstration unter dem Motto "for jobs and freedom". Das anti-rasstische Drängen auf rechtliche Gleichstellung und demokratisches Wahlrecht ging einher mit dem nach sozialen Reformen: nach sicheren Arbeitsplätzen, höheren Löhne, bezahlbaren Wohnungen, Investitionen in Bildung oder eine moderne Krankenversicherung. Eine der ersten Mitstreiterinnen von Martin Luther King, die heute 75-jährige Dorothy Zellner, die sich in Mississippi mehrmals dem Ku-Klux-Klan entgegengestellt und den Washingtoner Marsch mitorganisierte hatte, summiert die letzten 50 Jahre so:
"Wir haben viel erkämpft. Zum Beispiel sind wir den Terror losgeworden. Aber soziale Gerechtigkeit haben wir bis heute nicht erreicht."
Schon kurz nach dem Marsch ließ das Establishment die wirtschaftliche Situation der Afroamerikaner außer Acht. Politische und gesetzliche Bürgerrechte wurden gewährt, aber gleichzeitig entkoppelt von Forderungen nach wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit. Zwar trug das rechtliche Diskriminierungsverbot dazu bei, dass sich Schwarze in den politischen Prozess relativ gefahrlos einbringen konnten. Außerdem entwickelte sich eine afroamerikanische Mittelschicht, vor allem im öffentlichen Sektor. Der einst verhasste Bürgerrechtler Martin Luther King brachte es zu einem nationalen Feiertag. Fast jede Stadt hat einen Martin-Luther-King-Straße oder -Schule. Zum 50. Jahrestag der Rede und der Demonstration druckt die US-Bundespost sogar eine Gedenkbriefmarke. Aber jedes zweite afroamerikanische Kind wächst in Armutsverhältnissen auf. Die Arbeitslosigkeit ist bei Schwarzen doppelt so hoch wie bei Weißen. Bei den Afroamerikanern gibt es mehr Schulabbrecher als in jeder anderen Bevölkerungsgruppe, sie sind in den Gefängnissen überrepräsentiert. Die Kluft zwischen dem politisch-kulturellen Überbau und der sozialen Realität der schwarzen Bevölkerung in den USA ist grotesk.