Samstag, 20. April 2024

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Nationalratswahl in Österreich
Publizist: „Wahlkampf war noch nie politikferner“

Der österreichische Publizist und Herausgeber der Wiener Wochenzeitung "Falter", Armin Thurnher, zeigt sich vom Wahlkampf in Österreich enttäuscht. Sowohl die Medien als auch die Politik, seien "sehr wenig an einer sachlichen Debatte interessiert", sagte Thurnher im Dlf.

Armin Thurnher im Gespräch mit Kathrin Hondl | 29.09.2019
Es diskutierten Sebastian Kurz (2vL/ÖVP), Pamela Rendi-Wagner (3vL/SPÖ), Norbert Hofer (L/FPÖ), Beate Meinl-Reisinger (3vR/NEOS), Peter Pilz (2vR/JETZT) und Werner Kogler (R/Die Grünen). Nationalratswahl 2019 1. Elefantenrunde
In der Radio Ö1-Diskussion "Klartext" trafen am 03.09.2019 die Spitzenkandidat/innen der Parlamentsparteien sowie der Grünen zur ersten sogenannten Elefantenrunde aufeinander (imago/photonews.at/Georges Schneider)
Existenzielle Themen wie Österreichs Verhältnis zur Europäischen Union und zu den Visegrád-Staaten seien "nicht mal am Rande" vorgekommen. Ebensowenig die Frage: Wie stellen wir uns den Technogiganten und ihrer Herrschaft über die Demokratien in Europa? Das sei "relativ bekümmernd", so Thurnher.
Klassische Medien sympathisieren mit Konservativen
Den Hauptgrund dafür sieht der mehrfach ausgezeichnete Publizist in der österreichischen Medienlandschaft. Die ÖVP und vor allem die FPÖ profitierten von ihrer starken Social-Media-Präsenz und die klassischen Medien sympathisierten - abgesehen vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk - "mehrheitlich mit den Konservativen". Mit ihrer Hilfe sei es dem zurückgetretenen FPÖ-Vorsitzenden Strache gelungen, sich vom Täter zum Opfer zu machen und der Skandal um Wahlkampfkostenüberschreitung, den seine Zeitung aufgedeckt habe, sei "zum Skandal für den 'Falter'" geworden.
Dossier zur Wahl in Österreich
Dossier zur Wahl in Österreich (imago images / Michael Gruber)
Ex-Kanzler Kurz hat Popularitätsschub bekommen
Thurnher erwartet nach der Wahl wieder eine Koalition aus ÖVP und FPÖ. Damit hätte Bundeskanzler Kurz "sicher das leichteste Leben und könnte am ehesten seine Agenda durchbringen." Gegen ein Bündnis mit der SPÖ spreche die Art, wie Kurz die letzte schwarz-rote Koalition gesprengt habe. Dabei seien viele Animositäten entstanden. Rechnerisch werde vermutlich auch eine "Dirndl-Koalition" mit Grünen und den liberalen Neos möglich. Da gebe es aber große Differenzen beim Thema Migration und bei sozialen Themen.