Ob Wirtschaftsminister Philipp Rösler oder Bildungsministerin Annette Schavan, beide eint eine Überzeugung: Klima- und Naturschutz haben ihren Preis:
"Wachstum ist auch entscheidend für die ökologische Modernisierung" - "Die Frage ist: Wie schaffen wir, dass die Maßnahmen, von denen wir überzeugt sind, sie sind wichtig für nachhaltige Entwicklung, auch profitabel werden?"
Umweltgesetze können einen freien Markt ziemlich durcheinander wirbeln. Großkonzerne können an den Börsen abstürzen, wenn eine Regierung aus Umweltschutzgründen eine Goldmine verbietet. Aus Sicht der bolivianischen Aymara-Indios hingegen wäre dies ein Akt der Demut. Denn nicht der Mensch entscheidet allmächtig, wo er die Natur nutzt, schont oder schützt. Mensch und Natur: das sei eine Beziehung auf Augenhöhe, erklärt der Aymara-Schamane Xalixto, Heiler und Geistlicher seines Volkes:
"Deshalb bitten wir die Erde bei vielen Dingen um Erlaubnis. Wir freuen uns mit den Pflanzen, den Steinen, den Häusern. Wir feiern das mit unseren Riten. Und der Andenbewohner bittet die Natur um Vergebung. Denn obwohl wir eine gute Beziehung zur Natur haben, haben wir sie geschädigt."
Beim People's Summit, dem Gegengipfel der Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Entwicklungsengagierten in Rio de Janeiro können viele nichts mit einer marktwirtschaftlichen Sicht auf die Natur anfangen. Das gilt insbesondere für die indigenen Ureinwohner der Anden, erklärt der Schamane:
"Es existiert Pacha. Das ist für uns das gesamte Universum. Nach unserer Indio-Vorstellung gibt es da drei lebende Bestandteile: Zum einen die Menschheit, zweitens die Natur, und zum dritten die Geister."
Die Natur ist also Subjekt, in Europa dagegen ist sie Objekt. In der Deutung des Alten Testaments wurde der Mensch von Gott dazu bestimmt, sich die Erde untertan zu machen.
Seit dem in vielen lateinamerikanischen Staaten Vertreter der Linken und der Indios regieren, verlangen die Ureinwohner des Kontinents mehr Achtung vor ihrer Sicht auf die Welt, auch der Schamane Xalixto:
"Die Natur hat das Recht, ärgerlich zu sein. Es kommt dann der Hagel, die Trockenheit, der Regen bleibt aus. Es kommen Naturkatastrophen, weil wir Menschen gesündigt haben. Deshalb hat Pachamama, die Erde, das Recht, zornig zu sein."
Was exotisch klingt, findet immer mehr Anhänger. "Buen vivir" - spanisch für das "Gute Leben" - nennt sich das von den indigenen Völkern abgeleitete Konzept, das auch Iara Pietricovsky vertritt, Sprecherin des internationalen Gegengipfels in Rio:
"Buen Vivir bedeutet: Sie dürfen keine Mine ausbeuten oder die Umwelt verschmutzen nur aus persönlichem Gewinnstreben, also nur, um, - sagen wir - Mehrwert zu erzeugen. Wenn Sie es tun, dann, um die Menschen mit dem zu versorgen, was sie brauchen, um sich zu ernähren und ein Leben in Würde zu führen."
Also viel Sozialromantik und einmal zurück ins vorindustrielle Zeitalter? Nein, sagt Iara Pietricovsky, die Idee des "Guten Lebens" bedeute keinesfalls, Technik und Wissen abzulehnen:
"Aber Sie als Europäerin sollen die Lebensform der Indigenen als nachhaltig anerkennen. Und Sie selbst können ruhig in Ihrer hochtechnologisierten, komplexen Welt mit Konsum und allem Drum und Dran leben, das allerdings nachhaltig. Und es sollte nicht so wie jetzt laufen, dass wenige Menschen im totalen Überfluss leben und Tausende haben nichts. Darin liegt die Herausforderung."
Weiterführende Links zum Thema:
Themenportal Rio+20
Die UN-Konferenz Rio+20
"Wachstum ist auch entscheidend für die ökologische Modernisierung" - "Die Frage ist: Wie schaffen wir, dass die Maßnahmen, von denen wir überzeugt sind, sie sind wichtig für nachhaltige Entwicklung, auch profitabel werden?"
Umweltgesetze können einen freien Markt ziemlich durcheinander wirbeln. Großkonzerne können an den Börsen abstürzen, wenn eine Regierung aus Umweltschutzgründen eine Goldmine verbietet. Aus Sicht der bolivianischen Aymara-Indios hingegen wäre dies ein Akt der Demut. Denn nicht der Mensch entscheidet allmächtig, wo er die Natur nutzt, schont oder schützt. Mensch und Natur: das sei eine Beziehung auf Augenhöhe, erklärt der Aymara-Schamane Xalixto, Heiler und Geistlicher seines Volkes:
"Deshalb bitten wir die Erde bei vielen Dingen um Erlaubnis. Wir freuen uns mit den Pflanzen, den Steinen, den Häusern. Wir feiern das mit unseren Riten. Und der Andenbewohner bittet die Natur um Vergebung. Denn obwohl wir eine gute Beziehung zur Natur haben, haben wir sie geschädigt."
Beim People's Summit, dem Gegengipfel der Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Entwicklungsengagierten in Rio de Janeiro können viele nichts mit einer marktwirtschaftlichen Sicht auf die Natur anfangen. Das gilt insbesondere für die indigenen Ureinwohner der Anden, erklärt der Schamane:
"Es existiert Pacha. Das ist für uns das gesamte Universum. Nach unserer Indio-Vorstellung gibt es da drei lebende Bestandteile: Zum einen die Menschheit, zweitens die Natur, und zum dritten die Geister."
Die Natur ist also Subjekt, in Europa dagegen ist sie Objekt. In der Deutung des Alten Testaments wurde der Mensch von Gott dazu bestimmt, sich die Erde untertan zu machen.
Seit dem in vielen lateinamerikanischen Staaten Vertreter der Linken und der Indios regieren, verlangen die Ureinwohner des Kontinents mehr Achtung vor ihrer Sicht auf die Welt, auch der Schamane Xalixto:
"Die Natur hat das Recht, ärgerlich zu sein. Es kommt dann der Hagel, die Trockenheit, der Regen bleibt aus. Es kommen Naturkatastrophen, weil wir Menschen gesündigt haben. Deshalb hat Pachamama, die Erde, das Recht, zornig zu sein."
Was exotisch klingt, findet immer mehr Anhänger. "Buen vivir" - spanisch für das "Gute Leben" - nennt sich das von den indigenen Völkern abgeleitete Konzept, das auch Iara Pietricovsky vertritt, Sprecherin des internationalen Gegengipfels in Rio:
"Buen Vivir bedeutet: Sie dürfen keine Mine ausbeuten oder die Umwelt verschmutzen nur aus persönlichem Gewinnstreben, also nur, um, - sagen wir - Mehrwert zu erzeugen. Wenn Sie es tun, dann, um die Menschen mit dem zu versorgen, was sie brauchen, um sich zu ernähren und ein Leben in Würde zu führen."
Also viel Sozialromantik und einmal zurück ins vorindustrielle Zeitalter? Nein, sagt Iara Pietricovsky, die Idee des "Guten Lebens" bedeute keinesfalls, Technik und Wissen abzulehnen:
"Aber Sie als Europäerin sollen die Lebensform der Indigenen als nachhaltig anerkennen. Und Sie selbst können ruhig in Ihrer hochtechnologisierten, komplexen Welt mit Konsum und allem Drum und Dran leben, das allerdings nachhaltig. Und es sollte nicht so wie jetzt laufen, dass wenige Menschen im totalen Überfluss leben und Tausende haben nichts. Darin liegt die Herausforderung."
Weiterführende Links zum Thema:
Themenportal Rio+20
Die UN-Konferenz Rio+20