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Naturkundemuseum Berlin
Superstar T-Rex

Er soll die nächste große Attraktion des Berliner Naturkundemuseums werden: T-Rex Tristan ist 66 Millionen Jahre alt, dafür aber ziemlich gut erhalten. Ein solches Skelett eines Riesensauriers ist weltweit äußerst selten - es besteht aus über 50 Einzelteilen und allein der Schädel wiegt 250 Kilo. Das dürfte nicht nur für Paläontologen ein Highlight sein.

Von Verena Kemna | 17.12.2015
    Das Skelett des Tyrannosaurus Rex namens "Tristan Otto" ist am 16.12.2015 im Naturkundemuseum in Berlin ausgestellt. Mit rund vier Metern Höhe und zwölf Metern Länge dominiert er die neue Schau zum Thema T. rex, die Besuchern von Donnerstag an im Berliner Naturkundemuseum offensteht. Foto: Britta Pedersen/dpa (zu dpa "T. rex zeigt Berlin die Zähne - Schau mit originalem Dino-Skelett" am 16.12.2015)
    Für drei Jahre gastiert der 12 Meter lange und vier Meter hohe Tristan jetzt im Naturkundemuseum (picture alliance / dpa / Britta Pedersen)
    Es sind nur schwarze versteinerte Knochen, 66 Millionen Jahre alt, und doch wirkt das mächtige Skelett des Tyrannosaurus Rex äußerst lebendig. Die scharfen Krallen an den Zehen sind so lang wie eine ausgestreckte Hand, ebenso bedrohlich erscheinen die fingerlangen leicht gebogenen scharfen Zähne im Maul des Riesensauriers. Als würde er jeden Moment Beute wittern und sich mit den Hinterbeinen vom Boden abstoßen – Benedikt Esch, der den T-rex im Berliner Naturkundemuseum auf einem betonähnlichen Podest installiert hat, ist jeden Tag aufs Neue beeindruckt.
    "Das ist unbegreiflich, dass solche Kreaturen auf der Welt überhaupt gelebt haben. Das ist so ein Riesenteil. Allein der Kopf ist 1,50 Meter lang, also, das ist kaum vorstellbar. Und das macht die Faszination aus, also das ist eines der größten Landraubtiere, die jemals gelebt haben, man möchte dem nie begegnet sein."
    Dabei war der Landräuber trotz der scharfen Zähne wahrscheinlich nie das blutrünstige Monster, als das er meist in Spielfilmen dargestellt wurde. In der Evolution steht er eher irgendwo zwischen Krokodil und Haushuhn. Vielleicht sah er aus wie ein riesiger Truthahn? In der Ausstellungshalle ist eine Kopie des Saurierkopfes in etwa fünf Metern Höhe durch ein unsichtbares Scharnier mit dem Skelett verbunden. Eine von vielen Maßanfertigungen, an denen ein Team von fünfzig Museumsmitarbeitern wochenlang getüftelt hat. Schließlich hat keiner der Paläontologen, Biomechaniker, Schlosser, Schweißer und Designer jemals etwas Ähnliches in den Händen gehalten. Allein der Unterschenkel wiegt 70 Kilo.
    "Neben dem Originalriesenskelett, ein weiteres Highlight ist der Originalschädel. Der hat eine eigene riesige Vitrine bekommen, der ist so fantastisch gut erhalten und wiegt 250 Kilo. Den konnten wir nicht an das Skelett montieren weil er zu schwer ist und zu fragil, das sind die Kronjuwelen, die wir hier zeigen."
    Der Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, Johannes Vogel posiert mit Teilen des 2012 in Montana gefundenen Schädels eines Tyrannosaurus rex.
    Der Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, Johannes Vogel posiert mit Teilen des 2012 in Montana gefundenen Schädels eines Tyrannosaurus rex. (picture alliance / dpa / Gregor Fischer)
    Eine Hebebühne wurde konstruiert, um die Knochen und vor allem eine in Harz gegossene Kopie des Schädels zu montieren. Benedikt Esch ist einer der Museumsmitarbeiter, die in der Heimat des T-Rex, Montana/USA nach Spuren gesucht haben. Wo heute rund um ein vertrocknetes Flusstal Steppengras wächst, wurde das Riesenskelett vor drei Jahren ausgegraben und von einem Privatsammler gekauft. Der wiederum hat in seiner Begeisterung den Dino nach seinem jüngsten Sohn Tristan benannt. Auch diese Geschichte kann der Besucher im Museum nacherleben. Benedikt Esch inszeniert Skelett und Herkunft in einer ausgeklügelten Multimediashow.
    "Fossilien werden nie komplett gefunden, werden immer in Bruchstücken gefunden und genau dieses Thema spiegelt die Konstruktion wieder."
    Jetzt können Forscher tüfteln
    Eine aufwendige Holzkonstruktion in grauer Betonoptik mit eingelassenen Schaukästen, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen sind. Das ist das Podest, auf dem Tristan thront: Er war etwa 17 Jahre alt, wog ungefähr 6 Tonnen und er war schneller als seine pflanzenfressenden Beutetiere. Ob er prusten oder brüllen konnte, ob er eine raue oder glatte Haut hatte, wie er die im Verhältnis kurzen Ärmchen benutzt hat, all das gibt den Paläontologen Rätsel auf. Ab jetzt läuft die Zeit. Drei Jahre lang dürfen die Berliner Wissenschaftler den Tyrannosaurus Rex erforschen. Die Kuratorin Linda Gallé über Funde am Originalschauplatz in Montana.
    "Teile von Krokodilen, Teile von Fischen, Teile von anderen pflanzenfressenden Dinosauriern, die dann möglicherweise auch die Beute von Tristan waren und eben auch Pflanzen, versteinertes Holz, Bernstein und das bekommt der Besucher hier auch präsentiert."
    Wie sah Tristans Lebensraum zur Kreidezeit aus? Eine von vielen Fragen, an denen die Berliner Wissenschaftler tüfteln, Linda Gallé.
    "Es muss Wasser gegeben haben in dem Krokodile und Fische gelebt haben, es muss aber auch Landflächen mit großer Vegetation gegeben haben. Es muss Bäume gegeben haben, eher so ein feucht tropisches Klima damals und so baut sich vor dem inneren Auge der Lebensraum auf. "
    Tumor beim Tyrannosaurus?
    Auch von Tristans Krankheiten erhoffen sich die Wissenschaftler einiges. Eine faustdicke Knochenauftreibung am Unterkiefer lässt auf einen Tumor schließen. Sollte Tristan am Ende wegen vereiterter Zähne gestorben sein? Rippenbrüche und Verletzungen am Skelett, sowie die Beschaffenheit der Knochen werden akribisch untersucht ebenso wie das Bewegungsmuster. Der Plan der Kuratoren: Forschungsergebnisse sollen jederzeit in die Ausstellung integriert werden. So wird aus dem 66 Millionen Jahre alten Skelett ein lebendiger T-Rex - Museumschef Johannes Vogel ist voller Vorfreude.
    "Das ist als würde Berlin die Mona Lisa aus Paris bekommen. Es ist der einzige T-Rex in Europa. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Dinosaurierfan es sich entgehen lassen wird. Das wird viele Leute nach Berlin bringen, das wird unheimlich viele Leute für Forschung und Wissenschaft inspirieren."