König Norodom Sihanouk, der kürzlich über 80jährig abdankte, wusste um die Katastrophe. Doch sein Einfluss war schon geschwunden, als er an die britische Umweltorganisation "Global Witness" schrieb: "Durch die Abholzung des Tropenwaldes wird die Zukunft Kambodschas und die unserer jungen Generation geopfert." Auch vor der Nationalversammlung stieß er auf taube Ohren, als er den Kahlschlag für die schweren Überschwemmungen verantwortlich machte, die sich in den letzten Jahren in dem südostasiatischen Land häufen.
Früher konnten sich die Bauern in Kambodscha auf die Regenzeit verlassen. In den vergangenen Jahren fällt der Regen unregelmäßiger. Und die Bauern sind mehr und mehr verunsichert, wann sie mit der Reisanpflanzung beginnen sollen. Marcus Hartke, deutscher Mitarbeiter bei "Global Witness" in der Hauptstadt Phnom Penh, sieht vor allem Veränderungen auf lokaler Ebene:
Wir sehen sicherlich Klimaveränderungen, wie haben mehr Dürre, wir haben mehr unregelmäßige Regenfälle in Kambodscha in den letzten zwei, drei Jahren. Es ist natürlich schwierig nachzuweisen, dass dies direkt mit Waldverlust in Verbindung zu bringen ist, aber wir sehen sicherlich auf der lokalen Ebene eine große Veränderung. Bodenerosion, das Mikroklima ändert sich, und die meisten Kambodschaner bringen dies direkt in Verbindung mit Waldverlust.
Die Perioden der Trockenheit sind inzwischen von früher sechs auf nunmehr acht Monate angewachsen. Das hat schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft, aber auch wiederum für den im Wortsinn "angeschlagenen" Wald, der sich kaum mehr regenieren kann. Die Seen, so wie der früher fischreiche Tonle Sap See, sinken ab, mit erschreckenden Folgen für den Fischbestand. Fisch aber ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil für die Kambodschaner.
Die Roten Khmer, die zwischen 1975 und 1979 zwischen 1,7 und zwei Millionen Menschen umbrachten, hatten noch bis Anfang der 90er Jahre weite Teile des waldreichen Westens an der Grenze zu Thailand kontrolliert. Mit dem schwungvollen Tropenholz-Handel finanzierten die Rebellen ihre Truppen und ihre Vorstöße gegen die Armee. Dann schaltete sich auch Ministerpräsident Hun Sen in das lukrative Geschäft ein, obwohl Artikel 59 der Verfassung den Schutz und Erhalt der Umwelt vorschreibt.
Als die letzten Roten Khmer den Busch verlassen und zu den Regierungstruppen übergelaufen waren, kam das Holzgeschäft erst so richtig in Fahrt:
In den frühen 90ern wurde das Land mehr oder weniger befriedet, und das hat einen Holzeinschlags-Boom ausgelöst, von dem alle politischen Parteien und die Armee und praktisch jeder, der eine Kettensäge halten konnte, profitiert hat. Die Situation wurde so unkontrolliert, dass Mitte der 90er Jahre die Geberstaaten ein Ultimatum an die Regierung gestellt haben und gesagt haben, falls es keine Waldreform in nächster Zukunft gibt, dann wird diese Ressource für immer verloren sein. Und die Regierung würde nicht weitere Entwicklungsgelder erhalten, wenn sie nicht eine Waldreform einleitet.
Unter diesem Druck leitete Ministerpräsident Hun Sen in 1999 eine Waldreform ein. Von ihr wurden die Betreiber von den im ganzen Land verteilten Sägewerken betroffen. Die "großen Fische" aber blieben weitgehend unbehelligt, weil sie mit Regierungsstellen gemeinsame Sache machten. Die großflächige Zerstörung durch Holzkonzerne und durch den industriellen Holzeinschlag ging systematisch weiter – die Regierungsspitze hält ihre immer weit geöffnete Hand darüber, obwohl sie damit gegen einen weiteren Verfassungsartikel ,101, verstößt, der Regierungsmitgliedern die Beteiligung an Geschäften jeder Art verbietet.
Absurderweise führte die Waldreform dazu, dass der Regierungschef die unliebsame Konkurrenz wie die Oppositionsparteien ausschaltete. Dazu Hartke von "Global Witness":
Was wir also jetzt sehen, ist im gewissen Sinne eine Monopolisierung der Holzgeschäfte um die machthabende Elite herum, um den Premierminister, seine Ver-wandten und die Geschäftsleute, die direkt an seiner Seite stehen.
So ganz will sich aber die Lobby der Holzhändler nicht verdrängen lassen. Also wurde eine neue Idee geboren – das Anlegen von Plantagen. Um aber eine Plantage anzulegen, muss zunächst einmal der Wald ver-schwinden. Und genau das geschieht jetzt in Kambodscha. Zu den illegalen Aktivitäten kommen jetzt die quasi legalen hinzu. Plantagen verstoßen gegen keine Forstgesetze, und mit Hilfe von Subunternehmern wird die neue Geldquelle erschlossen.
In den Provinzen Pursat und Kampong Chhang fressen sich die Sägen tief in die Wälder hinein. Akazien-Plantagen sind geplant, obwohl der Boden dafür gar nicht geeignet ist. Dann sollen später auch noch Gummi- und Eukalyptus-Bäume gepflanzt werden. Ob dies allerdings jemals geschehen wird, ist mehr als fraglich. Die Größenordnungen sind aus europäischer Sicht unvorstellbar. Es handelt sich um Waldgebiete von 200.000 und 300.000 Hektar.
Der Schaden, der hier aus reiner Profitgier entsteht, wird in einigen Generationen nicht wieder gutzumachen sein.
Früher konnten sich die Bauern in Kambodscha auf die Regenzeit verlassen. In den vergangenen Jahren fällt der Regen unregelmäßiger. Und die Bauern sind mehr und mehr verunsichert, wann sie mit der Reisanpflanzung beginnen sollen. Marcus Hartke, deutscher Mitarbeiter bei "Global Witness" in der Hauptstadt Phnom Penh, sieht vor allem Veränderungen auf lokaler Ebene:
Wir sehen sicherlich Klimaveränderungen, wie haben mehr Dürre, wir haben mehr unregelmäßige Regenfälle in Kambodscha in den letzten zwei, drei Jahren. Es ist natürlich schwierig nachzuweisen, dass dies direkt mit Waldverlust in Verbindung zu bringen ist, aber wir sehen sicherlich auf der lokalen Ebene eine große Veränderung. Bodenerosion, das Mikroklima ändert sich, und die meisten Kambodschaner bringen dies direkt in Verbindung mit Waldverlust.
Die Perioden der Trockenheit sind inzwischen von früher sechs auf nunmehr acht Monate angewachsen. Das hat schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft, aber auch wiederum für den im Wortsinn "angeschlagenen" Wald, der sich kaum mehr regenieren kann. Die Seen, so wie der früher fischreiche Tonle Sap See, sinken ab, mit erschreckenden Folgen für den Fischbestand. Fisch aber ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil für die Kambodschaner.
Die Roten Khmer, die zwischen 1975 und 1979 zwischen 1,7 und zwei Millionen Menschen umbrachten, hatten noch bis Anfang der 90er Jahre weite Teile des waldreichen Westens an der Grenze zu Thailand kontrolliert. Mit dem schwungvollen Tropenholz-Handel finanzierten die Rebellen ihre Truppen und ihre Vorstöße gegen die Armee. Dann schaltete sich auch Ministerpräsident Hun Sen in das lukrative Geschäft ein, obwohl Artikel 59 der Verfassung den Schutz und Erhalt der Umwelt vorschreibt.
Als die letzten Roten Khmer den Busch verlassen und zu den Regierungstruppen übergelaufen waren, kam das Holzgeschäft erst so richtig in Fahrt:
In den frühen 90ern wurde das Land mehr oder weniger befriedet, und das hat einen Holzeinschlags-Boom ausgelöst, von dem alle politischen Parteien und die Armee und praktisch jeder, der eine Kettensäge halten konnte, profitiert hat. Die Situation wurde so unkontrolliert, dass Mitte der 90er Jahre die Geberstaaten ein Ultimatum an die Regierung gestellt haben und gesagt haben, falls es keine Waldreform in nächster Zukunft gibt, dann wird diese Ressource für immer verloren sein. Und die Regierung würde nicht weitere Entwicklungsgelder erhalten, wenn sie nicht eine Waldreform einleitet.
Unter diesem Druck leitete Ministerpräsident Hun Sen in 1999 eine Waldreform ein. Von ihr wurden die Betreiber von den im ganzen Land verteilten Sägewerken betroffen. Die "großen Fische" aber blieben weitgehend unbehelligt, weil sie mit Regierungsstellen gemeinsame Sache machten. Die großflächige Zerstörung durch Holzkonzerne und durch den industriellen Holzeinschlag ging systematisch weiter – die Regierungsspitze hält ihre immer weit geöffnete Hand darüber, obwohl sie damit gegen einen weiteren Verfassungsartikel ,101, verstößt, der Regierungsmitgliedern die Beteiligung an Geschäften jeder Art verbietet.
Absurderweise führte die Waldreform dazu, dass der Regierungschef die unliebsame Konkurrenz wie die Oppositionsparteien ausschaltete. Dazu Hartke von "Global Witness":
Was wir also jetzt sehen, ist im gewissen Sinne eine Monopolisierung der Holzgeschäfte um die machthabende Elite herum, um den Premierminister, seine Ver-wandten und die Geschäftsleute, die direkt an seiner Seite stehen.
So ganz will sich aber die Lobby der Holzhändler nicht verdrängen lassen. Also wurde eine neue Idee geboren – das Anlegen von Plantagen. Um aber eine Plantage anzulegen, muss zunächst einmal der Wald ver-schwinden. Und genau das geschieht jetzt in Kambodscha. Zu den illegalen Aktivitäten kommen jetzt die quasi legalen hinzu. Plantagen verstoßen gegen keine Forstgesetze, und mit Hilfe von Subunternehmern wird die neue Geldquelle erschlossen.
In den Provinzen Pursat und Kampong Chhang fressen sich die Sägen tief in die Wälder hinein. Akazien-Plantagen sind geplant, obwohl der Boden dafür gar nicht geeignet ist. Dann sollen später auch noch Gummi- und Eukalyptus-Bäume gepflanzt werden. Ob dies allerdings jemals geschehen wird, ist mehr als fraglich. Die Größenordnungen sind aus europäischer Sicht unvorstellbar. Es handelt sich um Waldgebiete von 200.000 und 300.000 Hektar.
Der Schaden, der hier aus reiner Profitgier entsteht, wird in einigen Generationen nicht wieder gutzumachen sein.