Donnerstag, 09. Mai 2024

Ex-"Bild"-Chefredakteur
NDR stellt Strafanzeige gegen Julian Reichelt

Der Norddeutsche Rundfunk hat Strafanzeige gegen den ehemaligen Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Reichelt, gestellt. Eine NDR-Sprecherin teilte mit, die Anzeige sei bei der Staatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachts der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung in drei Punkten eingereicht worden. Zuerst hatte das Magazin "Der Spiegel" berichtet.

25.08.2023
    Der frühere "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt bei einer Talkshow
    Der Jounalist Julian Reichelt (imago / Jörg Schüler)
    Hintergrund ist laut NDR das presserechtliche Unterlassungsverfügungsverfahren, das Reichelt gegen die Berichterstattung des Senders in der Sendung "Reschke Fernsehen" über systematischen Machtmissbrauch eingereicht hatte. Der Journalist versicherte darin unter anderem, nicht diverse Affären mit Mitarbeiterinnen des Springer-Konzerns unterhalten und keine Beziehung mit einer bestimmten Mitarbeiterin gehabt zu haben.
    Diese Angaben entsprächen nach den Recherchen der Redaktion "Reschke Fernsehen" nicht der Wahrheit, erklärte die Sprecherin. Der NDR habe sich zur Anzeige entschieden, "weil es den Wert eidesstattlicher Versicherungen zu schützen gilt und damit auch die freie Berichterstattung, gerade auch im Bereich von Machtmissbrauch und MeToo-Fällen."
    Das Landgericht Hamburg hatte dem NDR in dem von Reichelt eingereichten Verfahren Ende April in einer vorläufigen Entscheidung die Verbreitung einzelner Punkte der Berichterstattung untersagt. Der NDR habe diese Entscheidung nicht akzeptiert, eine weitere Klärung werde im Hauptsacheverfahren stattfinden, erläuterte die Sprecherin.
    Reichelt war im Oktober 2021 nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs als "Bild"-Chefredakteur entlassen worden. Er wies die Vorwürfe gegen ihn zurück. Inzwischen haben Reichelt und der Axel-Springer-Verlag ihren arbeitsrechtlichen Streit außergerichtlich beigelegt.