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Networking

Karriere Networking ist kein sympathisches Wort. Es klingt nach Menschen, die eifrig Visitenkarten verteilen und sammeln; aufbewahrt nach Art einen Skatblattes - hier die Luschen dort die Asse – um sie je nach Gelegenheit auszuspielen. Die Studierenden der Ruhruniversität Bochum konnten gestern Abend eine andere Seite von Networking kennen lernen: Networking als Beziehungsstifter, ein Geben und Nehmen, von dem langfristig alle Beteiligten profitieren können. Für Oliver Maassen von der Bayerischen Hypo- Vereinsbank ist das nichts grundsätzlich Neues:

Von Christina Schaffrath | 25.01.2005
    Zunächst glaube ich, dass Networking einfach im Moment eine Modeerscheinung ist. Das Networking an sich ist ein alter Wert, den gab es schon immer, er wird gerade neu entdeckt, er wird vielleicht auch deshalb neu entdeckt, weil es schwieriger geworden ist in der Wirtschaft Kontakte zu haben, weil es schwieriger geworden ist, Karriere zu machen, und da spielt natürlich die Frage, welchen Kontakt habe ich, wie kann ich mich vermarkten, eine wichtige Rolle.

    Bei der Selbstvermarktung steht aber weniger das bloße Abgeben einer Visitenkarte im Vordergrund. Gefragt ist ein aktiverer Umgang mit Menschen, ein Vorgang, der immer mehr ins Hintertreffen geraten zu sein scheint, obwohl er eigentlich selbstverständlich sein sollte. Das findet zumindest Katrin Brömme, die in Bochum gerade in Maschinenbau promoviert hat.

    So die Gepflogenheiten miteinander umzugehen, das merke ich auch, dass das verloren gegangen oder abgeschwächt ist und die Leute wundern sich manchmal, dass man ihnen die Tür aufhält oder sich bedankt, also das ist für mich einfach wichtig im Umgang mit Menschen ja und oft denke ich da auch nicht drüber nach.

    Am Anfang ist es einfacher, persönliche Kontakte zu pflegen und auszubauen. Denn ein Netzwerk entsteht in der langen Dauer. Und es geht nicht nur darum, sich schon frühzeitig um Kontakte zu Firmen zu bemühen, durch Praktika oder Jobs. Networking beginnt schon im Kleinen, sieht auch der Doktorand Harald Krogel-Emden.

    Es ist schon so, beim Korrigieren von irgendwelchen englischen Texten, die man geschrieben hat, wenn man da Leute kennt, die im englischsprachigen Ausland waren, das ist halt deutlich einfacher, die können einem da einen Tipp geben, genauso kann man dann denen bei anderen Sachen helfen, also von daher ist also wirklich eine Sache, die im Alltäglichen auch auftritt.

    Der letztendliche Erfolg im Berufsleben hängt vom eigenen Können und der Ausstrahlung ab; auch wenn Kontakte hilfreich sind, um von verschiedenen Seiten Informationen und Ideen zu erhalten. Für Doktor Christian Seegert von Kraft Foods sind diese allein nicht der Schlüssel zum Erfolg.

    Wenn sie in ihren Angelegenheiten klar sind und wissen was sie wollen und auch nicht wie eine Dampfwalze an den Partner rangehen, den sie ansprechen wollen, sondern auch wahrnehmen, wie der mit dem Thema umgeht, dann müssen sie irgendwann Erfolg haben ungeachtet der ganz üblen Bewerbungssituation, angesichts der darbenden Verhältnisse in unserem Land, aber wenn sie da klar sind, dann ist das, das ist das einzig reelle Networking was ich dann auch unterstützen würde.

    Ein Netzwerk funktioniert immer nur so gut, wie die Beteiligten sich einbringen. Es lebt vom aktiven Handeln und Kommunikation. Das Profitieren von Kontakten hat noch nichts mit Vitamin B zu tun, solange mit ihnen angemessen umgegangen wird. Ein wichtiger Faktor für ein Netzwerk ist letztlich auch die Transparenz, erklärt Oliver Maassen.

    Hier geht es um Networking im Sinne von, das kann ich offen kommunizieren, das nutze ich, das ist legitim, das ist ethisch korrekt, das ist moralisches Handeln, dann habe ich damit überhaupt kein Problem, schwierig wird es immer wenn es in die Grauzone kommt, ich muss mir immer überlegen beim Networking, wenn ich jemandem helfe oder mir geholfen wird, ich muss drüber reden können, das ist so der moralische Standard, an dem ich es festmache.