"So kann's nicht bleiben."
Ein paar Ratten zischeln durch die Büsche. Der kupferne Neptun spuckt Wasser neben Luther, der Marienkirche, dem Fernsehturm und kleinen Wasserkaskaden. Im Hintergrund grüßen Marx und Engels. Kaum jemand bevölkert diese Leere in die zehn Fußballfelder passen würden. Das ist die Mitte Berlins in ihrer ganzen Geschmacklosigkeit, die derzeit den ehemalige Senatsbaudirektor Hans Stimmann in Rage bringt:
"Das ist ja eine Kabarettlösung, den Status quo so zu belassen, eine U-Bahnstation zu bauen und dahinten dann ein Humboldt Forum zu errichten und vorne bleibt das Ganze ein Denkmal für die untergegangene DDR. Aber das ist ja nur etwas für die, wie heißt es, 'Neues aus der Anstalt', aber nicht ernsthaft eine Debatte über die Mitte unserer Stadt."
Stimmann fordert in seinem neuesten 160 Seiten starken Buch "Berliner Altstadt" die Bebauung des Areals. Stimmann agiert als Privatperson, hat aber mit den Architekten Kollhoff und Sattler, sowie dem Regierenden Bürgermeister Wowereit, Kulturstaatsminister Schmitz und Ex-Finanzsenator Sarrazin bereits gewichtige Stimmen auf seine Seite gezogen. Er schlägt vor, Marx und Engels, die grüne Wiese, die Wasserkaskaden und das leere Pflasterfeld vor dem Rathaus wegzuräumen. Stattdessen soll die Parzellierung der alten Straßenzüge des 16. und 19. Jahrhunderts, des ehemaligen Heiligen-Geist- und Marienviertel wiederhergestellt werden. Auf den kriegszerstörten Flächen sollen moderne dreistöckige Privathäuser entstehen für die neue gute Berliner Gesellschaft.
"Es ist eine kleinschissige Romantik","
hält der preisgekrönte Architekt Wolf Eisentraut, Miterbauer des Palasts der Republik und Präsident des Bundes deutscher Architekten dagegen, der die Fraktion um die aktuelle Senatsbaudirektorin Lüscher, sowie die PDS-Meinung vertritt:
" "Bei der Friedrichstraße ist einem nix eingefallen, wie man die richtig bebaut. Am Friedrichswerder fällt einem nichts weiter ein, als alte Grundrisse zu nehmen und kleine Stadthäuschen zu bauen. Und dort fällt einem gar nichts ein, also stecken wir das wieder mit Mittelalter zu."
Stimmann und seine Freunde argumentieren, dass mit der Wiederherstellung einer Altstadtstruktur Berlin seine Geschichte zurückerhielte. Die Straßen, in denen Lessing, Mendelsohn, Tieck, Schadow, Gärtner, wohnten, würden wieder erfahrbar. Darüber hinaus erhielte das Humboldt Forum und seine Besucher anstelle einer leeren Wüstenei einen Humboldt-Kiez im Rücken mit kleinen Geschäften zum Flanieren und Kaffeetrinken. Die Gegner halten es für lächerlich und kafkaesk, das das höchste deutsche Gebäude, der 370 Meter hohe Fernsehturm aus einem Zwergendorf von dreistöckigen Townhäuschen hervorragen solle, die wiederum umrahmt wären von elfstöckigen SED-Plattenriegeln und einem Schloss.
"Ich denke zum Beispiel dass die Kunsthalle als Solitärbau dort in der Mitte stehen könnte. Aber eben nicht als große Kiste, aber ein Bauwerk, das eine funktionelle Verdichtung bringt an dieser Stelle, ohne abzuriegeln in irgendeine Richtung."
Ein Blick in die Geschichte Berlins zeigt übrigens, dass die von Stimman erträumte harmonische Bürgerstadt am Schloss so nie existierte. Als das erste Schloss im 15. Jahrhundert gebaut wurde, setzten die Bürger Berlins aus Protest gegen die feudale Zerstörung ihrer Hansestadt die Baugrube unter Wasser. 500 Jahre lang wandten sich dafür Schloss und Altstadt den Rücken zu. Es gab unter den Linden keine Brücke. Einen Humboldt-Kiez zu bauen, ist Träumerei. Historisch richtig ist, dass an dieser Grenze immer oben und unten aneinanderstießen, sich immer ideologische Kämpfe architektonisch materialisierten. Hinzu kommt, was kaum diskutiert wird, eine praktische Problematik: Eine wie auch immer geartete Bebauung des Geländes löst absehbar einen jahrelangen Rechtsstreit aus.
"Wenn man eine Grünanlage wieder bebauen will, dann kommen die Alteigentümeransprüche wieder hoch, insbesondere von Jewish Claims. Dieses Wissen um diesen Vorgang ist aus meiner Sicht höchst willkommen."
Für Hans Stimman spricht dies genau dafür, den alten Stadtgrundriss wiederaufleben zu lassen und die Grundstücke zurückzugeben. Entschädigungszahlungen wären für die Stadt nicht finanzierbar. Seine Gegner plädieren das Gelände als Grünfläche zu behalten und Gras über das Grundstück wachsen zu lassen. Das Thema wird erhalten bleiben.
Ein paar Ratten zischeln durch die Büsche. Der kupferne Neptun spuckt Wasser neben Luther, der Marienkirche, dem Fernsehturm und kleinen Wasserkaskaden. Im Hintergrund grüßen Marx und Engels. Kaum jemand bevölkert diese Leere in die zehn Fußballfelder passen würden. Das ist die Mitte Berlins in ihrer ganzen Geschmacklosigkeit, die derzeit den ehemalige Senatsbaudirektor Hans Stimmann in Rage bringt:
"Das ist ja eine Kabarettlösung, den Status quo so zu belassen, eine U-Bahnstation zu bauen und dahinten dann ein Humboldt Forum zu errichten und vorne bleibt das Ganze ein Denkmal für die untergegangene DDR. Aber das ist ja nur etwas für die, wie heißt es, 'Neues aus der Anstalt', aber nicht ernsthaft eine Debatte über die Mitte unserer Stadt."
Stimmann fordert in seinem neuesten 160 Seiten starken Buch "Berliner Altstadt" die Bebauung des Areals. Stimmann agiert als Privatperson, hat aber mit den Architekten Kollhoff und Sattler, sowie dem Regierenden Bürgermeister Wowereit, Kulturstaatsminister Schmitz und Ex-Finanzsenator Sarrazin bereits gewichtige Stimmen auf seine Seite gezogen. Er schlägt vor, Marx und Engels, die grüne Wiese, die Wasserkaskaden und das leere Pflasterfeld vor dem Rathaus wegzuräumen. Stattdessen soll die Parzellierung der alten Straßenzüge des 16. und 19. Jahrhunderts, des ehemaligen Heiligen-Geist- und Marienviertel wiederhergestellt werden. Auf den kriegszerstörten Flächen sollen moderne dreistöckige Privathäuser entstehen für die neue gute Berliner Gesellschaft.
"Es ist eine kleinschissige Romantik","
hält der preisgekrönte Architekt Wolf Eisentraut, Miterbauer des Palasts der Republik und Präsident des Bundes deutscher Architekten dagegen, der die Fraktion um die aktuelle Senatsbaudirektorin Lüscher, sowie die PDS-Meinung vertritt:
" "Bei der Friedrichstraße ist einem nix eingefallen, wie man die richtig bebaut. Am Friedrichswerder fällt einem nichts weiter ein, als alte Grundrisse zu nehmen und kleine Stadthäuschen zu bauen. Und dort fällt einem gar nichts ein, also stecken wir das wieder mit Mittelalter zu."
Stimmann und seine Freunde argumentieren, dass mit der Wiederherstellung einer Altstadtstruktur Berlin seine Geschichte zurückerhielte. Die Straßen, in denen Lessing, Mendelsohn, Tieck, Schadow, Gärtner, wohnten, würden wieder erfahrbar. Darüber hinaus erhielte das Humboldt Forum und seine Besucher anstelle einer leeren Wüstenei einen Humboldt-Kiez im Rücken mit kleinen Geschäften zum Flanieren und Kaffeetrinken. Die Gegner halten es für lächerlich und kafkaesk, das das höchste deutsche Gebäude, der 370 Meter hohe Fernsehturm aus einem Zwergendorf von dreistöckigen Townhäuschen hervorragen solle, die wiederum umrahmt wären von elfstöckigen SED-Plattenriegeln und einem Schloss.
"Ich denke zum Beispiel dass die Kunsthalle als Solitärbau dort in der Mitte stehen könnte. Aber eben nicht als große Kiste, aber ein Bauwerk, das eine funktionelle Verdichtung bringt an dieser Stelle, ohne abzuriegeln in irgendeine Richtung."
Ein Blick in die Geschichte Berlins zeigt übrigens, dass die von Stimman erträumte harmonische Bürgerstadt am Schloss so nie existierte. Als das erste Schloss im 15. Jahrhundert gebaut wurde, setzten die Bürger Berlins aus Protest gegen die feudale Zerstörung ihrer Hansestadt die Baugrube unter Wasser. 500 Jahre lang wandten sich dafür Schloss und Altstadt den Rücken zu. Es gab unter den Linden keine Brücke. Einen Humboldt-Kiez zu bauen, ist Träumerei. Historisch richtig ist, dass an dieser Grenze immer oben und unten aneinanderstießen, sich immer ideologische Kämpfe architektonisch materialisierten. Hinzu kommt, was kaum diskutiert wird, eine praktische Problematik: Eine wie auch immer geartete Bebauung des Geländes löst absehbar einen jahrelangen Rechtsstreit aus.
"Wenn man eine Grünanlage wieder bebauen will, dann kommen die Alteigentümeransprüche wieder hoch, insbesondere von Jewish Claims. Dieses Wissen um diesen Vorgang ist aus meiner Sicht höchst willkommen."
Für Hans Stimman spricht dies genau dafür, den alten Stadtgrundriss wiederaufleben zu lassen und die Grundstücke zurückzugeben. Entschädigungszahlungen wären für die Stadt nicht finanzierbar. Seine Gegner plädieren das Gelände als Grünfläche zu behalten und Gras über das Grundstück wachsen zu lassen. Das Thema wird erhalten bleiben.