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Neue Chance für Babelsberg?

Oft wird er beschworen, der Mythos Babelsberg. Fritz Lang drehte hier Metropolis, Marlene Dietrich und Emil Jannings glänzten in "Der blaue Engel." Doch weder ein Ufa- noch ein DEFA-Mythos helfen beim Geschäfte machen. Deshalb wird ab sofort knallhart kalkuliert. Carl Woebcken, einer der zwei neuen Eigentümer.

Von Claudia van Laak |
    Wir müssen uns bemühen, zum einen die Geschäftsgrundlage zu verbessern, die Auslastung der Studios homogener gestalten, wir müssen die Kostenstrukturen und die Strukturen als Ganzes der Geschäftsgrundlage anpassen.

    Das bedeutet: Die neuen Eigentümer Carl Woebcken und Christoph Fisser wollen die Personalkosten senken, der Geschäftsplan sieht Entlassungen von 50 der derzeit 220 Mitarbeiter vor. Außerdem wollen sie stärker ins Fernsehgeschäft einsteigen und den 50 Prozent Anteil von Vivendi am Fernsehzentrum Babelsberg übernehmen.

    Wir haben Vivendi ein Angebot gemacht, diese 50 Prozent für 900.000 Euro zu kaufen. jetzt warten wir auf die Reaktion von Studio Hamburg, Jetzt muss Studio Hamburg entscheiden, ob es sein Vorkaufsrecht wahrnimmt oder uns oder jemand anderes seinen 50 Prozent-Anteil andient oder ob man es so lässt wie es bisher war.

    Carl Woebcken und sein Partner Christoph Fisser bekommen von Vivendi eine Mitgift von 18 Millionen Euro für das defizitäre Unternehmen. Ungefähr die Summe, die Vivendi hätte zahlen müssen, wenn der französische Konzern die Filmstudios zugemacht hätte - wird kolportiert. Die anderen beiden Bieter - die NDR Tochter Studio Hamburg und der derzeitige Geschäftsführer - gingen leer aus. Ihre Geldforderungen an Vivendi waren offensichtlich zu hoch. Der Betriebsratsvorsitzende Jan-Peter Schmarje ist enttäuscht.

    Womit wir ernsthaft böse sind, ist der Konzern Vivendi, der hier zwölf Jahre die Verantwortung hatte und sich jetzt auf eine schlimme Art und Weise herausgezogen hatte, böse sind wir Vivendi in Paris.

    Der Verkauf an Woebcken und Fisser war eine falsche Entscheidung, ist der Betriebsrat überzeugt. Studio Babelsberg hat nun kein Unternehmen mehr im Hintergrund, das Risiken durch das schwankende Filmgeschäft ausgleichen kann.

    Wir wissen noch viel zu wenig von ihnen, und das, was wir bisher zusammengetragen haben, klingt nicht sehr gut. Sie sind mit Sicherheit nicht die Experten für die Herstellung von großen Spielfilmen.

    Die Skepsis des Betriebsrates wird von vielen Unternehmen am Medienstandort Potsdam-Babelsberg geteilt. Der Medienbeauftragte der Brandenburger Landesregierung Erhard Thomas hatte sich für die NDR-Tocher Studio Hamburg als Käufer eingesetzt.

    Mit Studio Hamburg wäre mittelfristig die Zukunft von Studio Babelsberg besser einzuschätzen gewesen als mit Leuten, die von außen kommen und von denen man nicht weiß, wie sie die Sache angehen werden.

    Studio Hamburg hat nun angekündigt, seinen Fernsehstandort Berlin-Adlershof massiv auszubauen. Die Befürchtung vieler: Adlershof und Babelsberg könnten sich einen ruinösen Wettbewerb liefern. Noch einmal Brandenburgs Medienbeauftragter Erhard Thomas.

    Studio Hamburg wird sich voll auf Adlershof konzentrieren, jetzt haben wir den Wettbewerb innerhalb der Region, was absolut schädlich ist. Wir können hier nur gemeinsam gegen Hamburg oder Köln als Medienstandort bestehen. Auch das wird eine schwierige Frage sein für die beiden Neuen, wie sie das handeln wollen.

    Voraussichtlich Mitte September werden die neuen Eigentümer Studio Babelsberg übernehmen. Neuer Geschäftsführer wird Carl Woebcken.