Neurowissenschaften
Neue Erkenntnisse stellen alte Studien in der Hirnforschung infrage

Die Neurowissenschaften sind möglicherweise einem Irrtum unterlegen. Bisher gingen die Wissenschaftler von einer Korrelation zwischen Blutfluss und Aktivität der Hirnnerven aus. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass dieser Zusammenhang weniger eindeutig ist als angenommen.

    Eine Frau betrachtet eine Magnetresonanztomographie-Aufnahme (MRT) eines menschlichen Gehirns.
    Eine Magnetresonanztomographie-Aufnahme (MRT) eines menschlichen Gehirns (AFP / Foto: Miguel Medina )
    Die Neurowissenschaften nutzen den Blutdurchfluss seit 30 Jahren, um die Gehirnaktivität zu untersuchen. Forscher der Technischen Universität München und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben nun für eine Studie Experimente mit 40 Probanden durchgeführt. Sie ließen sie verschiedene Aufgaben absolvieren, während ihr Hirn mit einem neuen MRT-Verfahren gescannt wurde. Mit diesem Verfahren wurde der Sauerstoffverbrauch in den unterschiedlichen Hirnarealen und damit die Hirnaktivität erfasst. Bislang nahm man an, dass Sauerstoffverbrauch und Blutfluss gleichzeitig ansteigen und der Blutfluss somit auf die Aktivität hinweist. Die Scans zeigten aber erstaunliche Ergebnisse: In rund 40 Prozent der Szenarien waren der Blutfluss und der Sauerstoffgehalt nicht miteinander verknüpft oder sogar gegenläufig. Darüber berichtet die Fachzeitschrift "Forschung und Wissen".
    Beim Lösen von Matheaufgaben zum Beispiel stieg der Sauerstoffverbrauch in den aktiven Hirnarealen, nicht aber der Blutfluss. Die Hirnregionen sind also aktiv, ohne dass das bei den herkömmlichen Untersuchungen aufgefallen wäre. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass jetzt zehntausende Studien überprüft werden müssen.
    Diese Nachricht wurde am 20.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.