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Neue Hoffnung für Dialysepatienten

Weltweit erstmals gelang am Tübinger Uniklinikum eine Nierentransplantation trotz Blutgruppen- und Gewebeunverträglichkeit. Auch die für das Immunsystem so wichtige Milz musste nicht entfernt werden. Das lässt Dialysepatienten, die seit Jahren auf eine Spenderniere warten, hoffen. Denn durch ein neues Blutaufbereitungsverfahren können jetzt Eltern oder Verwandte, deren Nieren für Empfänger bisher unverträglich waren, zum Spender werden.

Von Rolf Maurer |
    Fitim aus dem baden-württembergischen Bad Urach ist achtzehn Jahre alt. Die Tübinger Kinderklinik kennt er fast besser als sein Zuhause. Durch eine Krankheit hatte er beide Nieren verloren, musste wöchentlich drei- bis viermal zur Dialyse. Eine passende Spenderniere versagte bald ihren Dienst. Doch auf eine neuerliche Transplantation hätte Fitim, inzwischen erwachsen, jetzt wesentlich länger warten müssen. Das wollte seine Mutter Hyrie aber nicht:

    "Weisch, die hat (hätte) lange gedauert, bis neue Niere kommt, acht bis zehn Jahre, und die Dr. Amon hat zu uns gesagt, in dieser Zeit Fitim kann sterben. Ich hab gesagt: Nein, ich werd’ meine Niere freiwillig geben."

    Doch weder die Blutgruppe noch die Gewebemerkmale stimmten überein. Fitims Mutter hätte eigentlich gar nicht spenden können, hätten die Tübinger Mediziner nicht noch einen Trumpf im Ärmel gehabt: Ein neues Verfahren, mit dem Blutgruppen- und Gewebeunverträglichkeit umgangen werden können; und ohne die für das Immunsystem so wichtige Milz entfernen zu müssen.

    Das funktioniert so: Antikörper, die für eine Abstoßreaktion sorgen würden, werden in einem speziellen Dialyseverfahren abgefischt. Und zwar so lange, bis keine mehr im Blut zu finden sind. Eiweiße, an denen die Antikörper andocken, werden während der Dialyse als Köder eingesetzt.

    Oberarzt Dr. Oliver Amon von der Tübinger Kinderklinik:

    "...wir sind zuversichtlich, dass wir das auch bei anderen Patienten überwinden können und damit die Zahl von Transplantationen insgesamt steigern können."


    Als bei Fitim schließlich keine Antikörper mehr gefunden wurden, konnte die Niere seiner Mutter eingesetzt werden. Das war vor vier Monaten. Bisher gab’s wegen der Verträglichkeit der Niere keinerlei Komplikationen. Für Fitim ein ganz neues Leben:


    "Isch besser halt, muss keine Dialyse mehr machen, kann machen was ich will, früher konnt’ ich das gar nicht, konnt’ nicht fortgehen, gar nichts, und jetzt kann ich’s halt."

    Das Interview mit Prof.Manfred Weber, Chefarzt der Medizinischen Klinik I der Klinik der Stadt Köln GGmbH, Krankenhaus Merheim über das neue Verfahren können Sie für bestimmte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören