"Wir gehen jetzt schon Wetten ein, wo es als nächstes stattfinden könnte”,"
sagte gestern Carola Richter, Nahostmedienexpertin der Uni Erfurt am Rande der Tagung "New Voices” im Zentrum moderner Orient in Berlin noch vor dem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak
""Als das losging, haben schon ziemlich viele Experten auf Ägypten und Algerien getippt, weil das Länder sind, die mit nicht traditionellen Herrscherstrukturen ausgestattet sind."
Algerien kommt also als nächstes, waren sich die meisten Forscher einig, denn das Land hat keinen König, der seine Autorität auf den Propheten zurückführen kann, seine Mittelschicht könnte mit Facebook und Twitter Proteste organisieren, es hat kaum ethnische Minderheiten, die gegeneinander ausgespielt werden könnten und es leidet wie alle arabischen Gesellschaften unter Armut und Perspektivlosigkeit. Der Funke, der die Proteste entzündet hat, die aufgrund der Dollarschwemme international um bald 60 Prozent steigenden Preise für Grundnahrungsmittel, betrifft Algerien, in derselben Weise wie Ägypten und andere, beobachtet Sonja Hegasy, Vizedirektorin des ZMO in arabischen TV-Sendern.
"Mit welcher Heftigkeit die Kamera die Menschen interviewt hat und gezeigt hat, die alle zwischen 120 und 400 Pfund im Monat verdienen. Und die geschrien haben, ich kann damit mein Kind nicht ernähren. 120 Pfund sind ungefähr 20 Euro. Da war der pure Aufstand im ägyptischen Fernsehen. Und das explodiert jetzt auch gegen das Regime.
Die Regime im Nahen Osten versuchen verzweifelt Druck aus dem Kessel zu nehmen, berichtet Christian Sinclair, Vizedirektor des Zentrums für Nahoststudien der Universität von Arizona:
"In Jordanien hat der König schon die Regierung ausgewechselt, um die Lage zu beruhigen. In Syrien hat der Präsident Millionen Dollar in die Subventionierung der Heizölpreise investiert, als die Proteste in Tunesien begannen, ohne das an die große Glocke zu hängen."
Auch Algerien kaufte in den letzten Wochen 800.000 Tonnen Weizen, um den Brotpreis zu drücken. Doch nach dem Erfolg in Ägypten hat der Protest neuen Schwung bekommen. Befürchtungen, wie sie vor allem in deutschen Regierungskreisen kursieren, dass die arabischen Bevölkerungen für demokratische Verhältnisse aus kulturellen oder religiösen Gründen nicht reif seien, teilten die 22 internationalen Experten am Zentrum Moderner Orient in Berlin übrigens nicht, wie Gillian Kennedy vom Kings College London am Beispiel Ägyptens betont:
"Ägypten hat eine hohe Alphabetisierungsrate, eine gute Ausbildungsquote, eine sehr schnell wachsende junge Mittelschicht. Alles Faktoren, die auf eine Demokratisierung der Gesellschaft hinauslaufen. Auch die Muslimbruderschaft hat sich in den letzten 15 Jahren in den Bereichen Außenpolitik, Frauenrechte, Verwaltung stark verbessert und sich intern demokratisiert."
Der Punkt, an dem ein demokratisches System in arabischen Staaten scheitern könnte, ist vielmehr die Frage nach der Neuverteilung des Volksvermögens- im allgemeinen der Hauptpunkt bei Revolutionen. Gelingt es zum Beispiel Ägypten seine Einnahmen über den Tourismus, Immobilienmarkt, sowie den Suezkanal, die Militärhilfe so zu verteilen, dass die gut Ausgebildeten Arbeit finden und die Armen ein Auskommen? Kann das Gelingen, wenn das größte wirtschaftliche Konglomerat in Ägypten das Militär selbst ist, dem jetzt alle Macht zufloss? Von diesem Punkt her gesehen, ist Sonja Hegasy Vizedirektorin des Zentrum Moderner Orient skeptisch, doch die Alternative wäre dann auch nur, ein zurück zur Militärdiktatur:
""Das wäre für mich eigentlich die größte Sorge in Bezug auf die Demonstranten und die Bewegung, die wir jetzt sehen. Selbst wenn ich das optimistischste Szenario annehme, hätte ich immer noch Angst, dass die Demonstranten für die natürlich neben der Meinungsfreiheit und den Bürgerrechten ihre eigene ökonomische Situation genauso wichtig ist, dass sie in zwei bis drei Jahren immer noch arbeitslos sind und es dann diese Revolution als gescheitert gilt. Aber jetzt den Ägyptern von vornherein zu sagen ihr seid nicht demokratiefähig, das halte ich für extrem gefährlich.”"
sagte gestern Carola Richter, Nahostmedienexpertin der Uni Erfurt am Rande der Tagung "New Voices” im Zentrum moderner Orient in Berlin noch vor dem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak
""Als das losging, haben schon ziemlich viele Experten auf Ägypten und Algerien getippt, weil das Länder sind, die mit nicht traditionellen Herrscherstrukturen ausgestattet sind."
Algerien kommt also als nächstes, waren sich die meisten Forscher einig, denn das Land hat keinen König, der seine Autorität auf den Propheten zurückführen kann, seine Mittelschicht könnte mit Facebook und Twitter Proteste organisieren, es hat kaum ethnische Minderheiten, die gegeneinander ausgespielt werden könnten und es leidet wie alle arabischen Gesellschaften unter Armut und Perspektivlosigkeit. Der Funke, der die Proteste entzündet hat, die aufgrund der Dollarschwemme international um bald 60 Prozent steigenden Preise für Grundnahrungsmittel, betrifft Algerien, in derselben Weise wie Ägypten und andere, beobachtet Sonja Hegasy, Vizedirektorin des ZMO in arabischen TV-Sendern.
"Mit welcher Heftigkeit die Kamera die Menschen interviewt hat und gezeigt hat, die alle zwischen 120 und 400 Pfund im Monat verdienen. Und die geschrien haben, ich kann damit mein Kind nicht ernähren. 120 Pfund sind ungefähr 20 Euro. Da war der pure Aufstand im ägyptischen Fernsehen. Und das explodiert jetzt auch gegen das Regime.
Die Regime im Nahen Osten versuchen verzweifelt Druck aus dem Kessel zu nehmen, berichtet Christian Sinclair, Vizedirektor des Zentrums für Nahoststudien der Universität von Arizona:
"In Jordanien hat der König schon die Regierung ausgewechselt, um die Lage zu beruhigen. In Syrien hat der Präsident Millionen Dollar in die Subventionierung der Heizölpreise investiert, als die Proteste in Tunesien begannen, ohne das an die große Glocke zu hängen."
Auch Algerien kaufte in den letzten Wochen 800.000 Tonnen Weizen, um den Brotpreis zu drücken. Doch nach dem Erfolg in Ägypten hat der Protest neuen Schwung bekommen. Befürchtungen, wie sie vor allem in deutschen Regierungskreisen kursieren, dass die arabischen Bevölkerungen für demokratische Verhältnisse aus kulturellen oder religiösen Gründen nicht reif seien, teilten die 22 internationalen Experten am Zentrum Moderner Orient in Berlin übrigens nicht, wie Gillian Kennedy vom Kings College London am Beispiel Ägyptens betont:
"Ägypten hat eine hohe Alphabetisierungsrate, eine gute Ausbildungsquote, eine sehr schnell wachsende junge Mittelschicht. Alles Faktoren, die auf eine Demokratisierung der Gesellschaft hinauslaufen. Auch die Muslimbruderschaft hat sich in den letzten 15 Jahren in den Bereichen Außenpolitik, Frauenrechte, Verwaltung stark verbessert und sich intern demokratisiert."
Der Punkt, an dem ein demokratisches System in arabischen Staaten scheitern könnte, ist vielmehr die Frage nach der Neuverteilung des Volksvermögens- im allgemeinen der Hauptpunkt bei Revolutionen. Gelingt es zum Beispiel Ägypten seine Einnahmen über den Tourismus, Immobilienmarkt, sowie den Suezkanal, die Militärhilfe so zu verteilen, dass die gut Ausgebildeten Arbeit finden und die Armen ein Auskommen? Kann das Gelingen, wenn das größte wirtschaftliche Konglomerat in Ägypten das Militär selbst ist, dem jetzt alle Macht zufloss? Von diesem Punkt her gesehen, ist Sonja Hegasy Vizedirektorin des Zentrum Moderner Orient skeptisch, doch die Alternative wäre dann auch nur, ein zurück zur Militärdiktatur:
""Das wäre für mich eigentlich die größte Sorge in Bezug auf die Demonstranten und die Bewegung, die wir jetzt sehen. Selbst wenn ich das optimistischste Szenario annehme, hätte ich immer noch Angst, dass die Demonstranten für die natürlich neben der Meinungsfreiheit und den Bürgerrechten ihre eigene ökonomische Situation genauso wichtig ist, dass sie in zwei bis drei Jahren immer noch arbeitslos sind und es dann diese Revolution als gescheitert gilt. Aber jetzt den Ägyptern von vornherein zu sagen ihr seid nicht demokratiefähig, das halte ich für extrem gefährlich.”"