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Neue Partnerschaft soll Air Berlin beflügeln

Eine strategische Partnerschaft mit Air France-KLM soll den Kunden von Air Berlin und dem größten Anteilseigner Etihad neue Ziele in Frankreich, Nordengland und Schottland erschließen. Als ersten Schritt schlossen die Gesellschaften ein sogenanntes Codesharing-Abkommen.

Von Christian Bremkamp | 08.10.2012
    "Wir nennen das die Phase Vier der Air Berlin. Das bietet uns wirklich jetzt gute Chancen, uns für die Zukunft richtig zu entwickeln,"

    Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn am 19. Dezember vergangenen Jahres. Wenige Minuten zuvor hatten er und Etihad-CEO James Hogan eine enge Kooperation beider Airlines angekündigt: Ein Bündnis, das die klammen Berliner – dank eines Etihad-Kredits von fast 200 Millionen Euro – vor dem finanziellen Kollaps bewahrte.

    Nun, nicht einmal ein Jahr später, startet bei Air-Berlin Phase fünf. Die hatte sich bereits letzte Woche angedeutet, als James Hogan in einem Zeitungsinterview ziemlich unverhohlen solch einen Schritt von der finanziell weiterhin angeschlagenen Air-Berlin einforderte. Er selbst stand schon seit längerem in Kontakt mit der Air France-KLM-Führung:

    "Ich glaube, dass vor allem Etihad profitiert, weil die natürlich jetzt mit Air France einen Partner in Europa haben, der ihnen sehr, sehr viele zusätzliche Passagiere bringen kann. Wenn man sich den Air-Berlin-Teil anschaut, dann werden die ja jetzt mit Air France in Europa kooperieren. Ich nehme an, das wird zu einer höheren Auslastung führen, die große Frage ist allerdings, welche Preise können sie auf diesen Europa-Strecken erzielen und kann man damit auch Geld verdienen?"

    Meint Luftfahrt-Experte Jens Flottau, der die Szene seit Jahren beobachtet. Der Gewinner heißt Etihad. Eine jener staatlich geförderten Airlines, die den Ländern am Persischen Golf auch in der Nach-Öl-Zeit wirtschaftlichen Erfolg bringen sollen und von den großen europäischen Fluggesellschaften bislang strikt gemieden, wenn nicht gar bekämpft worden waren.

    Jetzt aber scheint die Losung zu lauten: Wenn Du Deinen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde Dich mit ihm – zur Not über alle Allianzen hinweg. Air Berlin war erst im Frühjahr der One World beigetreten, Air France und KLM dagegen gehören dem Sky Team an. Für den neuen starken Mann bei Air Berlin, James Hogan, offensichtlich kein Problem.

    Und auch Jens Flottau meint,

    "Ich glaube, dass diese Einigung mit Air France zeigt, dass diese Allianzen allgemein an Bedeutung verlieren. Man geht mehr auf bilaterale Abkommen, auf Joint Ventures. Auch die Lufthansa macht das letztlich. Insofern ist die Frage, ob die in der One World bleiben, gar nicht mehr so wichtig."

    Stichwort Lufthansa: Auch die deutsche Kranich-Airline leidet unter dem Druck der Golf-Linien. Bislang waren Kooperationen in der Art, wie sie nun Air Berlin eingeht oder eingehen muss, für sie undenkbar. Bald schon könnten sie unmöglich sein, denn so der Luftfahrt-Experte Jens Flottau:

    "Das Problem ist, es ist niemand mehr übrig. Emirates, die einzigen, die noch übrig wären in der Theorie, haben ganz klar gesagt, dass sie Allianzen nicht machen wollen. Und zumal mit der Lufthansa ist das sehr schwer vorstellbar."

    Die Luftfahrt-Branche ist im Umbruch und vieles, was gestern als kaum vorstellbar galt, ist morgen schon Realität. Ob Air Berlin-Chef Hartmut Mehdorn die Annäherung an Air France-KLM schmeckt oder nicht. Er muss gewusst haben, worauf beziehungsweise auf wen er sich im vergangenen Winter eingelassen hat. Denn damals sagte er:

    "Etihad hatte die richtige Geschwindigkeit für den Markt, und wir werden dort mitmachen."