"Hallo, ich bin Rami. Ich komme aus Polen. Ich bin in Deutschland seit ungefähr vier Jahren und bin auf dem guten Weg mein Abi zu machen."
Dabei sah es damals, als der heute 19-Jährige nach Deutschland kam, so gar nicht danach aus, erinnert er sich.
"Als ich hier nach Deutschland kam, war das für mich ein Schock. Neue Sprache, neue Leute, neue Stadt. Ich war ein bisschen verloren, sag ich mal. Ich wollte gar nicht lernen am Anfang."
Doch weil Rami in Polen ein sehr guter Schüler war, bekam er die Chance in Neuss an einer speziellen und deutschlandweit ziemlich einzigartigen Sprachförderung für Migranten teilzunehmen.
"Das hat mir auf jeden Fall geholfen, mich zu integrieren. Vor vier Jahren etwa war ich auf dem gleichen Stand wie die Kinder heute."
Deshalb kommt Rami oft und gerne in seinen Freistunden in den kleinen und vollen Klassenraum und hilft beim Unterricht.
"Das ist ein Nomen, siehst du. Die Liebe. Deswegen schreibst du das groß. Aber in diesem Satz geht es um ein Adjektiv. Mit der lieben Silwana. Verstehst du. So wie mit der guten Silwana. Verstehst du das? Ja, aber ich habe das nicht gelernt. Ok, jetz weißt du das. Das schreibst du klein, ok."
An den Gruppentischen sitzen 16 Schüler aus elf Nationen:
"Rahela aus Mazedonien" "Ich bin Argri, ich komme aus Amerika." "Ich heiße Egi, ich komme aus Mongolei."
Mädchen und Jungen, zwischen zehn und 17 Jahre alt, die alle versuchen, in einem fremden Land mit einer fremden Sprache heimisch zu werden.
"Ich heiße Soya, aus Afganistan, ich bin elf Jahre alt und ich lerne Deutsch schon vier Monate."
Dabei hilft ihnen das Projekt mit dem leicht sperrigen Namen "Migrantenförderung an der Schulform Gymnasium im Rhein-Kreis Neuss". Johannes Hamacher, Schulleiter des Quirinus-Gymnasiums in Neuss, hat es vor fast 16 Jahren ins Leben gerufen.
"Wir hatten die Anmeldung von zwei Schülern, die offenbar recht begabt waren, aber wenn wir ihnen nichts angeboten hätten, an eine Hauptschule hätten gehen müssen."
Denn eine gesonderte Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund gab es bis 1996 landesweit nur an Hauptschulen. Das sollte sich ändern, erinnert sich Lehrer Torsten Götte, der das spezielle Sprachprogramm seit der ersten Stunde betreut und immer weiter entwickelt hat.
"Das Problem war bei allen Kindern gleich: gute Zeugnisse aus dem Herkunftsland, aber keine Beherrschung der deutschen Sprache. Und das war das einzige Hindernis für eine schulische Integration am Gymnasium."
Bis zu sechs Monate besuchen die Schüler einen Intensivkurs, 20 Stunden pro Woche. Sie lernen den Basiswortschatz, pauken Grammatik, üben das Sprechen und Schreiben. Erst dann nehmen sie am normalen Unterricht im Gymnasium teil und besuchen zusätzlich zweimal pro Woche einen Deutschkurs. Ein strammes Programm, finden auch Maria, Marianna und Elena, aber sie alle haben ein klares Ziel vor Augen:
"Deutsch ist schwer. Ja, ist schwer. Artikel ist schwer, weil das hatte es keine in meiner Sprache, so ich muss alles lernen. In kurzer Zeit müssen wir sehr viele Sachen lernen, weil ich will in deutsches Gymnasium gehen."
Die Chancen stehen gut, denn vor zehn Jahren haben sich die Schulleiter aller Gymnasien im Rhein-Kreis-Neuss verpflichtet, geeigneten Schülern einen Platz an ihrer Schule zur Verfügung zu stellen und die zentrale Sprachförderung am Quirinus-Gymnasium zu unterstützen.
"Diese Zusage ist einzigartig. Es gibt nichts Vergleichbares in NRW und bundesweit ist mir auch nichts bekannt."
Leider gibt es auch keine vergleichbaren Förderprogramme für andere Schulformen, bedauert Torsten Götte. Dabei gibt der Erfolg ihm recht. Fast 300 Schüler haben die intensive Sprachförderung in Neuss inzwischen erhalten, sagt er nicht ohne Stolz.
"99 Prozent erreichen einen Schulabschluss. Die Quote, die erfolgreich am Gymnasium besteht, die liegt etwa bei 70 Prozent. Dann eben 10er-Abschlüsse mit und ohne Qualifikation und insgesamt gibt es fünf Abschlüsse an der Hauptschule."
Rami, der gerade voll im Abistress ist, kommt seinem Traum jetzt dank der speziellen Sprachförderung ziemlich nahe.
"Ich möchte entweder Jura oder Journalismus studieren."
Links:
Migrantenförderung an der Schulform Gymnasium im Rhein-Kreis Neuss
Dabei sah es damals, als der heute 19-Jährige nach Deutschland kam, so gar nicht danach aus, erinnert er sich.
"Als ich hier nach Deutschland kam, war das für mich ein Schock. Neue Sprache, neue Leute, neue Stadt. Ich war ein bisschen verloren, sag ich mal. Ich wollte gar nicht lernen am Anfang."
Doch weil Rami in Polen ein sehr guter Schüler war, bekam er die Chance in Neuss an einer speziellen und deutschlandweit ziemlich einzigartigen Sprachförderung für Migranten teilzunehmen.
"Das hat mir auf jeden Fall geholfen, mich zu integrieren. Vor vier Jahren etwa war ich auf dem gleichen Stand wie die Kinder heute."
Deshalb kommt Rami oft und gerne in seinen Freistunden in den kleinen und vollen Klassenraum und hilft beim Unterricht.
"Das ist ein Nomen, siehst du. Die Liebe. Deswegen schreibst du das groß. Aber in diesem Satz geht es um ein Adjektiv. Mit der lieben Silwana. Verstehst du. So wie mit der guten Silwana. Verstehst du das? Ja, aber ich habe das nicht gelernt. Ok, jetz weißt du das. Das schreibst du klein, ok."
An den Gruppentischen sitzen 16 Schüler aus elf Nationen:
"Rahela aus Mazedonien" "Ich bin Argri, ich komme aus Amerika." "Ich heiße Egi, ich komme aus Mongolei."
Mädchen und Jungen, zwischen zehn und 17 Jahre alt, die alle versuchen, in einem fremden Land mit einer fremden Sprache heimisch zu werden.
"Ich heiße Soya, aus Afganistan, ich bin elf Jahre alt und ich lerne Deutsch schon vier Monate."
Dabei hilft ihnen das Projekt mit dem leicht sperrigen Namen "Migrantenförderung an der Schulform Gymnasium im Rhein-Kreis Neuss". Johannes Hamacher, Schulleiter des Quirinus-Gymnasiums in Neuss, hat es vor fast 16 Jahren ins Leben gerufen.
"Wir hatten die Anmeldung von zwei Schülern, die offenbar recht begabt waren, aber wenn wir ihnen nichts angeboten hätten, an eine Hauptschule hätten gehen müssen."
Denn eine gesonderte Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund gab es bis 1996 landesweit nur an Hauptschulen. Das sollte sich ändern, erinnert sich Lehrer Torsten Götte, der das spezielle Sprachprogramm seit der ersten Stunde betreut und immer weiter entwickelt hat.
"Das Problem war bei allen Kindern gleich: gute Zeugnisse aus dem Herkunftsland, aber keine Beherrschung der deutschen Sprache. Und das war das einzige Hindernis für eine schulische Integration am Gymnasium."
Bis zu sechs Monate besuchen die Schüler einen Intensivkurs, 20 Stunden pro Woche. Sie lernen den Basiswortschatz, pauken Grammatik, üben das Sprechen und Schreiben. Erst dann nehmen sie am normalen Unterricht im Gymnasium teil und besuchen zusätzlich zweimal pro Woche einen Deutschkurs. Ein strammes Programm, finden auch Maria, Marianna und Elena, aber sie alle haben ein klares Ziel vor Augen:
"Deutsch ist schwer. Ja, ist schwer. Artikel ist schwer, weil das hatte es keine in meiner Sprache, so ich muss alles lernen. In kurzer Zeit müssen wir sehr viele Sachen lernen, weil ich will in deutsches Gymnasium gehen."
Die Chancen stehen gut, denn vor zehn Jahren haben sich die Schulleiter aller Gymnasien im Rhein-Kreis-Neuss verpflichtet, geeigneten Schülern einen Platz an ihrer Schule zur Verfügung zu stellen und die zentrale Sprachförderung am Quirinus-Gymnasium zu unterstützen.
"Diese Zusage ist einzigartig. Es gibt nichts Vergleichbares in NRW und bundesweit ist mir auch nichts bekannt."
Leider gibt es auch keine vergleichbaren Förderprogramme für andere Schulformen, bedauert Torsten Götte. Dabei gibt der Erfolg ihm recht. Fast 300 Schüler haben die intensive Sprachförderung in Neuss inzwischen erhalten, sagt er nicht ohne Stolz.
"99 Prozent erreichen einen Schulabschluss. Die Quote, die erfolgreich am Gymnasium besteht, die liegt etwa bei 70 Prozent. Dann eben 10er-Abschlüsse mit und ohne Qualifikation und insgesamt gibt es fünf Abschlüsse an der Hauptschule."
Rami, der gerade voll im Abistress ist, kommt seinem Traum jetzt dank der speziellen Sprachförderung ziemlich nahe.
"Ich möchte entweder Jura oder Journalismus studieren."
Links:
Migrantenförderung an der Schulform Gymnasium im Rhein-Kreis Neuss