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Neue Stimme aus den USA
Integration via Radio

KCRW Berlin heißt der neue amerikanische Radiosender, der seit dem 16. Oktober auf der ehemaligen Frequenz von NPR Berlin sendet. Anders als die Vorgängerstation will KCRW Berlin nicht nur Programm aus den USA senden, sondern auch direkt aus der Hauptstadt. Wie viel Berlin steckt in der neuen Welle?

Von Eleni Klotsikas | 07.11.2017
    Verschiedene Mikrofone vor blauem Hintergrund
    KCRW Berlin berichtet aus den USA und Berlin (imago stock&people)
    "KCRW Berlin, 104.1 FM is the capitals new radio station featuring music, news and culture. In English for Berliners and Berlin's English speaking Community. "
    So klingt der neue amerikanische Radiosender KCRW Berlin. Viermal täglich melden sich zwei Reporterinnen zu Wort und berichten über alles, was die internationale Community in Berlin interessieren könnte. Sie interviewen Künstler, Köche, Aktivisten und Politiker. Es geht um Filme, Käse und darum, was die Politik gegen steigende Mieten in der Hauptstadt tun will. Das Programm will englischsprachigen Neuberlinern helfen, ihre Stadt besser zu verstehen, so Reporterin Monika Müller-Kroll:
    "Auch wenn die Menschen jetzt hier vielleicht nicht wählen können oder so, aber trotzdem interessiert sie das doch, wie es hier funktioniert und was die lokalen Politiker so vorhaben. Es betrifft alle, die hier leben, und genau in diese Lücke wollen wir auch stoßen."
    Das Programm richtet sich auch an Deutsche, die sich aus erster Hand über amerikanische Politik informieren wollen. Die Programmanteile aus Berlin machen täglich nur 20 Minuten aus, alle anderen Sendungen kommen aus den USA. So übernimmt KCRW Berlin - wie viele amerikanische Public-Radio-Sender- das Infoprogramm von NPR aus Washington. Um 05.00 morgens geht es los mit der Nachrichtensendung "All things Considered" – wegen des Zeitunterschieds zu Washington die Ausgabe vom Vortag.
    USA-Berichte in einer ruhigen Haltung gesprochen
    "All things considered" läuft in den USA nachmittags während der Rush Hour und erreicht wöchentlich über 14 Millionen Menschen. Punkt 11 Uhr übernimmt KCRW Berlin dann die morgendliche Newsshow "Morning Edition" live aus Washington. Beide Sendungen gelten als Flaggschiffe der NPR-Nachrichtenredaktion. Während sich viele kommerzielle Sender nur auf Skandale und auf die neusten Tweets von US-Präsident Donald Trump stürzen, informiert NPR sachlich über Politik, sagt der Mitbegründer von KCRW Berlin, John Kornblum – in den 90er Jahren Botschafter der USA in Deutschland. Die Fokussierung der Medien auf die Person Trump nerve ihn, sagt Kornblum, in den USA genauso wie in Deutschland:

    "Deshalb ist es wichtig, ruhiger - und ich benutze das Wort, weil das der Stil von NPR ist - ruhiger zu reden, nicht schnell, nicht zu schreien, nicht zu weinen. Es gibt einige wirklich große Probleme in Amerika, zum Beispiel die neue Drogenepidemie. Es gibt natürlich auch fantastische positive Entwicklungen und es wichtig, das man gut informiert ist und wir hoffen, dass wir eine kleine Rolle spielen werden, um diese Informationen zu bringen."
    Life-Style aus den USA und Berlin sind auch im Programm
    Ab 21 Uhr überträgt der Sender den Partysound aus L.A. Dort sitzt der Partnersender KCRW. Der etwas sperrige Name geht zurück auf die Anfänge des Senders nach dem Zweiten Weltkrieg. Er steht für College Radio Workshop - einst gegründet, um die heimgekehrten Soldaten in der Radiotechnik zu trainieren. "K" ist das Rufsignal für die Westküste. Noch immer produziert KCRW vom College Campus in Santa Monica aus. Heute ist der Sender für seine zahlreichen Musikshows und für sein Kulturprogramm bekannt. Vieles davon findet sich auch im Programm von KCRW Berlin. Lifestyle aus LA., das passt zu Berlin, findet John Kornblum:

    "Los Angeles und Berlin sind seit 50 Jahren in einer Städtepartnerschaft, und es gibt sehr viele Verbindungen zurück zu den alten Tagen der Filmindustrie zwischen Berlin und Los Angeles, so es passt auch nicht nur technisch, sondern die Stimmung passt."

    Es ist eng im kleinen Redaktionsraum im obersten Stock eines Einkaufszentrums in Berlin-Steglitz, doch die Stimmung ist kreativ. So hat das kleine Team bereits zwei Pilotsendungen über Politik und Kultur aus Berlin produziert. Dafür suchen die Macher von KCRW Berlin derzeit Sponsoren. Wie hoch ihr Budget ist, wollen sie nicht sagen, es müssen aber deutlich mehr als 50.000 Euro sein, denn so viel kosten jährlich allein die Übertragungskosten für die Frequenz.