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Neuer Zentralrat-Präsident
Eine Botschaft gegen Fremdenfeindlichkeit

Der Würzburger Arzt Josef Schuster ist neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er löst damit den bisherigen Amtsinhaber Dieter Graumann ab. Über seinen Vorgänger sagte Schuster, er habe es geschafft, das Judentum in Deutschland "zukunftszugewandter und fröhlicher" zu präsentieren als früher.

Von Ludger Fittkau | 30.11.2014
    Josef Schuster, neu gewählter Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
    Josef Schuster, neu gewählter Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland (picture alliance / dpa - Arne Dedert)
    Die jüdischen Gemeinden möchte er vor Gefährdungen von außen schützen, sagte Josef Schuster bei der Pressekonferenz nach seiner Wahl: "Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit – auch hier werden wir in Zukunft unser Wort erheben, wenn es denn notwendig ist. Ich habe im Vorfeld der Wahl gesagt: Am liebsten wäre mir, in vier Jahren bei der nächsten Wahl könne man sagen, es sei kein Thema gewesen. Dieser Illusion gebe ich mir nicht hin."
    Josef Schuster war vier Jahre lang Vizepräsident des Zentralrats sowie Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Kultusgemeinden Bayern und der lokalen Gemeinde in Würzburg. Schuster will die aus seiner Sicht erfolgreiche Arbeit Dieter Graumanns fortsetzen, der er geschafft habe, das Judentum in Deutschland "zukunftszugewandter und fröhlicher" zu präsentieren als früher.
    "Jüdisches Leben oder Judentum ist nicht nur 1933 bis 1945, wie man ja manches Mal den Eindruck haben könnte. Die Zeit des Nationalsozialismus werden jüdische Menschen nicht vergessen. Aber Judentum gab es früher und ich freue mich eben, dass es jüdisches Leben und jüdische Kultur in Deutschland relativ rasch danach wieder gegeben hat. Und insbesondere in einer deutlich breiteren Weise auch deutlich sichtbarer auch seit den 90er-Jahren. Das ist mir auch ganz wichtig, darauf hinzuweisen."
    Schuster arbeitet zeitweise als Notarzt
    Josef Schuster wurde 1954 im israelischen Haifa geboren. Bereits im Alter von zwei Jahren kam er mit seiner Familie nach Unterfranken zurück, wo seine Familie seit Jahrhunderten gelebt hatte, bevor sie von den Nazis vertrieben wurde. In einem Porträt des Bayrischen Rundfunks schilderte Schuster, wie sein Vater damals in Würzburg mit Ex-Nazis umging:
    "Ich weiß auch, dass er es persönlich sehr geschätzt hat, wenn jemand sehr offen zu ihm war. Wie ein Fahrlehrer in Brückenau, der ihm einmal gesagt hat: Herr Schuster, ich war auch bei der SA. Es war ein Fehler, aber es war so. Und genau bei dem Fahrlehrer – ich war damals 17 – hat mein Vater gesagt: Mache mal bei ihm ein paar Fahrstunden."
    Schuster studierte wenige Jahre später in Würzburg Medizin und ließ sich zum Internisten ausbilden. 1988 eröffnete er dort eine Praxis. Bis heute arbeitet Josef Schuster zeitweise als Notarzt im Rettungsdienst. Das will er auch als neuer Vorsitzender des Zentralrates der Juden weiter so halten, sagte er schon im Vorfeld der Wahl: "Ich sage mal, vier Tage in der Woche werde ich auch alles daran setzen, meine berufliche Tätigkeit unverändert fortzusetzen."