Sein neues Buch umfasse alles, was ihn die letzten 20 Jahre beschäftigt habe, so Altenmüller im Interview. Es gehe um Evolution, um Musik im Tierreich, um unser Hören. Aber auch unser musikalisches Lernen oder Krankheiten von Musikern würden thematisiert. "Es geht um die Möglichkeit, mit Musik gesund zu machen und es geht vor allem darum, warum wir noch musizieren."
"Sozialer Klebstoff"
Der Mensch brauche Musik, "weil sie ein ganz wichtiger sozialer Klebstoff ist. Wir können mit Musik die Menschen zusammen aktivieren, wir können sie zusammen Emotionen empfinden lassen, wir können uns binden. Das ist der Grund, warum wir neben der Sprache, mit der wir Sachverhalte mitteilen können, Musik brauchen. Um die Emotionen gemeinsam auszudrücken und gemeinsam in emotionale Kommunikation zu treten." Musik nehme in unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein.
Evolution des Hörens
Die Ursprünge der Musikwahrnehmung lägen in einem uralten emotionalen Signalsystem, was schon viele Säugetiere besäßen. Mit Urlauten wie dem Grunzen und Kreischen, Stöhnen, Ächzen hätten die Menschen Emotionen ausgedrückt.
Dann sei die Kontrolle der Stimmwerkzeuge dazugekommen. Als der Mensch die Sprache entwickelte, kam ein zweites, verfeinertes Emotionssystem dazu, "was wir zum Ausdruck von Sympathie und Antipathie immer stärker eingebaut haben, was auch ein Bestandteil unserer Sprache ist. Wir haben ja die Sprachmelodie", so Altenmüller. Und diese Melodie hätte sich dann losgelöst von der Sprache in die reine emotionale Kommunikation.
Eckart Altenmüller: "Vom Neandertal in die Philharmonie – Warum der Mensch ohne Musik nicht leben kann"
Verlag Springer, 511 Seiten, 24,99 Euro.
Verlag Springer, 511 Seiten, 24,99 Euro.