Samstag, 27. April 2024

Archiv


Neues Vergütungsmodell für die Deutsche Bank

Die Vergütungskommission um den ehemaligen BASF-Chef Jürgen Hambrecht hat der Deutschen Bank eine Änderung der Gehaltsstrukturen vorgeschlagen. Sie sieht vor, die Festgehälter der Vorstände und anderer Führungskräfte zu erhöhen, falls die Pläne der EU-Kommission zur Begrenzung von Bonuszahlungen umgesetzt würden.

Von Felix Lincke | 22.03.2013
    Die Deutsche Bank gelobt Besserung bei den Managergehältern, sie will das aber nicht als Selbstkritik verstanden wissen. Im Gegenteil, als deutscher Branchenführer wollen die Deutschbanker jetzt demonstrieren wie Kulturwandel funktioniert und für andere Banken zum Vorbild werden. Dazu liegt nun der Bericht mit den Empfehlungen einer unabhängigen externen Vergütungskommission vor. Es habe Exzesse gegeben, räumt Aufsichtsratschef Paul Achleitner ein, etwa bei Bonuszahlungen für Händler, die mehr verdienten als der Vorstand. Das habe man abgestellt. Angesichts des Gewinneinbruchs von 2012 wurden auch die Vergütungen für die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain jeweils auf 4,8 Millionen Euro gekürzt und damit in etwa halbiert, berichtet Achleitner:

    "Darüber hinaus kann ich Ihnen sagen, dass die variablen Bezüge des Vorstands in 2012 zu 100 Prozent in Aktien bezahlt werden, die für fünf Jahre gesperrt sind und in dieser Zeit Claw Backs (das sind Rückholregelungen) unterworfen sind."

    Die Rückholbarkeit von Bonuszahlungen und anderen variablen Bestandteilen der Vergütung gilt als ein Kernelement des Kulturwandels, der auch durch EU-Verordnungen und nationale Gesetze erzwungen wird, die noch nicht in allen Einzelheiten vorliegen. Im Fall der Deutschen Bank heißt es, dass Fitschen und Jain ihre Aktienoptionen nicht voll einlösen können, falls die Ertragssituation sich nicht verbessert. Wie andere Banken ist auch die Deutsche von den geplanten EU-weiten Bonusschranken betroffen, wonach die variable Vergütung mit den Leistungsanreizen nicht mehr höher sein darf als das feste Grundgehalt. Mit Zustimmung von 75 Prozent der Aktionäre darf der Bonus bis auf 200 Prozent des Fixums steigen, das soll bei der Deutschen Bank geschehen. Der frühere BASF-Chef Jürgen Hambrecht leitet die unabhängige externe Vergütungskommission. Hambrecht befürchtet, dass solche Bonusgrenzen auch auf andere Branchen in der EU zukommen werden:

    "Im Durchschnitt ist das Verhältnis heute von fix zu variabel etwa eins zu sechs, cross über alle Industrien. Und glauben sie ja nicht, dass Amerika oder Asien hier mitziehen. Wenn es keine gemeinsamen Standards hat, wie will man Wettbewerbsfähigkeit erreichen. Uns wird die Flexibilität genommen. Ich halte das für ein sehr bedenkliches Vorgehen."

    Wenn europäische Banken schlechter zahlen als ihre Wettbewerber in Übersee, so Hambrecht, könne die Motivation der Mitarbeiter schnell verloren gehen. Und Achleitner ergänzt, man könne als Bank nicht einfach hohe Festgehälter zahlen, in ertragsschwachen Jahren wären dann die Personalkosten einfach zu hoch. Bei der Deutschen Bank will man die Bezahlung künftig stärker an Werten wie einem nachhaltigen und dauerhaften Unternehmenserfolg ausrichten und dabei ethisch Gesichtspunkte nicht vernachlässigen. Personalvorstand Stephan Leithner:

    "Die eigentliche Arbeit liegt noch vor uns. Es geht um die Umsetzung der Handlungsempfehlungen. Dazu kann man heute nur einige Punkte aufnehmen und weiter entwickeln, müssen wir weiter an konkreten Elementen arbeiten."

    Einen ersten Einblick dazu soll der Vergütungsbericht vermitteln, den die Deutsche Bank im April veröffentlicht.