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Neuseeländer John Hood wird Chef der Uni Oxford

Die altehrwürdige Oxford-Universität gehört zu England wie die Teestunde, Regenwetter oder die Windsors. Doch am früheren Aushängeschild der britischen Hochschul-Bildung nagt der Zahn der Zeit. In nicht einer der Regierungs- und Medien-Ranglisten der besten Fakultäten des Landes rangiert Oxford an der Spitze - selbst die traditionelle Ruder-Regatta gegen den Erz-Rivalen Cambridge hat man seit Jahren nicht mehr gewonnen. Doch das alles soll jetzt eine neue Uni-Führung ändern. Oxford muss moderner werden - selbst auf Kosten einer uralten Tradition.

    900 Jahre lang stand ein Brite an der Spitze von Oxford - ab Oktober kommenden Jahres aber wird zum ersten Mal ein Ausländer das Sagen haben: der 51-jährige Neuseeländer Dr. John Hood, derzeit Chef der größten Uni des Landes in Auckland. Dort hat der studierte Ingenieur in nur vier Jahren den früher konventionellen Vorlesungsbetrieb immer mehr in eine wissenschaftlich orientierte Lehranstalt verwandelt. Unter Hood sind sich Industrie und Universität, Privat- Sektor und Hochschul-Forschung in Neuseeland näher gekommen. Genau des- halb wurde man in Oxford auf ihn aufmerksam. Doch John Hood war nicht so- fort bereit in Auckland alles stehen und liegen zu lassen.

    Ich habe lange darüber nachgedacht, denn ich schätze die Universität Auckland und fühle mich ihr sehr verbunden. Aber diese Einrichtungen brauchen hin und wieder frisches Blut. Außerdem wollte ich nicht sterben ohne zu wissen, was hätte sein können. Also bin ich zum Job-Interview.

    Den Ausschlag für Hood hat wohl seine Haltung gegenüber Studiengebühren gegeben. Die neuseeländische Regierung hat, wie die englische, erst kürzlich ei- ne Höchstsumme festgelegt, wie viel die Ausbildung an einer öffentlichen Universität kosten darf - umgerechnet etwa 4000 Büro. Ein Gebühren-Maximum, das John Hood lautstark kritisiert. Er glaubt, eine erstklassige Ausbildung sei auch nur zu einem erstklassigen Preis zu haben, alles andere untergrabe die Unabhängigkeit einer Universität. Im exklusiven Oxford hört man das gerne. Denn um mit anderen weltbekannten Unis konkurrieren zu können, will man den Studenten deutlich mehr Geld abverlangen. Und Hood, der 18 Jahre lang im Top- Management des internationalen Bau-Konzerns Fletcher Challenge gearbeitet hat, soll die spürbare Erhöhung der Studiengebühren durchboxen und verkaufen.

    Man dachte wohl jemand mit akademischem Hintergrund aber auch mit Erfahrung in der Geschäftswelt wäre ein interessanter Kandidat. Mein Ehrgeiz und meine Verantwortung sind es, Oxford in einem besseren Zustand zu verlassen wie zum Zeitpunkt meiner Berufung. Alles andere ist zweitrangig." Bildung statt Einbildung: John Hood will Englands früherer Renommier-Universität wieder zu mehr akademischem Prestige verhelfen und Oxford dabei transparenter machen. Mit Fakultäts-Bewertungen nach amerikanischem Vorbild, mit offenerem Kontakt zum Privat-Sektor und zur Regierung - aber auch mit höheren Studiengebühren. Der Neuseeländer John Hood hat fünf Jahre Zeit, um mit frischem Wind die ehrwürdigen Hallen von Oxford von neun Jahrhunderten Bildungs- und Privilegien-Mief und von überholten Traditionen zu entstauben. Denn in Zukunft kann ein modernes Oxford nicht länger vom Ruhm der Vergangenheit leben.