"Ich verspreche mir auch ein Stückchen weit Anregung für unseren Prozess des Stadtumbaus. Denn Stadtumbau ist nicht nur eine Sache von Stadtplanern, sondern bei so einem Prozess, wie er hier bei uns läuft, muss man die Bevölkerung mitnehmen, und da braucht man Multiplikatoren. Und ich finde, Kunst ist ein sehr guter Multiplikator. "
Bürgermeisterin Dagmar Szabados hat viel zu kämpfen mit den Problemen der erst 1990 mit Halle zusammengeschlossenen, 1964 erbauten Schlafstadt für die Arbeiter der Buna- und Leuna-Werke. Von einst 100.000 Einwohnern sind 60.000 übrig geblieben, wobei die Besserverdienenden fortgezogen sind, womit sich die soziale Zusammensetzung verändert hat. Die in Halle insgesamt offiziell 21 Prozent betragende Arbeitslosenquote liegt in Halle-Neustadt um einiges höher.
Vor zwei Jahren hat das Thalia Theater Halle mit seinem temporären Projekt "Hotel Neustadt" erstmals mit theatralen Mitteln auf die Probleme des Plattenbau-Stadtteils aufmerksam gemacht, indem es in einem der fünf das Zentrum von Halle bestimmenden 18-geschossigen Hochhäusern ein Hotel einrichtete, in und vor dem mehrere Wochen lang Kunstaktionen stattfanden.
Das neue Projekt "Neustaat Halle" will sowohl künstlerische wie wissenschaftliche Anregungen liefern für den Stadtumbau. Auf zwei Etagen der Bahnhofshalle präsentieren sich die verschiedensten Projekte: So werden Fotos aus Städten der Moderne oder Reportagen aus Halle-Neustadts Alltag in dokumentarischen Videos und als Comics gezeigt, es werden Wert- und Werkstoffe sowie Schriftgut aus dem städtischen Alltag untersucht und künstlerisch transformiert und eine Musterwelt nach der Utopie der Arche Noah wird ebenso vorgestellt wie die angeblich wunderbaren Wohnräume für Migranten. Es ist eine anregende Fülle von Projekten, und auch die international besetzten Workshops und Vorträge zum Stadtumbau der Sommerschule bieten ein beeindruckendes Spektrum von Fragen und Phantasien.
Von den Anregungen des Projekts Hotel Neustadt sind, nur oder immerhin, einige Umfeld- und Gartengestaltungen übrig geblieben. Bürgermeisterin Dagmar Szabados weiß, dass die Transformation künstlerischer Ideen hinüber in die politische Praxis nicht leicht ist:
" Na ja, zum Beispiel hier dieser S-Bahnhof: Da gibt es Überlegungen einer Kunsthalle. Da kann man natürlich neu bauen, man kann aber auch sagen, tja, da gibt es Bauten, und würde es sich nicht lohnen, das ins Auge zu fassen. Da muss man natürlich abstimmen. Hier, das ist ein S-Bahnhof da drunter, da muss man mit der Bahn abstimmen. Dann ist es natürlich so eine Geschichte: in Neustadt eine Kunsthalle für die Stadt Halle... Das ist ein Diskussionsprozess mit unwahrscheinlich viel Dynamik und auch mit Spannung, die da aufgebaut werden. Aber die Internationale Bauausstellung 2010 hilft uns da bei solchen Dingen, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen. Und ich will mal sagen: Wenn die Künstler nicht wären, die solche Sachen hier machen würden, die sagen, das hat einen besonderen Reiz, dann wäre dieser Bahnhof schon abgerissen."
Der heruntergekommene S-Bahnhof, von dem zu Lebzeiten der DDR täglich 30.000 Menschen zur Arbeit fuhren, ist mit seinen 500 Meter langen Bahnsteigen heute völlig überdimensioniert. Aus den viertelstündlich verkehrenden kurzen Zügen steigen nur noch wenige Menschen. "Sechs Zellen" heißt das Stück des Franzosen Philipp Minyana, zu dem das Thalia-Theater seine Zuschauer bei laufendem S-Bahnbetrieb auf den Perron bittet. Sechs Menschen, sechs einzelne und vereinzelte Zellen monologisieren über ihr unterprivilegiertes Dasein und ihre enttäuschten Lebens- und Liebeshoffnungen.
Die S-Bahn-Fahrgäste sind sichtlich irritiert von den Schauspielern und dem Theaterpublikum auf dem Bahnsteig. Ohnehin schauen die "Einheimischen" bisher noch (wie auch anfangs vor zwei Jahren bei Hotel Neustadt) recht skeptisch von ferne auf das bunte und meist sehr junge Künstlervölkchen, das sich da in der Bahnhofshalle eingenistet hat. Schade, dass aus bürokratischen Sicherheits- Gründen die von der Halle zum Bahnsteig führenden Zugänge für das Projekt Neustaat Halle zugemauert werden mussten. So wird kein Fahrgast auf seinem Weg zum Bahnsteig so unvorbereitet wie selbstverständlich mit den künstlerischen Überlegungen zur Zukunft seines Stadtteils konfrontiert. Doch die Macher von Neustaat Halle wissen um die Probleme, die sogenannten "Betroffenen" anzulocken und einzubeziehen. Weshalb man auch mit Aktionen hinaus aus dem Bahnhof und heran an die "Einheimischen" gehen will.
Insgesamt überzeugt das Projekt "Neustaat Halle" vor allem durch seine intelligente Verknüpfung und Vermischung von wissenschaftlicher Forschung, Ausbildung und Kunst.
Bürgermeisterin Dagmar Szabados hat viel zu kämpfen mit den Problemen der erst 1990 mit Halle zusammengeschlossenen, 1964 erbauten Schlafstadt für die Arbeiter der Buna- und Leuna-Werke. Von einst 100.000 Einwohnern sind 60.000 übrig geblieben, wobei die Besserverdienenden fortgezogen sind, womit sich die soziale Zusammensetzung verändert hat. Die in Halle insgesamt offiziell 21 Prozent betragende Arbeitslosenquote liegt in Halle-Neustadt um einiges höher.
Vor zwei Jahren hat das Thalia Theater Halle mit seinem temporären Projekt "Hotel Neustadt" erstmals mit theatralen Mitteln auf die Probleme des Plattenbau-Stadtteils aufmerksam gemacht, indem es in einem der fünf das Zentrum von Halle bestimmenden 18-geschossigen Hochhäusern ein Hotel einrichtete, in und vor dem mehrere Wochen lang Kunstaktionen stattfanden.
Das neue Projekt "Neustaat Halle" will sowohl künstlerische wie wissenschaftliche Anregungen liefern für den Stadtumbau. Auf zwei Etagen der Bahnhofshalle präsentieren sich die verschiedensten Projekte: So werden Fotos aus Städten der Moderne oder Reportagen aus Halle-Neustadts Alltag in dokumentarischen Videos und als Comics gezeigt, es werden Wert- und Werkstoffe sowie Schriftgut aus dem städtischen Alltag untersucht und künstlerisch transformiert und eine Musterwelt nach der Utopie der Arche Noah wird ebenso vorgestellt wie die angeblich wunderbaren Wohnräume für Migranten. Es ist eine anregende Fülle von Projekten, und auch die international besetzten Workshops und Vorträge zum Stadtumbau der Sommerschule bieten ein beeindruckendes Spektrum von Fragen und Phantasien.
Von den Anregungen des Projekts Hotel Neustadt sind, nur oder immerhin, einige Umfeld- und Gartengestaltungen übrig geblieben. Bürgermeisterin Dagmar Szabados weiß, dass die Transformation künstlerischer Ideen hinüber in die politische Praxis nicht leicht ist:
" Na ja, zum Beispiel hier dieser S-Bahnhof: Da gibt es Überlegungen einer Kunsthalle. Da kann man natürlich neu bauen, man kann aber auch sagen, tja, da gibt es Bauten, und würde es sich nicht lohnen, das ins Auge zu fassen. Da muss man natürlich abstimmen. Hier, das ist ein S-Bahnhof da drunter, da muss man mit der Bahn abstimmen. Dann ist es natürlich so eine Geschichte: in Neustadt eine Kunsthalle für die Stadt Halle... Das ist ein Diskussionsprozess mit unwahrscheinlich viel Dynamik und auch mit Spannung, die da aufgebaut werden. Aber die Internationale Bauausstellung 2010 hilft uns da bei solchen Dingen, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen. Und ich will mal sagen: Wenn die Künstler nicht wären, die solche Sachen hier machen würden, die sagen, das hat einen besonderen Reiz, dann wäre dieser Bahnhof schon abgerissen."
Der heruntergekommene S-Bahnhof, von dem zu Lebzeiten der DDR täglich 30.000 Menschen zur Arbeit fuhren, ist mit seinen 500 Meter langen Bahnsteigen heute völlig überdimensioniert. Aus den viertelstündlich verkehrenden kurzen Zügen steigen nur noch wenige Menschen. "Sechs Zellen" heißt das Stück des Franzosen Philipp Minyana, zu dem das Thalia-Theater seine Zuschauer bei laufendem S-Bahnbetrieb auf den Perron bittet. Sechs Menschen, sechs einzelne und vereinzelte Zellen monologisieren über ihr unterprivilegiertes Dasein und ihre enttäuschten Lebens- und Liebeshoffnungen.
Die S-Bahn-Fahrgäste sind sichtlich irritiert von den Schauspielern und dem Theaterpublikum auf dem Bahnsteig. Ohnehin schauen die "Einheimischen" bisher noch (wie auch anfangs vor zwei Jahren bei Hotel Neustadt) recht skeptisch von ferne auf das bunte und meist sehr junge Künstlervölkchen, das sich da in der Bahnhofshalle eingenistet hat. Schade, dass aus bürokratischen Sicherheits- Gründen die von der Halle zum Bahnsteig führenden Zugänge für das Projekt Neustaat Halle zugemauert werden mussten. So wird kein Fahrgast auf seinem Weg zum Bahnsteig so unvorbereitet wie selbstverständlich mit den künstlerischen Überlegungen zur Zukunft seines Stadtteils konfrontiert. Doch die Macher von Neustaat Halle wissen um die Probleme, die sogenannten "Betroffenen" anzulocken und einzubeziehen. Weshalb man auch mit Aktionen hinaus aus dem Bahnhof und heran an die "Einheimischen" gehen will.
Insgesamt überzeugt das Projekt "Neustaat Halle" vor allem durch seine intelligente Verknüpfung und Vermischung von wissenschaftlicher Forschung, Ausbildung und Kunst.