Der Geologe Shea Penland von der Universität von New Orleans weiß, dass die Katastrophe früher oder später kommen wird. Im schlimmsten Fall könnte ein starker Hurrikan schon in diesem Sommer verheerende Schäden anrichten. Damit einher ginge eine immense Umweltzerstörung, wenn Öl- und Gaspipelines brechen und Chemikalien den Fluss verseuchen würden. Im Mississippi-Delta befindet sich der größte Hafen der USA. Ein Drittel aller Fische und Meeresfrüchte des Landes werden hier gefangen. Die Ursachen für die Veränderungen sind vielfältig: Es sind natürliche Prozesse, die seit Jahrtausenden vor sich gehen, die aber durch menschliche Eingriffe stark beschleunigt wurden.
Das Mississippi Delta besteht aus einer sehr dicken Schlammschicht mit hohem Wassergehalt. Durch Sedimentablagerungen sackt das Land ab. Springfluten im Frühjahr brachten es wieder zurück. Seitdem wir aber Deiche zum Schutz vor Hochwasser gebaut haben, gibt es keine Überflutungen mehr, die dem Absinken entgegenwirken. Wir haben das Delta dadurch destabilisiert. Jetzt sinkt es nur noch immer weiter ab.
Die Gefahr ist ziemlich akut. Trotzdem stehen Katastrophenschutzplaner wie Shirley Laska vor dem Problem, die Bevölkerung und Politiker davon überzeugen zu müssen. Die Umweltsoziologin meint, dass das Delta eigentlich nie hätte bebaut werden sollen.
Das Beste wäre wahrscheinlich, wenn man die Wohngebiete umsiedeln würde. Aber die Kultur der Küstengegend von Louisiana ist so faszinierend, dass wir hoffen, einen Kompromiss finden zu können. Damit die Leute dort leben und trotzdem vor den Naturkatastrophen geschützt sein können.
Die bisherigen Hilfsmaßnahmen reichen jedoch bei weitem nicht aus. Die Rettungsmaßnahmen müssen genauso vielfältig sein wie die Ursachen. Als erstes, sagen die Forscher, müssen die verschwindenden Feuchtgebiete regeneriert werden. Das Marschland wirkt wie ein Schwamm, das Wasser aufsaugt und einem Hurrikan einen Teil seiner Energie entziehen kann. Mindestens 15 Milliarden US-Dollar kostet das Vorhaben, auf das sich Vertreter der Regierung, des Bundesstaates und des Industriesektors geeinigt haben. Shea Penland ist zuversichtlich, dass der Kongress die Gelder bewilligen wird. Schließlich sei bekannt, dass New Orleans nur der Vorläufer ist und das gleiche Schicksal auch New York, Washington und andere Städte an Flußmündungen weltweit ereilen könnte.
Wir glauben, dass wir auf dem besten Weg dazu sind, mit Hilfe neuer Technologien Flussmündungen in aller Welt sanieren zu können. Dieses Land hat die Mittel dafür, um neue Methoden zu entwickeln. Hoffentlich können auch andere Länder von unseren Erfahrungen lernen, wenn wir das größte Projekt zum Erhalt einer Küste in Angriff nehmen - die Wiederherstellung des Mississippi-Deltas.