Montag, 06. Mai 2024

Archiv

Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 7. bis 13. November 2022

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

14.11.2022
    Die US-Finanzministerin Janet Yellen
    Die US-Finanzministerin Janet Yellen (picture alliance / abaca / Gripas Yuri)
    Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.

    Sonntag, 13. November

    +++ Ukrainische Ermittler haben in den zurückeroberten Teilen der Region Cherson über 400 russische Kriegsverbrechen aufgedeckt.

    Das teiilte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Video-Botschaft mit. Es seien Leichen von Soldaten und Zivilisten entdeckt worden. Weiter sagte er, es seien russische Soldaten und Söldner festgenommen worden. In 226 Ortschaften mit insgesamt über 100.000 Einwohnern sei der Rechtsstaat wiederhergestellt worden.

    +++ Das ukrainische Verteidigungsministerium teilt mit, seit Anfang der Woche seien 179 Ortschaften und 4.500 Quadratkilometer entlang des Dnipro im Süden des Landes zurückerobert worden.

    Der Generalstab erklärt, im Osten in Lukansk und Donezk würden die schweren Kämpfe fortgesetzt. In beiden Regionen seien in den vergangenen 24 Stunden mehrere russische Angriffe abgewehrt worden.

    +++ Anlässlich der Rückeroberung der Stadt Cherson bietet die ukrainische Bahn bereits im Vorverkauf Tickets für Fahrten in von Russland besetzte Städte an.

    Diese Fahrkarten könnten nach der erwarteten Befreiung auch dieser Städte genutzt werden, kündigte der Bahnbetreiber auf dem Kurznachrichtendienst Telegram an. Sie gälten in den ersten drei Zügen von Kiew ins befreite Cherson sowie nach Mariupol, Donezk und Luhansk im Osten und Simferopol auf der Krim. Es handle sich um ein Symbol des Vertrauens in die ukrainischen Streitkräfte und die Befreiung der Ukraine von den Besatzern. Die Vorverkaufspreise beginnen bei umgerechnet rund 26,50 Euro. Die Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer wurde im Mai von russischen Truppen besetzt. Donezk und Luhansk in der Ostukraine gerieten 2014 unter Kontrolle pro-russischer Separatisten. Simferopol auf der Krim ist seit der Annexion der Halbinsel 2014 unter russischer Kontrolle.

    +++ Die russische Armee ist nach eigenen Angaben im Gebiet Donezk vorgerückt.

    Wie das russische Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte, haben die Soldaten den Ort Majorsk nahe der Stadt Horliwka erobert. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Präsident Selenskyj hatte gestern Abend von heftigen russischen Angriffen in der Ostukraine gesprochen. Im Süden des Landes hatte sich die Invasionsarmee zuletzt nach erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensiven aus mehreren Orten zurückgezogen - auch aus der Gebietshauptstadt Cherson, die sie kurz nach dem Überfall auf die Ukraine eingenommen hatte.
    Kampftraining in der Region Donezk für Russen, die wegen der Teilmobilmachung einberufen wurden.
    Kampftraining in der Region Donezk für Russen, die wegen der Teilmobilmachung einberufen wurden. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Yegor Aleyev)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat nach dem Erfolg seiner Truppen in Cherson die Rückeroberung weiterer von Russland besetzter Gebiete angekündigt.

    Zu den Jubelszenen bei der Ankunft ukrainischer Soldaten in der südlichen Regionalhauptstadt sagte er in seiner nächtlichen Videoansprache: "Wir werden mehr solcher Begrüßungen sehen." Der Zivilbevölkerung unter russischer Besatzung versprach er: "Wie werden niemanden vergessen, wir lassen keinen im Stich."
    Der ukrainische Präsident Selenskyi sitzt an einem Schreibtisch.
    Der ukrainische Präsident Selenskyi in seiner Videoansprache (HANDOUT / UKRAINE PRESIDENCY / AFP)

    +++ Angesichts der Gefahr von Stromausfällen wegen der russischen Angriffe auf Energieanlagen bereitet die ukrainische Zentralbank das Bankensystem auf einen Betrieb unter Notfallbedingungen vor.

    "Es ist vorgesehen, die Arbeitsfähigkeit von 14 systemrelevanten Banken des Landes zu gewährleisten. Wenn es unbedingt notwendig ist, wird die Nationalbank in erster Linie die wesentlichen Aktivitäten der staatlichen Banken sicherstellen", teilt die Notenbank über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Russland greift systematisch den ukrainischen Energiesektor an, was immer wieder Stromausfälle in weiten Teilen des Landes verursacht.

    +++ Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat auch verheerende Umweltschäden verursacht.

    Nach Angaben der Umweltorganisation WWF haben inzwischen mehr als sechs Millionen Ukrainer keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser, mehr als 280.000 Hektar Wald sind zerstört. Durch russische Angriffe auf Treibstofflager seien Gifte in die Luft und ins Grundwasser gelangt. Das Ausmaß sei so groß, dass in vielen Regionen des Landes die Artenvielfalt und die Klimastabilität gefährdet seien. Zudem drohten gravierende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung.
    Der US-Umweltwissenschaftler Rick Steiner rechnet damit, dass es Jahre dauern könnte, bis die gesundheitlichen Auswirkungen durch verseuchtes Wasser und Kontakt mit Giftstoffen überhaupt offensichtlich würden. Die ukrainische Nichtregierungsorganisation Audit Chamber geht davon aus, dass die finanziellen Schäden durch kriegsbedingte Umweltzerstörungen in dem Land derzeit bei mehr als 36 Milliarden Euro liegen.
    Ein brennendes Öldepot in der Nähe von Donezk in der Ukraine.
    Ein brennendes Öldepot in der Nähe von Donezk in der Ukraine. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Ikfat Kinzyabayev)

    +++ Die Zahl der Teilnahmeberechtigungen für Integrationskurse steuert in Deutschland einen Rekordwert an.

    Von Januar bis Anfang November dieses Jahres wurden laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bereits rund 560.000 Berechtigungen erteilt, das sind etwa 26.000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Die Zahlen könnten sich durch Nacherfassungen noch ändern, hieß es. Die meisten Teilnahmeberechtigungen wurden im bisherigen Jahr in Nordrhein-Westfalen (114.000), Bayern (84.800) sowie in Baden-Württemberg (77.100) erteilt.

    +++ Rund 4100 Menschen aus der Ukraine haben in diesem Jahr Integrationskurse in Brandenburg begonnen.

    Das geht aus Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hervor. In den Integrationskursen wird die deutsche Sprache vermittelt, es geht aber auch um die Geschichte, Kultur und Rechtsordnung.

    +++ Ukrainische Sicherheitskräfte haben bereits 2.000 Minen in Cherson geräumt.

    Das sagte der ukrainische Präsident Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Er warnte die Bevölkerung vor den von russischen Streitkräften hinterlassenen Sprengsätzen in der zurückeroberten Stadt. Mehrere Menschen seien bereits bei Explosionen verletzt worden. Selenskyj kündigte die Befreiung weiterer derzeit von Russland besetzter Gebiete an. Es werde niemand vergessen oder zurückgelassen.

    +++ Mehrere speziell angefertigte Gitarren, auf denen Musiker wie Paul McCartney, Slash oder die Rolling Stones spielten, sind bei einer Auktion in New York für die Opfer des Ukraine-Krieges versteigert worden.

    Die Instrumente vom Gitarrenbauer Gibson waren im Rahmen einer Hilfsaktion in den Farben der ukrainischen Fahne - Blau und Gelb - lackiert worden. Die Versteigerung war Teil einer dreitägigen Rock'n'Roll-Auktion, bei der über 1500 Stücke aus dem Besitz von Musikern wie Kurt Cobain, John Lennon, Bob Dylan, Prince, Amy Winehouse, Madonna und Lady Gaga unter den Hammer kommen sollten. Für 77.000 Dollar wurde eine Gitarre von Ex-Beatle Paul McCartney verkauft. Ein Instrument, mit der Slash von der Rockband Guns N’ Roses auf der Bühne stand, erzielte mehr als 31.000 Dollar.

    +++ Der britische Premierminister Sunak hat den russischen Präsidenten Putin scharf angegriffen.

    Putins Krieg habe weltweit für Verwüstung gesorgt, Leben zerstört und die internationale Wirtschaft in Turbulenzen gestürzt, erklärte Sunak vor dem G20-Gipfel in Indonesien. Für den britischen Premierminister ist die Teilnahme an dem Gipfeltreffen wenige Wochen nach seinem Amtsantritt eine seiner ersten Auslandsreisen. Großbritannien ist einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar.

    Samstag, 12. November

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat dem russischen Militär vorgeworfen, vor dem Abzug aus Cherson wichtige Teile der Infrastruktur in der Großstadt zerstört zu haben.

    Dazu gehörten Rundfunk-Einrichtungen, Fernwärme, Wasser- sowie Strom-Versorgung. In seiner täglichen Video-Ansprache sagte der Präsident weiter, ukrainische Truppen hätten die Kontrolle über mehr als 60 Ortschaften in der Region übernommen. In der Region Donezk gehen nach seinen Angaben die Kämpfe weiter. Die ukrainischen Truppen verteidigten sich standhaft, so Selenskyj.
    Eine ältere ukrainische Frau vor ihrem Haus in einem Dorf, das durch militärische Auseinandersetzungen stark beschädigt wurde.
    Eine ältere ukrainische Frau vor ihrem Haus in einem Dorf, das durch militärische Auseinandersetzungen stark beschädigt wurde. (Daniel Ceng Shou-Yi / ZUMA Press W)

    +++ Nach dem Truppenrückzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro in der südukrainischen Region Cherson haben die russischen Besatzer nun auch eine Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka auf der anderen Flussseite angekündigt.

    Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich zusammen mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte der örtliche Besatzungschef nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass in einer Rede an die Bevölkerung mit. Er rief die Menschen in einer festgelegten Zone von 15 Kilometern auf, ihre Wohnungen zu verlassen. Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, den Staudamm sprengen zu wollen, um das Gebiet zu überfluten.

    +++ Nach mehr als achtmonatiger Besetzung der Stadt Cherson durch Russland sind ukrainische Polizisten Behördenangaben zufolge wieder dorthin zurückgekehrt.

    Rund 200 Beamte seien in der Stadt im Einsatz, teilte die Nationalpolizei mit. Sie errichteten Checkpoints und sammelten Beweise für mögliche Kriegsverbrechen, ließ er wissen. Ein Berater der Stadtregierung erklärte, die Lage vor Ort sei eine "humanitäre Katastrophe". Die dort noch verbliebenen Bewohner hätten nicht genug Wasser, Arznei und Lebensmittel. Es seien Hilfsgüter aus der benachbarten Region Mykolajiw eingetroffen. Die für Medien zuständige Aufsicht der Ukraine teilte mit, die ukrainische Fernseh- und Radioberichterstattung aus Cherson sei wiederaufgenommen worden.

    +++ Die Ukraine soll nach Angaben von US-Außenminister Blinken allein über Zeitpunkt und Gegenstand möglicher Verhandlungen mit Russland entscheiden.

    Blinken bekräftigt diese Position der USA nach Angaben des Außenministeriums bei einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba am Rande des Gipfels des südostasiatische Staatenbundes Asean in Kambodscha.

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    +++ Russlands Präsident Putin und Irans Präsident Raisi haben über den weiteren Ausbau der Beziehungen ihrer beiden von westlichen Sanktionen betroffenen Länder gesprochen.

    In dem Telefonat habe der Fokus auf der Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Handel und Wirtschaft gelegen, teilte der Kreml anschließend mit. Der Iran unterhält gute Beziehungen zu Moskau und war zuletzt für die Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in die Kritik geraten. Vor rund einer Woche hatte Teheran erstmals zugegeben, an Russland auch Kampfdrohnen geliefert zu haben.

    +++ Die Türkei setzt sich weiter für einen Dialog zwischen Moskau und Kiew ein.

    Präsident Erdogan sprach von einem Friedenskorridor ähnlich dem Getreidekorridor, den man geschaffen habe. Zugleich warf er den USA und anderen westlichen Ländern vor, die Führung in Moskau zu provozieren, ohne näher darauf einzugehen, was er damit meinte.

    +++ Die USA haben der Ukraine im Krieg mit Russland weitere Unterstützung zugesagt.

    Außenminister Blinken sagte bei einem Treffen mit dem ukrainischen Außenminister Kuleba, die Erfolge um Cherson seien ein weiteres Zeugnis für die starke Hilfe durch die USA und die Welt. Die beiden Minister trafen sich am Rande des Asean-Gipfel in der kambodschanischen Hauptstadt Pnom Penh. Blinken übte scharfe Kritik an Russland, das die Energieinfrastruktur in der Ukraine gezielt zerstöre. Die Angriffe hätten schreckliche Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Die USA seien entschlossen, die kritische Infrastruktur zu verteidigen und zu ersetzen und zu reparieren.

    +++ Der ukrainische Außenminister Kuleba würde nach eigenen Angaben ein Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Lawrow in Betracht ziehen, sollte dieser danach fragen.

    Die Gelegenheit dazu bestünde beim Asean-Gipfel in Kambodscha, zu dem sowohl Kuleba als auch Lawrow angereist sind. Kuleba betonte allerdings, Russland habe Gespräche bislang nur als "Deckmantel für seine fortgesetzte Aggression" benutzt.
    Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba
    Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (Evelyn Hockstein/Pool Reuters/AP)

    +++ Die Rückeroberung der südukrainischen Großstadt Cherson durch ukrainische Truppen bedeutet nach britischer Einschätzung einen erheblichen Imageschaden für Russland.

    Der Rückzug ist eine öffentliche Anerkennung der Schwierigkeiten, mit denen die russischen Streitkräfte konfrontiert sind, wie das Verteidigungsministerium in London erklärte. Die Ukraine habe große Teile des Gebiets Cherson am Westufer des Dnipro eingenommen und kontrolliere mittlerweile weitestgehend die gleichnamige Stadt.

    +++ Der ukrainische Außenminister Kuleba hat die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean aufgefordert, Russland zu einer Fortsetzung des auslaufenden Getreideabkommens zu drängen.

    Alle Asean-Mitglieder sollten jede nur mögliche Maßnahme ergreifen, um Russland daran zu hindern, "Hungerspiele mit der Welt" zu spielen, sagte Kuleba in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Das Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide wurde im Juli unter der Vermittlung der UN und der Türkei geschlossen und läuft am 19. November aus.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat angesichts des Rückzugs russischer Truppen aus Cherson von einem "historischen Tag" gesprochen.

    "Wir erobern Cherson zurück", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft. Zuvor hatte er geschrieben, die Stadt gehöre wieder "unserem Volk". Die ukrainische Armee befinde sich am Stadtrand, Spezialeinheiten seien bereits in der Stadt. Ihre erste Aufgabe werde es sein, die zahlreichen Minen unschädlich zu machen, die von der russischen Armee hinterlassen worden seien, so der ukrainische Präsident.

    +++ Wenige Tage vor Ablauf des Getreide-Abkommens haben Vertreter der UNO und Russlands in Genf über eine mögliche Fortsetzung der Initiative gesprochen.

    Die Regierung in Moskau hatte die Fortsetzung des Getreide-Abkommens mit der Ukraine infrage gestellt und dies unter anderem mit den aktuellen Sanktionen gegen Russland begründet. Die Vereinten Nationen riefen deshalb die Länder weltweit auf, Hindernisse für den Export von Düngemitteln aus Russland aus dem Weg zu räumen. Man könne es sich nicht leisten, dass Probleme bei der Verfügbarkeit von Düngemitteln zu einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit führten, hieß es in einer Mitteilung.

    +++ Der Streetart-Künstler Banksy hat sich mutmaßlich auf einem zerstörten Haus in der ukrainischen Stadt Borodjanka verewigt.

    Auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte Banksy Bilder von dem Werk. Es zeigt eine Frau, die scheinbar auf Trümmern einen Handstand macht. Die Veröffentlichung auf seinem Instagram-Kanal gilt traditionell als Zeichen, dass Banksy ein Werk als seines bestätigt. Auch in der Vergangenheit war der Streetart-Künstler in Krisengebieten unterwegs, etwa im Westjordanland. Banksys Identität ist nach wie vor unbekannt.

    +++ Nach dem Rückzug russischer Truppen aus der ukrainischen Stadt Cherson haben die USA von einem "außergewöhnlichen Sieg" für Kiew gesprochen.

    Der Nationale Sicherheitsberater, Sullivan, sagte am Rande einer Reise mit US-Präsident Biden, der Rückzug sei "bemerkenswert" und habe "umfassendere strategische Auswirkungen". Dazu gehöre, dass sich die längerfristige Bedrohung anderer südukrainischer Städte wie Odessa durch Russland verringere. Das sei der Hartnäckigkeit und dem Geschick der Ukrainer zu verdanken.

    Freitag, 11. November

    +++ In der ostukrainischen Provinzhauptstadt Cherson haben Spezialeinheiten der Ukraine nach eigenen Angaben mit der Suche nach verminten Gebäuden begonnen.

    Präsident Selenskyj sagte am Abend in einer Videoansprache, diesen Kräften würden weitere Soldaten folgen, um die Stadt weiter zu sichern. Es handele sich - so wörtlich - um einen "historischen Tag". Zuvor hatte Russland angekündigt, seine Truppen zurückzuziehen auf die andere Seite des Flusses Dnipro. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wird nun von dort auf Cherson geschossen. Diese Informationen konnten bislang nicht überprüft werden. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew versammelten sich feiernde Menschen auf den Straßen. Sie reagierten auf die jüngsten Meldungen aus Cherson - und auf Videoaufnahmen, die die ukrainische Regierung veröffentlichte. Auf dem nicht verifizierten Material sollen Bewohner von Cherson zu sehen sein, die jubelnd ukrainische Soldaten empfangen.
    Die Region Cherson und ihre gleichnamige Hauptstadt waren das erste größere Gebiet, das die russische Armee Anfang März unter ihre Kontrolle brachte. Dort befindet sich auch der Kachowka-Staudamm, dessen Reservoir die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim mit Wasser versorgt.

    +++ Die EU will gemeinsam mit Partnern rund eine Milliarde Euro in alternative Frachtverbindungen zwischen der Ukraine und anderen Ländern investieren.

    Die sogenannten Solidaritätskorridore seien derzeit die einzige Möglichkeit für die Ukraine, nicht-landwirtschaftliche Güter zu exportieren, teilten die EU-Kommission und die anderen Beteiligten mit. Zudem könnten nur über sie Güter wie Treibstoff oder humanitäre Hilfe in das Land gebracht werden. Vor dem Angriff Russlands hatte die Ukraine vor allem über seine großen Schwarzmeerhäfen Handel betrieben. Diese können derzeit allerdings nur für Transporte ausgewählter landwirtschaftlicher Produkte genutzt werden, weil es für andere Transporte nicht die notwendigen Sicherheitsgarantien gibt.

    +++ Russland gibt ein Einreiseverbot für 200 US-Staatsbürger bekannt.

    Darunter sind drei Geschwister von Präsident Joe Biden sowie dessen Pressesprecherin Karine Jean-Pierre. Das russische Außenministerium bezeichnet die Maßnahme als Reaktion auf US-Sanktionen.

    +++ Kurz nach dem Abzug der russischen Truppen aus dem südukrainischen Cherson hat Russland eigenen Angaben zufolge mit Angriffen auf die Region begonnen.

    Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es würden Truppen und Militärtechnik der ukrainischen Streitkräfte beschossen. Kremlsprecher Peskow hatte zurvor erklärt, die Region Cherson bleibe weiterhin russisches Staatsgebiet. Russland hatte heute die vollständige Verlegung seiner Truppen auf das östliche Flussufer des Dnipro mitgeteilt. Nach Korrespondentenberichten wurde auf dem Gebäude der örtlichen Gebietsverwaltung von Cherson wieder die ukrainische Flagge gehisst.
    Derweil gab es zwischen Russland und der Ukraine einen weiteren Gefangenenaustausch. Es sei gelungen, 45 ukrainische Kämpfer zu befreien, teilte das Präsidentenbüro in Kiew mit. Wieviele russische Soldaten übergeben wurden, wurde zunächst nicht angegeben.

    +++ Außenministerin Baerbock erwartet vom G20-Gipfel auf Bali in der kommenden Woche ein klares Zeichen internationaler Geschlossenheit gegen den russischen Krieg in der Ukraine.

    Die meisten Staaten der Welt sähen den Krieg als Völkerrechtsbruch, sagte Baerbock nach einem Treffen mit ihrem litauischen Amtskollegen Landsbergis in Berlin. Man habe auch im Rahmen der wirtschaftsstarken Demokratien, der G7, und der Vereinten Nationen deutlich gemacht, dass dieser fatale Bruch des Völkerrechtes von der Gemeinschaft weder akzeptiert noch unterstützt werde. Dies werde auch die Botschaft des G20-Gipfels sein.

    +++ Die russische Armee hat nach eigenen Angaben ihren Rückzug aus dem Norden der ukrainischen Region Cherson abgeschlossen.

    Um 5 Uhr (4 Uhr deutscher Zeit) sei der "Transfer russischer Soldaten ans linke Ufer des Flusses Dnipro" beendet gewesen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Weiter hieß es: "kein einziges Teil militärischer Ausrüstung und Waffen" seien auf der anderen Flussseite zurückgelassen worden. Das steht im Widerspruch zur Aussage der Ukraine, wonach Russland große Mengen an Munition und Blindgängern in den bereits zurückeroberten Ortschaften zurückgelassen hat.
    Trotz des Abzugs sieht der Kreml die Region weiter als russisches Staatsgebiet an. Das Gebiet Cherson bleibe Teil der Russischen Föderation, sagte Kremlsprecher Peskow. Dieser Status sei per Gesetz bestimmt und gefestigt. Hier gebe es keine Änderungen und könne es keine geben, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten Putin.

    +++ In der Nähe von Cherson ist einem Medienbericht zufolge eine strategisch wichtige Brücke eingestürzt.

    Die Brücke sei die einzige nahegelegene Straßenverbindung aus Cherson über den Dnipro zum russisch kontrollierten Ostufer des Flusses gewesen, meldet die ukrainische Rundfunkanstalt Suspilne unter Berufung auf Anwohner. Die nächste Flussquerung für Fahrzeuge sei mehr als 70 Kilometer von Cherson entfernt. Der Sender veröffentlicht ein Foto, auf dem zu sehen ist, dass ein ganzer Abschnitt der Brücke fehlt. Ob die Brücke gezielt gesprengt wurde oder aufgrund früherer Beschädigungen einstürzte, ist unklar.

    +++ Kreml-Sprecher Peskow: "Militärische Spezialoperation" in der Ukraine wird fortgesetzt.

    Russland hat Friedensverhandlungen mit der Ukraine eine Absage erteilt. Der Kreml schloss Verhandlungen mit der Ukraine zwar nicht aus, Putins Sprecher Peskow sagte aber, man sehe keine Bereitschaft Kiews für Gespräche. Die Ukraine wolle keine Gespräche, also werde Russland die militärische Spezialoperation fortsetzen. Aus Sicht des Kremls könne die "militärische Spezialoperation" entweder mit dem Erreichen ihrer Ziele oder mit Verhandlungen beendet werden. Friedensgespräche "aus der Position der Stärke" heraus, wie sie die ukrainische Seite beanspruche, seien nicht möglich, sagte Peskow weiter.
    Dmitry Peskow, Sprecher des russischen Präsidenten Putin.
    Dmitry Peskow, Sprecher des russischen Präsidenten Putin. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Sergei Bobylev)

    +++ Die Ukraine hat im Gebiet um die von Russland geräumte Stadt Cherson nach eigenen Angaben bereits 41 Ortschaften befreit.

    Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Saluschnyj sagte, allein seit Mittwoch seien ukrainische Verbände bis zu sieben Kilometer tief in ehemals von russischen Streitkräften besetztes Gebiet vorgestoßen. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew zogen die russischen Militärs nur langsam ab, um so ihre neuen Verteidigungslinien zu verstärken. Der ukrainische Präsident Selenskyj warnte zugleich vor Minengefahr in den von Russland aufgegebenen Gebieten. Nach ersten Schätzungen werde deren Räumung Jahrzehnte dauern; insgesamt seien rund 170.000 Quadratkilometer des Landes minenverseucht.

    +++ Russland zerstört nach Medienberichten beim Abzug aus Cherson Infrastruktureinrichtungen in der Stadt.

    Neben dem Fernsehzentrum seien unter anderem Fernheizungsanlagen und Funkmasten gesprengt worden, berichtete die "Ukrajinska Prawda". Zudem sei in der Stadt der Strom komplett ausgefallen, ebenso wie das Internet. Bereits in den vergangenen Tagen waren mehrere Brücken über den Fluss Dnipro gesprengt worden. Ein Zeitablauf für den am Vortag angeordneten Abzug russischer Soldaten aus Cherson und der gesamten Umgebung der Stadt am rechten Dnipro-Ufer war nicht bekannt. Nach einem Bericht der russischen Agentur Tass sollen Einheiten der Polizei und Rettungsdienste die Stadt erst mit den letzten Truppen verlassen.

    +++ Heeresinspekteur Mais: Bessere Ausstattung der Bundeswehr wird Jahre dauern.

    Der Inspekteur des Heeres, Mais, sieht trotz des beschlossenen Sondervermögens in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr noch keine große Verbesserung bei der Ausstattung der Truppe. Momentan sei die materielle Einsatzbereitschaft nicht größer als zu Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar, sagte Mais der Süddeutschen Zeitung. Bei Kriegsausbruch hatte Mais Alarm geschlagen und erklärt, das Heer stehe "mehr oder weniger blank da".
    Alfons Mais, Inspekteur des Heeres
    Alfons Mais, Inspekteur des Heeres (dpa / Sebastian Kahnert)

    +++ Wall Street Journal: Die USA wollen Munition von Südkorea kaufen, um diese an die Ukraine weiterzugeben.

    Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" gibt es einen vertraulichen Waffendeal zwischen Seoul und Washington. Es solle ausreichend Munition gekauft werden, um die Artillerieverbände der Ukraine für mindestens einige Wochen zur Abwehr russischer Truppen zu versorgen. Das Verteidigungsministerium in Seoul bestätigte, dass südkoreanische Unternehmen mit den USA über den Export von Munition verhandelten. Der Kauf solle die "Knappheit an im Lager befindlicher 150-Millimeter-Munition" in den USA ausgleichen. Es werde unter der Voraussetzung verhandelt, dass die USA "Endbenutzer" seien. Das Ministerium betonte, an Südkoreas Position habe sich nichts verändert, keine tödlichen Waffen an die Ukraine zu liefern.

    Donnerstag, 10. November

    +++ Die USA wollen die Ukraine mit weiterer militärischer Ausrüstung im Wert von 400 Millionen Dollar unterstützen.

    Das kündigte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag in Washington an.Teil des neuen Pakets sind demnach große Mengen an Munition, so etwa Geschosse für die bereits eingesetzten Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars und das Flugabwehrraketensystem Hawk. Erstmals soll auch das mobile Luftabwehrsystem vom Typ Avenger an die Ukraine geliefert werden. Die neuen Lieferungen eingerechnet haben die USA seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Waffen und andere Ausrüstung im Wert von rimd 19 Milliarden Dollar an Kiew geliefert. Sollten die Republikaner nach der Wahl vom Dienstag im Kongress die Mehrheit übernehmen, wurde damit gerechnet, dass die militärische Unterstützung für die Ukraine zurückgehen könnte.
    Es ist dunkel. Die Rakete fliegt unter großer Rauchentwicklung von dem Werfer-Fahrzeug weg.
    Unter anderem soll mehr Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars geliefert werden. (Tony Overman/The Olympian/AP/dpa)

    +++ Die Europäische Kommission will die Cyberabwehr vor allem gegen Russland verstärken.

    Der russische Angriff auf die Ukraine werde von "wiederholten Cyberangriffen begleitet - nicht nur auf die Ukraine, sondern auch auf uns", sagte der EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Josep Borrell bei der Präsentation einer neuen Abwehrstrategie. Borrell schlägt unter anderem vor, ein neues Koordinierungszentrum einzurichten und Militärspezialisten der Länder besser zu vernetzen. Borrell drängte die Mitgliedstaaten, in diesem Bereich mehr zu tun: Sie müssten sich "dringend dazu verpflichten, ihre Investitionen in das gesamte Spektrum der Cyberverteidigungsfähigkeiten zu erhöhen, einschließlich der aktiven Verteidigungsfähigkeiten", heißt es in einer 22-seitigen Mitteilung aus seinem Haus. Die Frage von Journalisten, ob mit den "aktiven" Fähigkeiten auch Gegenangriffe - sogenannten "Hackbacks" gemeint sind, bei denen Server oder wichtige Einrichtungen des Angreifers lahmgelegt werden, ließ die EU-Kommission unbeantwortet.
    Eine Hackersoftware ist auf einem Laptop geöffnet.
    Eine Hackersoftware ist auf einem Laptop geöffnet. (picture alliance/dpa | Silas Stein)

    +++ Die Europäische Union will in der Ukraine und in Georgien ausgestellte russische Reisepässe nicht mehr anerkennen.

    Darauf verständigten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments in Brüssel. Die Reisedokumente würden nicht mehr für die Erteilung eines Visums oder den Eintritt in den Schengenraum akzeptiert. Russland hatte die Gebiete Saporischschja gemeinsam mit den Regionen Cherson, Donezk und Luhansk im September nach Scheinreferenden für annektiert erklärt. Russland hat in einigen der besetzten Gebiete russische Pässe an die Bewohner ausgegeben. Die vorläufige Einigung muss noch formell von den Mitgliedstaaten und von dem EU-Parlament besiegelt werden.

    +++ Nach dem angekündigten russischen Truppenabzug aus dem südukrainischen Cherson rücken ukrainische Einheiten weiter vor.

    In geräumten Gebieten wurden zwölf Ortschaften zurückerobert, wie der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, im Messengerdienst Telegram mitteilte. Moskau erschwert der Ukraine den Vormarsch nach Einschätzung britischer Geheimdienste aber weiter - so hätten russische Truppen etwa Brücken zerstört und mutmaßlich Minen gelegt. Man erwarte zudem, dass sich der Rückzug über mehrere Tage hinziehe, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Begleitet werde dieser voraussichtlich von Artilleriefeuer zum Schutz der abziehenden Einheiten.
    Ein zerstörter russischer Panzer in der Region Cherson in der Ukraine.
    Ein zerstörter russischer Panzer in der Region Cherson in der Ukraine. (IMAGO / NurPhoto / IMAGO / Celestino Arce)

    +++ NATO-Generalsekretär Stoltenberg hat sich zurückhaltend zu dem von Russland angekündigten Abzug aus der südukrainischen Stadt Cherson geäußert.

    Man müsse jetzt sehen, wie sich die Lage dort in den nächsten Tagen entwickele, sagte Stoltenberg am Rande von Gesprächen mit der italienischen Ministerpräsidentin Meloni in Rom. Klar sei aber, dass Russland schwer unter Druck stehe. Wenn die russischen Truppen Cherson verließen, wäre das ein weiterer großer Erfolg für die Ukraine, so der NATO-Generalsekretär.

    +++ Der angekündigte Rückzug der russischen Truppen aus Cherson dürfte sich nach Einschätzung britischer Geheimdienste über mehrere Tage hinziehen.

    Es sei davon auszugehen, dass die Russen Brücken zerstört und mutmaßlich auch Minen gelegt hätten, um die Rückeroberung der Stadt für die Ukraine zu erschweren, heißt es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Insbesondere bei der Überquerung des Flusses Dnipro seien die russischen Einheiten angesichts begrenzter Möglichkeiten verletzlich.

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    +++ Die britische Regierung hat nach eigenen Angaben die Vermögen von sanktionierten russischen Oligarchen und Einrichtungen im Wert von 18 Milliarden Pfund eingefroren.

    Ein hochrangiger Mitarbeiter des Finanzministeriums erklärte, man habe Russland die schärfsten Sanktionen auferlegt, die es je gegeben habe. Mehr als 1.200 Personen und über 120 Einrichtungen seien wegen der russischen Invasion in der Ukraine mit Strafmaßnahmen belegt worden.

    +++ Der Gasverbrauch in Deutschland ist in der vergangenen Woche erneut deutlich unter dem durchschnittlichen Verbrauch der vergangenen vier Jahre geblieben.

    Der Verbrauch sei in der 44. Kalenderwoche um 36 Prozent gesunken, twitterte Bundesnetzagenturchef Klaus Müller. Grund ist wohl auch das ungewöhnlich warme Wetter: Die Durchschnittstemperatur lag in der vergangenen Woche 1,9 Grad Celsius über dem Durchschnittswert der vergangenen vier Jahre, wie Müller weiter twittert.

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    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat zurückhaltend auf die russische Ankündigung eines Truppenrückzugs aus der Region Cherson reagiert.

    Er sagte in seiner täglichen Videobotschaft, der Feind mache keine Geschenke, keine Gesten des guten Willens. Die ukrainische Armee werde weiter sehr vorsichtig, ohne Emotionen und unnötiges Risiko vorgehen. Der ukrainische Präsidentenberater Podoljak hatte zuvor per Twitter geschrieben, man sehe keine Anzeichen, dass Moskau Cherson ohne Kampf aufgebe.
    Zuvor hatte der russische Verteidigungsminister Schoigu angeordnet, die Einheiten aus der Region um die besetzte Stadt Cherson westlich des Flusses Dnipro abzuziehen. Demnach sollen sich die Truppen darauf konzentrieren, das Ostufer zu halten. Die Region Cherson ist seit Wochen Ziel einer ukrainischen Gegenoffensive.

    +++ Russlands Staatschef Putin wird nicht am G20-Gipfel nächste Woche auf Bali teilnehmen.

    Ein indonesischer Regierungsvertreter teilte mit, Außenminister Lawrow werde Putin bei dem Treffen vertreten. Von der russischen Botschaft hieß es, es sei möglich, dass Putin per Video zu einer der Gesprächsrunden hinzugeschaltet werde. Indonesien hatte angekündigt, Putin einzuladen. Westliche Staaten dringen darauf, Putin wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine auszuschließen. Der ukrainische Präsident Selenskyj wird virtuell teilnehmen.

    Mittwoch, 9. November

    +++ Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für die weiteren Finanzhilfen für die Ukraine präzisiert.

    Demnach soll die Regierung in Kiew vergünstigte Kredite erhalten, die sie aber ab 2033 in einem Zeitraum von 35 Jahren zurückzahlen soll. Die Zinskosten trügen die EU-Staaten. Wie es weiter heißt, sollen der Ukraine allein im kommenden Jahr bis zu 18 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Mit dem Geld könnten unter anderem Löhne und Renten bezahlt, aber auch der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für Binnenflüchtlinge gewährleistet werden. Die Mitgliedstaaten und das Parlament müssen sich nun mit den Vorschlägen der EU-Kommission befassen. Ungarn äußerte Vorbehalte.

    +++ Die Ukraine will die Zahl der Ministerien von 20 auf 14 reduzieren und Personal abbauen.

    Das berichten mehrere ukrainische Medien. Sie beziehen sich dabei auf die Sitzung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj mit stellvertretenden Ministerpräsidenten. Unter anderem sollen das Wirtschaftsministerium, das Ministerium für strategische Industrien und das Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung künftig zum Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung zusammengeführt werden. Das Ministerium für Kultur und Informationspolitik soll sich in der Zukunft auch mit der angestrebten europäischen und euro-atlantischen Integration befassen und unter dem neuen Namen "Ministerium für europäische Integration, Kultur- und Informationspolitik" agieren. Die Reform sieht außerdem vor, die Zahl der Mitarbeiter in den zentralen Büros der Ministerien von 9.200 auf 2.800 zu reduzieren.

    +++ Die russische Militärführung hat den Rückzug seiner Invasionstruppen aus der Region um die besetzte ukrainische Stadt Cherson westlich des Flusses Dnipro angeordnet.

    Das teilte Verteidigungsminister Schoigu mit. General Surowikin erklärte, die Streitkräfte sollten sich darauf konzentrieren, das Ostufer des Flusses zu halten. Rund 115.000 Menschen hätten das Gebiet bereits verlassen. Es sei unmöglich, Cherson noch zu versorgen. Die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Region ist Ziel einer ukrainischen Gegenoffensive.

    +++ Russische Truppen haben in der Ukraine weitere Ziele angegriffen.

    Betroffen war nach Angaben der örtlichen Verwaltung vor allem die Region Dnipropetrowsk im Süden des Landes. Dort wurde unter anderem die Stadt Nikopol beschossen. Es ist die Rede davon, dass 20 Wohnhäuser, ein Industriegebiet, eine Gas-Pipeline und eine Stromleitung beschädigt wurden. Nikopol liegt in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja. Auch die Stadt Dnipro wurde nach ukrainischer Darstellung beschossen. Dabei sollen Drohnen eingesetzt worden sein. Lokalen Berichten zufolge wurde eine Lagerhalle getroffen, was einen Großbrand auslöste.
    Russland meldete indes heftige Kämpfe um die Stadt Snihuriwka in der Region Cherson. Es ist unklar, ob es den russischen Soldaten dort gelungen ist, eine ukrainische Gegenoffensive zu stoppen. Die Angaben aus den Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    +++ In der Ukraine sind zum Beginn des Winters über die Hälfte der Gebäude beheizt.

    Der ukrainische Premierminister Schmyhal schrieb in seinem Telegram-Kanal: "Die Heizsaison hat trotz russischer Beschüsse und Cyberangriffe begonnen. Fast 60 Prozent aller Wohnanlagen und sonstiger Infrastruktur im Land werden bereits beheizt." Nach seinen Angaben werden die südlichen Regionen wegen anhaltender Angriffe allerdings langsamer an die Heizversorgung angeschlossen.
    Wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrainform berichtet, verhandelt die Ukraine derzeit mit internationalen Partnern über die Lieferung notwendiger Ausrüstung zur Behebung möglicher Schäden von Angriffen auf die kritische Heizinfrastruktur. Dies soll der Ukraine helfen, den kommenden Winter zu überstehen.

    +++ Kreml-Sprecher Peskow hat im Osten der Ukraine ein sogenanntes "Schulungsprogramm" für Vertreter von Presse und Pressestellen abgehalten.

    Das Programm richtete sich an Medienvertreter in den von Russland annektierten Gebieten Luhansk und Donezk. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Tass. Mittlerweile sei Peskow wieder zurück in Moskau. Worum es in dem "Schulungsprogramm" im Einzelnen ging, wurde nicht mitgeteilt. In Russland ist es beispielsweise untersagt, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als solchen zu bezeichnen. Der Kreml spricht von einer "militärischen Spezialoperation".

    +++ In der Evangelischen Kirche in Deutschland geht die Debatte über Waffenlieferungen an die Ukraine weiter.

    Die Synode der EKD bekundete zum Abschluss ihrer Jahrestagung in Magdeburg ihre Solidarität mit der Ukraine. Zugleich hielt sie aber fest, dass innerkirchlich kontrovers darüber gestritten werde, welche Mittel zur Unterstützung der Ukraine geeignet und ethisch zu rechtfertigen seien. Eine Positionierung vermied das Kirchenparlament. Die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus hatte sich neben anderen leitenden Geistlichen hinter die deutschen Waffenlieferungen gestellt. Zugleich mahnte sie bei der Synode Bemühungen an, um Gespräche über einen Waffenstillstand zu erreichen. In einem auf mehrere Jahre angelegten Gesprächsprozess will die EKD prüfen, ob ihre Friedensdenkschrift aus dem Jahr 2007 noch zeitgemäß ist. Ein neuer Grundlagentext könnte bis 2025 vorliegen.

    +++ Irland hat sich für eine rasche Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union ausgesprochen.

    Der irische Außen- und Verteidigungsminister Coveney sagte in Dublin, was viele Ukrainer motiviere, sei der Traum von einer anderen Zukunft. "Die Art von Zukunft, wie wir sie heute in der EU genießen, hinsichtlich Frieden, Stabilität, Wohlstand, Demokratie und allem, was sich daraus ergibt." Aber vor allem solle ein Land, das derzeit gegen eine militärische Supermacht wortwörtlich um sein Überleben kämpft, in der Lage sein, auf volle EU-Mitgliedschaft zu hoffen "und nicht auf irgendeine Art von Teil-Mitgliedschaft oder Nachbarschaftsabkommen".

    +++ Die Ukraine hat die Einfuhr von Geräten zur Energieversorgung von Importabgaben befreit.

    Das gilt nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Selenskyj etwa für Generatoren und Transformatoren. Er wolle so der Bevölkerung helfen, die bevorstehende Winterperiode zu überstehen. Russland habe offenkundig vor, den bevorstehenden Winter für seine Zwecke zu nutzen. "Den Winter in eine Waffe zu verwandeln, ist der Plan eines terroristischen Staates gegen unseren Staat sowie gegen ganz Europa", sagte Selenskyj. "Aber wir tun alles dafür, dass auch dieser russische Plan scheitert."

    +++ Der Generalstab der Ukraine hat den Behörden des Nachbarlandes Belarus vorgeworfen, die Angriffe Russlands weiter zu unterstützen.

    Belarus stelle Infrastruktur, Territorium und Luftraum zur Verfügung. Es besteht auch weiterhin die Gefahr, dass Russland Luftangriffe mit Kampfdrohnen vom Territorium und Luftraum des Landes aus startet.

    +++ Aus der Region um die Stadt Cherson berichtet der ukrainische Generalstab über fortgesetzte organisierte Plünderungen durch russische Soldaten.

    So seien Konvois mit gestohlenen Haushaltsgeräten und Baumaterialien beobachtet worden. Zugleich werde die Demontage von Mobilfunkmasten und anderen Telekommunikationsanlagen fortgesetzt. Aus dem Regionalmuseum des sowjetisch-ukrainischen Kunstmalers Olexij Schowkunenko seien "alle Kunstgegenstände und sogar die Möbel" von den Besatzern mitgenommen worden.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Russland vorgeworfen, mit dem Angriffskrieg gegen sein Land auch die Klimaziele der internationalen Gemeinschaft zu torpedieren.

    Russische Bombardements hätten fünf Millionen Hektar Wald in der Ukraine zerstört und die Preise für fossile Energien weltweit in die Höhe getrieben, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an die Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich. "Das hat Dutzende Länder gezwungen, wieder Strom mit Kohlekraftwerken zu erzeugen, um die Energiepreise für ihre Menschen zu senken."  Er setzte hinzu: "Es kann keine effektive Klimapolitik ohne Frieden auf der Erde geben."

    +++ Der neue ukrainische Botschafter in Berlin, Makeiev, hofft weiter auf Leopard-Panzer aus Deutschland.

    Er sagte am Abend auf "RTL":"Heutzutage brauchen unsere Mädchen und Jungs an der Front Schützen- und Kampfpanzer." Deutschland könne dabei eine Führungsrolle übernehmen. Er hoffe auf eine schnelle Entscheidung, denn die Ukraine brauche die Panzer, um die Angreifer zurückzuschlagen.

    Dienstag, 8. November

    +++ Die Ukraine strebt eine Erweiterung des Getreideexportabkommens im Schwarzen Meer auf weitere Häfen und Waren an.

    Zudem hofft die Regierung in Kiew, dass nächste Woche eine Entscheidung zur Verlängerung der Übereinkunft mit Russland um mindestens ein Jahr getroffen wird, wie Vize-Infrastrukturminister Jurii Waskow im Interview mit der Nachrichtenagentur "Reuters" sagte.
    Das Abkommen läuft am 19. November aus. Es war im Sommer unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei zustande gekommen. Es ermöglicht der Ukraine, ihr Getreide trotz des Kriegs mit Russland durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer zu exportieren. Russland hatte die Vereinbarung vorübergehend ausgesetzt, beteiligt sich aber mittlerweile wieder daran.

    +++ Russlands Verteidigungsminister Schoigu hat Angaben aus Moskau zufolge eigene Soldaten in der Ukraine besucht.

    Sein Ministerium veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie Schoigu sich von dem neuen Kommandeur der russischen Truppen im Nachbarland, Sergej Surowikin, die militärische Lage erklären lässt. Zudem zeichnete der Politiker russische Soldaten mit Orden aus. Wo genau in der Ukraine Schoigu sich aufgehalten haben soll, wurde nicht bekanntgegeben.
    Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Uniform während einer militärischen Übung der russischen Luftwaffe.
    Der russische Verteidigungsminister Schoigu hat Soldaten in der Ukraine besucht (Archivbild). (picture alliance / dpa / Alexei Pantsikov)

    +++ Russland und Indien erwägen nach Angaben des russischen Außenministeriums die gemeinsame Produktion von modernen Rüstungsgütern.

    Außenminister Lawrow habe mit seinem indischen Amtskollegen Jaishankar über die Perspektiven der militärisch-technischen Zusammenarbeit gesprochen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass Um welche Rüstungsgüter es konkret gehen könnte, blieb offen. Es ist das fünfte Treffen der beiden Minister in diesem Jahr. Indien positioniert sich beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine neutral, weil es enge Beziehungen zum Westen und zu Russland hat. Das Land trägt auch westliche Sanktionen nicht mit und wirbt für eine Konfliktlösung durch Dialog. Zuletzt kaufte Indien mehr verhältnismäßig günstiges Öl aus Russland. Auch bei seiner militärischen Ausrüstung und bei Ersatzteilen ist Neu Delhi stark auf Moskau angewiesen.
    Nach Worten Lawrows wollen Russland und Indien auch im Bereich der Atomenergie und der Raumfahrt enger zusammenarbeiten. Indiens Außenminister Jaishankar betonte, dass sein Land weiter Öl aus Russland kaufen wolle. "Als drittgrößter Öl- und Gaskonsument und Land mit nicht sehr hohen Einkommen müssen wir uns nach erschwinglichen Quellen umsehen, also ist die Indien-Russland-Beziehung zu unserem Vorteil."

    +++ Russische Armee bereitet sich offenbar auf Front-Durchbrüche der Ukrainer vor.

    Die russischen Truppen in der Ukraine bereiten sich nach Einschätzung britischer Militärexperten auf Durchbrüche der Ukrainer entlang der Front vor. Rund um die besetzte Hafenstadt Mariupol sollen Verteidigungsanlagen errichtet worden sein. Im täglichen Bericht des Verteidigungsministeriums in London hieß es, in allen besetzten Gebieten verstärke Russland seine Linien. Unter anderem seien rund um die besetzte Hafenstadt Mariupol Verteidigungsanlagen errichtet worden. Mariupol komme als Teil einer Landbrücke zur besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim besondere strategische Bedeutung zu. In der umkämpften Region Cherson hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben bei Angriffen auch ein russisches Munitionsdepot getroffen. Die Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    +++ Die russische Regierung hat als Antwort auf westliche Sanktionen die militärisch-technische Zusammenarbeit mit 74 ausländischen Unternehmen verboten.

    Die Liste umfasst Unternehmen aus verschiedenen Ländern, darunter auch 20 Firmen aus Deutschland. Außerdem sind Unternehmen aus Bulgarien, Großbritannien, Kanada, Tschechien, Estland, Litauen, der Slowakei, Montenegro, Polen und den USA gelistet.

    +++ Selenskyj will beim G20-Treffen in Indonesien teilnehmen

    Der ukrainische Präsident Selenskyj wird am G20-Gipfel in Indonesien teilnehmen, voraussichtlich aber nur virtuell. Das berichtet der staatliche Sender Suspilne unter Berufung auf das Präsidialamt in Kiew. Der Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer findet in der kommenden Woche in Bali statt. Zu der Staatengruppe gehört auch Russland, ob Präsident Wladimir Putin teilnehmen wird, ist noch offen.

    +++ Russische Zentralbankchefin warnt vor den wirtschaftlichen Folgen der westlichen Sanktionen.

    Die russische Zentralbankchefin Elvira Nabiullina warnt davor, die Folgen der westlichen Sanktionen für die heimische Wirtschaft zu unterschätzen. Sie sagte vor russischen Abgeordneten, es sei nicht möglich, sich von ihrem Einfluss zu isolieren. Zudem hätten potenzielle neue russische Partner Angst davor, ebenfalls negativ von den Sanktion getroffen zu werden.

    +++ Russland zeigt sich offen für Dialog mit USA.

    Russland steht nach Angaben des russischen Außenministeriums einem Dialog mit den USA zum gegenseitigen Vorteil weiter offen gegenüber. Man wolle zielgerichtete Kontakte zu notwendigen Fragen aufrechterhalten, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa im russischen Staatsfernsehen. Die Beziehungen zwischen den USA und Russland befinden sich wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit auf einem Tiefpunkt. Washington hatte Moskau zuletzt mehrfach auch mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gewarnt.

    +++ Russland muss nach Ansicht der ukrainischen Regierung an den Verhandlungstisch gezwungen werden.

    Nach den Worten des ukrainischen Präsidenen Selenskyj muss Russland zu ernshaften Friedensgesprächen gezwungen werden. Selenskyj sagte, der destabilisierende Einfluss Russlands konfrontiere die Welt mit Krieg, Energie- und Nahrungsmittelkrisen und der Zerstörung der gewohnten internationalen Beziehungen. Auch die Klimaagenda leide darunter, könne aber nicht auf Eis gelegt werden. Der ukrainische Präsident betonte, wer es mit der Klimaagenda ernst meine, müsse es auch mit der Notwendigkeit ernst meinen, die russische Aggression sofort zu stoppen, die territoriale Integrität wiederherzustellen und Russland zu echten Friedensverhandlungen zu zwingen. Die Ukraine ist nach den Worten von Präsidentenberater Podoljak zu Verhandlungen mit Russland bereit - aber nur mit dem künftigen Nachfolger des russischen Präsident Putin.

    +++ Nordkorea bestreitet Munitionslieferungen an Russland.

    Nordkorea hat bestritten, Munition nach Russland geliefert zu haben. Das Verteidigungsministerium in Pjöngjang warf den USA vor, feindselige Versuche zu unternehmen, um Nordkoreas Ruf zu schädigen. Das Ministerium reagierte auf Äußerungen des Kommunikationsdirektors des Nationalen Sicherheitsrates in den USA, Kirby. Er hatte erklärt, dass Russland aus Nordkorea Artilleriegeschosse erhalte und diese für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetze. Die Lieferungen würden über andere Länder etwa im Nahen Osten getätigt, um sie zu verschleiern. Militärexperten vermuten, dass Russland angesichts von Lieferengpässen der heimischen Rüstungsindustrie auf Waffenimporte angewiesen sein könnte.

    +++ Selenskyj lobt internationale Militärhilfe.

    Angesichts der russischen Angriffe auf sein Land hat der ukrainische Präsident Selenskyj die internationale Hilfsbereitschaft gelobt. Die aktuelle Eskalation habe nur dazu geführt, dass die Welt mit neuer Hilfe für die Ukraine antworte, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht. Er berichtete zudem von Erfolgen beim Zurückdrängen russischer Truppen in den besetzten Gebieten im Süden und Osten der Ukraine. Insbesondere in der Region Donezk sterben seinen Aussagen zufolge täglich Hunderte russische Soldaten. Das Verteidigungsministerium in Moskau wiederum bestreitet solch hohe Verluste in den eigenen Reihen. Die Angaben beider Seiten lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

    Montag, 7. November

    +++ Die Ukraine hat weitere Luftabwehrsysteme von westlichen Staaten erhalten.

    Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow erklärte im Internet, es handele sich um die Systeme "Nasams" und "Aspide". Sie seien von Norwegen, Spanien und den USA geliefert worden. Die ukrainische Armee werde damit erheblich gestärkt, und der Luftraum werde sicherer, fügte der Minister hinzu. Auch andere Länder haben bereits Gerät zur Luftabwehr geliefert, darunter Deutschland, das die Ukraine mit dem System "Iris-T" unterstützt. Russland hatte in den vergangenen Wochen seine Raketenangriffe auf die ukrainische Strom- und Wasserinfrastruktur verstärkt.

    +++ Angesichts der fortgesetzten Raketenangriffe Russlands auf die Infrastruktur in der Ukraine warnen Menschenrechtler vor einer humanitären Katastrophe in dem Land.

    Wenn Hilfe ausbliebe, würden viele Menschen bei Minusgraden sterben, erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt. Wegen der Zerstörungen der Infrastruktur durch die russische Armee gebe es aktuell in Kiew täglich nur vier Stunden Strom. In ländlichen Regionen sei die Situation ebenfalls dramatisch, hieß es weiter. Nationale und internationale Hilfsorganisationen könnten ohne Strom nicht mit ihren Stützpunkten kommunizieren; allen fehle es an Generatoren und satellitengestützten Mobilfunkgeräten. Die Organisation warf Russlands Präsident Putin vor, den Hungertod vieler Ukrainer bewusst in Kauf zu nehmen.

    +++ Zur weiteren Abwehr des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine fünf wichtige Großunternehmen direkt dem Verteidigungsministerium unterstellt.

    Betroffen sind unter anderem der zuvor bereits teilstaatliche Erdölförderer Ukrnafta sowie der Erdölverarbeiter Ukrtatnafta, wie Regierungschef Denys Schmyhal in Kiew erklärte. Ebenfalls enteignet werden demnach der Transformatorenhersteller ZTR, der Lastkraftwagenproduzent Kraz und das Flugmotorenunternehmen Motor Sich.

    +++ Die Ukraine wirft russischen Truppen vor, verlassene Häuser in Cherson zu plündern, wo sich beide Seiten auf eine womöglich entscheidende Schlacht vorbereiten.

    Zudem würden Soldaten in Zivilkleidung Häuser besetzen, um ihre Stellungen für Straßenkämpfe zu verstärken, wie Regierung und Militär mitteilen. Während die Bewohner von Cherson gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben würden und Russland von "Evakuierung" spreche, raubten die Offiziere des russischen Militärs und des Geheimdienstes FSB die Häuser aus, twittert der ukrainische Präsidentenberater Podoljak. "Raub an denen, die sie 'beschützen' wollten - die beste Illustration der 'russischen Welt'."

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    50.000 bei der Teilmobilmachung eingezogene russische Soldaten werden nach den Worten von Präsident Putin inzwischen in Kampfeinheiten in der Ukraine eingesetzt.

    Weitere 80.000 befänden sich "in der Zone der speziellen Militäroperation", wird Putin von der Nachrichtenagentur Interfax weiter zitiert. Der Rest der fast 320.000 Eingezogenen sei in Ausbildungslagern in Russland.

    +++ Die Ukraine und Russland werfen sich nach neuem gegenseitigen Beschuss vor, auf zivile Infrastruktur gezielt zu haben.

    Russische Truppen hätten in einem Dorf im Gebiet Saporischschja 16 Objekte ziviler Infrastruktur zerstört, teilte das ukrainische Präsidialamt mit. Ein Mensch sei getötet worden. Auch im Gebiet Sumy habe es einen Toten und einen Verletzten gegeben. In der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Donezk wurde den örtlichen Behörden zufolge die Zentrale der Eisenbahnverwaltung getroffen. In Cherson gibt es nach Angaben der russischen Verwaltung Stromausfälle. Die Evakuierungen dort gingen weiter.

    +++ Russland kann nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten die Verluste an Flugzeugen im Angriffskrieg in der Ukraine nicht ausgleichen.

    In der täglichen Stellungnahme des Verteidigungsministeriums in London heißt es, die Fähigkeit zur Herstellung neuer Flugzeuge reiche vermutlich nicht aus, um die Luftwaffen-Kapazitäten zu regenerieren. Hinzu komme die lange Dauer bei der Ausbildung fähiger Piloten. Ukrainischen Angaben zufolge haben die russischen Streitkräfte seit Beginn der Invasion fast 280 Flugzeuge verloren. Die genaue Zahl lässt sich nach britischen Angaben allerdings nicht bestätigen.

    +++ Der ukrainische Staatschef Selenskyj hat Teherans Waffenlieferungen an Russland als Beitrag zur Verlängerung des Kriegsgeschehens kritisiert.

    Der Iran unterstütze das terroristische Regime Russlands und trage damit dazu bei, den Krieg zu verlängern, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Ohne die Unterstützung Teherans für Moskau wären man schon näher an einem Frieden.

    +++ Der US-Sicherheitsberater Sullivan bemüht sich offenbar um eine Deeskalation der nuklearen Spannungen im Ukraine-Krieg.

    Sullivan habe in den vergangenen Monaten mit dem Kremlberater Uschakow und dem Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Natruschew, vertrauliche Gespräche geführt, schreibt das "Wall Street Journal". Die Gespräche hätten stattgefunden, als die Regierung in Moskau ihre Nuklearrhetorik verschärft hatte, indem sie wiederholt die Ukraine ohne belastbare Beweise beschuldigte, den Einsatz einer radioaktiven "schmutzigen Bombe" zu planen. Die Ukraine hat mehrfach erklärt, keinen Einsatz einer derartigen Bombe zu planen. Im Gegenzug warf die Regierung in Kiew Russland vor, selbst derartige Pläne zu haben, um den Einsatz dieser weltweit geächteten Waffen dann der Ukraine in die Schuhe zu schieben.

    +++ In Berlin kommt heute die deutsch-französische Parlamentarische Versammlung zu einer Sitzung zusammen.

    Thematische Schwerpunkte des Treffens sind der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die Sicherung der europäischen Energiesouveränität.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.