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Nicht mehr exzellent

Das Karlsruher Institut für Technologie, kurz KIT, bekommt seinen Exzellenzstatus wieder aberkannt: Neben dem Verlust an Renommee, fallen auch Fördermitteln von jährlich rund 15 bis 20 Millionen Euro weg.

Von Michael Brandt |
    Klar ist, dass die Situation für das KIT, das Karlsruher Institut für Technologie nach dem Verlust des Titels "Eliteuni" nicht so einfach ist. Gegründet wurde es 2009 als Zusammenschluss der Uni Karlsruhe und des früheren Forschungszentrums, und schon ein paar Monate wurde es zur Eliteuni.

    Es war besonders das Zukunftskonzept, das die Gutachter überzeugte. Eine Hochschule, die - anders als überall sonst in der deutschen Forschungslandschaft - gemeinsam von Bund und Land getragen wurde.
    Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Teresia Bauer:

    "Das KIT ist bundesweit die einzige Universität, die fusioniert ist mit einer Helmholtz-Einrichtung, mit dem Großforschungsbereich im Bereich der Energie. Dadurch bekommen wir einfach eine ganze Menge von wissenschaftlichem Know-how und können eben auch Schwerpunkte bilden und wissenschaftliche Exzellenz hervorbringen."

    Allerdings musste in den Jahren nach 2009 noch einiges zusammenwachsen, was zusammengehören soll, damit die Synergieeffekte auch tatsächlich wirken. Heute ist das ehemalige Forschungszentrum, das in den 70ern als Kernforschungszentrum gegründet worden war, der Campus Nord, und die frühere Uni in der Innenstadt der Campus Süd des KIT, und damit sie zu einer Institution werden, musste die Organisation in der vergangenen Jahren komplett umgekrempelt werden. Heute ist die Organisation nicht mehr - wie in normalen Unis - durch Fakultäten bestimmt, sondern durch weiter gefasste sogenannte Bereiche. Der Präsident des KIT, Professor Eberhard Umbach:

    "Um so eine Fusion zustande zu bringen, bedarf es eine ganze Menge Umorganisation, an Umdenken, Prozesse müssen neu strukturiert werden, Gremien müssen neu zusammenarbeiten lernen. Das war ein durchaus mühsamer Prozess. Der hat uns viel Kraft und Zeit gekostet."

    Kraft und Zeit, die - wie sich herausstellte -, an anderer Stelle fehlten. Denn um die Kriterien einer Eliteuni zu erfüllen, muss eine Hochschule erstens ein gutes Zukunftskonzept haben - was bei KIT der Fall ist.

    Aber zweitens braucht sie Exzellenzcluster, also Projekte, in denen herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht werden. Und die konnten die Gutachter bei der zweiten Runde der Exzellenzinitiative nicht feststellen, weshalb das KIT im vergangenen Jahr den Exzellenzstatus verlor. Die Folge: lange Gesichter, so Präsident Umbach, eine schwierige Situation.

    "Diese Enttäuschung haben wir natürlich auch gespürt. Das ist eine ganz normale menschliche Regung."

    Der Verlust der Exzellenz ist erstens schlecht fürs Renommee, bringt zweitens aber auch einen finanziellen Verlust von jährlich rund 15 bis 20 Millionen Euro an wegfallenden Fördermitteln.

    Offenbar gab es in den vergangenen Monaten auch den ein oder anderen Versuch, der neuen grün-roten Landesregierung in Stuttgart die Schuld am Verlust der Exzellenz zu geben, nachdem das KIT von einer schwarz-gelben Landes- gemeinsam mit der schwarz-gelben Bundesregierung aus der Taufe gehoben worden war. Von ausbleibenden Liebesbeweisen war da die Rede. Heute allerdings beantwortet Umbach die Frage, ob das KIT Probleme mit der grün-roten Landesregierung haben, mit einem klaren Nein:

    "Überhaupt nicht, ich denke auch, die grün-rote Landesregierung sieht das KIT als hochinteressante und wichtige Einrichtung an und steht zu ihm. Wir haben keinerlei Indizien, dass irgendwas schlechter geworden ist."

    Und das Auslaufen der Fördergelder täte zwar weh, aber sei angesichts von Drittmitteln von rund 300 Millionen verkraftbar.

    Dies deckt sich mit den Äußerungen von Wissenschaftsministerin Bauer, die allerdings feststellt, dass sich das KIT nach den schwierigen Umstrukturierungen jetzt wissenschaftlich anstrengen muss.

    "Ich glaube, es ist eine Herausforderung für viele, an der viele mitwirken müssen. Das Präsidium hat eine besondere Verantwortung, das zu organisieren. Aber mittun muss am Ende die ganze Hochschule."

    Aber auch das sieht KIT-Präsident Umbach genauso: Nachdem in den vergangenen Jahren viel organisiert worden sei, wolle man sich jetzt wieder auf die Forschungscluster stürzen, nicht kapitulieren, sondern kämpfen, also:

    "Wir haben jetzt draus gelernt und werden es hoffentlich das nächste Mal besser machen."