Die Basis, diejenigen Reiter, die fernab der FN ihrem Hobby nachgehen und oftmals recht ahnungslos sind, was Pferdehaltung und -ausbildung angeht:
Wir haben viele Menschen in den vergangenen Jahrzehnten in den Pferdesport hereinbekommen, die im Gegegensatz zu unseren Vorfahren - ich sag mal ganz salopp - die Reiterei nicht mit der Muttermilch aufgesogen haben, sie sind spät zum Reiten gekommen, hatten wenig Natur- und Tierkontakt. Insofern haben wir heute eine Klientel in unseren Reitställen und Reitervereinen, die eigentlich wenig vom Pferd als solches kennen.
Dass so mancher sein Pferd regelrecht "vermenschlicht" sei da noch das geringste Übel - was aber unter Umständen schon Folgen haben kann, die tierschutzrechtlich relevant werden können, meint Christoph Hess von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung:
Ein Reiter sitzt schlecht auf dem Pferd, quält dadurch, ohne es zu merken, ständig in jedem Tritt, in jedem Sprung das Pferd, weil er ständig gegen die Bewegung des Pferdes sitzt. Quintessenz oder Folge: Das Pferd wird versuchen, sich diesem unguten Gefühl zu entziehen, es läuft weg. Und was macht der Reiter: Er geht ins nächste Pferdesportgeschäft und kauft sich ein schärferes Gebiss, nimmt dieses schärfere Gebiss und versucht damit sein Pferd unter Kontrolle zu bekommen. Damit fängt ein schrecklicher Kreislauf an, das Gebiss wird immer schärfer, die Kriegserklärung an das Pferd wird immer eminenter und immer gewaltiger und am Ende ist eine Partnerschaft, die vielleicht einmal gut begonnen hat zum Scheitern verurteilt.
Bundesweit 30 Seminare möchte die FN anbieten, wo den Pferdebesitzern Grundlagen beigebracht werden sollen: Von der richtigen Haltung und Fütterung bis hin zum Reiten selbst. Die ersten vier Veranstaltungen gab es schon - an jedem der Seminare haben zwischen 300 - 500 Reiter und Pferdebesitzer teilgenommen. Der Bedarf nach einer guten Grundlagenausbildung scheint also groß zu sein. Und ganz offenbar kommen die bisherigen FN-Ausbilder diesen Wünschen nicht genügend nach - konzentrieren sie sich doch oft lieber auf die talentierten Turnierreiter. Diese Lücke soll nun geschlossen werden - mit Ausbildern für den Breitensport:
Das sind Ausbilder, die selber reiterlich vielleicht nicht ganz so weit gekommen sind, die aber schon die Theorie, zumindest im klassischen Sinne, verstanden haben und die auch in die Reitbahn vermitteln können. Auf der anderen Seite aber Freude haben am Anfängerunterricht. Am Unterricht mit Kids, am Unterricht mit so genannten Seiteneinsteigern, auch mit Reitern, die keine großen Perspektiven haben, die eigentlich nie richtig weiter kommen, aber diese Ausbilder müssen eine besondere Fähigkeit haben, sie müssen Animateure sein, die müssen die Leute ansprechen, ohne das Fachliche aus dem Auge zu verlieren, das ist, glaube ich, die Kunst, die diese Leute beherrschen müssen und ich hoffe, wir werden genügend Menschen finden, die sich für diesen Ausbildungsgang interessieren.
Ab kommendem Jahr soll die Ausbildung starten, eines fehlt allerdings noch: Das grüne Licht vom Vorstand der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zu dem für FN-Verhältnisse geradezu revolutionären Schritt: Dass damit nämlich auch Nicht-Profis eine Lizenz zum Unterrichten bekommen.