Noch ranken sich die Bauzäune um den Neubau des Museums, der nach einem Entwurf des Berliner Büros Staab Architekten im Herbst 2014 eingeweiht werden soll. Schon jetzt aber ist der Kunstverein dort mit einer Ausstellung eingezogen, die sinnfällig seine eigene Situation bespiegelt: "There’s no place like home", heißt die erste Schau im neuen Domizil. Man betritt sie durch eine Großbaustelle.
Der erste Blick in das Innere fällt ernüchternd aus. Das liegt weniger an der Kunst als vielmehr an der Architektur. Verglichen mit dem ehemaligen, von Tageslicht durchfluteten Saal im Vorgängerbau, erscheint die neue Heimat aseptisch und gesichtslos wie ein großer Schuhkarton. Der Raum mit seinen 230 Quadratmetern Spielfläche ist vor allem durch Neonlicht erhellt, die Wände sind in fahles Grau getaucht. Ein kleines fensterloses Kabinett bietet sich für Videokunst an.
"There is no place like home": Es geht nichts über das Zuhause, würde man den Satz übersetzen, doch birgt die Redewendung auch eine andere, gegenteilige Bedeutung, nämlich: So etwas wie ein Zuhause gibt es gar nicht. Zwischen diesen Polen von Heimat und Heimatlosigkeit bewegt sich die Gruppenausstellung der neuen Direktorin Kristina Scepanski. Die Inszenierung ist lakonisch, kühl, das Gegenteil von prall.
Auf dem Terrazzoboden in der Mitte des Raumes liegt ein Flickenteppich der polnischen Künstlerin Maria Loboda. Allenfalls die hohen Falten, die er wirft, lassen darauf schließen, dass dieser Teppich seine endgültige Position noch nicht gefunden hat. Des Rätsels Lösung findet sich im Begleitheft der Ausstellung: Die Teilnehmerin der Documenta 13 hat verfügt, dass der Teppich jede Woche irgendwo anders im Raum ausgelegt werden soll. So wird das häusliche Objekt durch die Ausstellung wandern und damit zu einer einfachen Chiffre nomadischen Daseins.
Eine andere Arbeit der insgesamt acht Künstler stammt von Jean-Pascal Flavien. Im Grenzland von Architektur und Design entwirft der Franzose kantige Möbel für kleine Wohnpavillons, die er bereits in Berlin, Rio de Janeiro, Sao Paulo und der Bourgogne realisiert hat. Jeweils zwei Personen leben eine Zeit lang auf engem Raum zusammen und machen das Wohnen zu einem Experiment der Selbsterfahrung. Im Kunstverein reiht der in Berlin lebende Franzose zwei Stühle, ein Sofa, einen Tisch und eine Leiter aus seiner Kollektion auf schnurgerader Linie aneinander. Sie fügen sich zu einem Bausatz des Wohnens, das sich noch immer den Idealen der Moderne verpflichtet sieht.
In einem Video filmt die dänische Künstlerin Theresa Himmer das Dorf in Böhmen, aus dem ihre Mutter 1968, nach dem gescheiterten Prager Frühling, ausgewandert war, um nach Skandinavien zu gehen. Als Kind hatte die kleine Theresa die verlorene Heimat der Mutter in den Ferien bei den Großeltern kennen- und lieben gelernt. In ihrem Video lässt sie zudem auch den Sohn eines russischen Militärs aus den Zeiten der Besatzung Tschechiens durch die Sowjetunion zu Wort kommen. Auch in seinen Erinnerungen stellt sich der böhmische Wald als ungetrübtes, glückliches Märchenland dar. Auf subtile Weise bespiegelt Theresa Himmer so den Begriff Heimat und seine Bandbreite zwischen Geborgenheit und Trauma.
Erfolgreich erstickt die Ausstellung "There’s no place like home" in ihrer nüchternen Präsentation jedweden Anflug von Heimeligkeit im Keim. Sie lässt einen Stil erkennen, der sich eher an einem theoretischen Diskurs orientiert als an sinnlicher Opulenz. Damit ist für den Westfälischen Kunstverein und seine kommenden Jahre eine klare Linie vorgezeichnet.
Der erste Blick in das Innere fällt ernüchternd aus. Das liegt weniger an der Kunst als vielmehr an der Architektur. Verglichen mit dem ehemaligen, von Tageslicht durchfluteten Saal im Vorgängerbau, erscheint die neue Heimat aseptisch und gesichtslos wie ein großer Schuhkarton. Der Raum mit seinen 230 Quadratmetern Spielfläche ist vor allem durch Neonlicht erhellt, die Wände sind in fahles Grau getaucht. Ein kleines fensterloses Kabinett bietet sich für Videokunst an.
"There is no place like home": Es geht nichts über das Zuhause, würde man den Satz übersetzen, doch birgt die Redewendung auch eine andere, gegenteilige Bedeutung, nämlich: So etwas wie ein Zuhause gibt es gar nicht. Zwischen diesen Polen von Heimat und Heimatlosigkeit bewegt sich die Gruppenausstellung der neuen Direktorin Kristina Scepanski. Die Inszenierung ist lakonisch, kühl, das Gegenteil von prall.
Auf dem Terrazzoboden in der Mitte des Raumes liegt ein Flickenteppich der polnischen Künstlerin Maria Loboda. Allenfalls die hohen Falten, die er wirft, lassen darauf schließen, dass dieser Teppich seine endgültige Position noch nicht gefunden hat. Des Rätsels Lösung findet sich im Begleitheft der Ausstellung: Die Teilnehmerin der Documenta 13 hat verfügt, dass der Teppich jede Woche irgendwo anders im Raum ausgelegt werden soll. So wird das häusliche Objekt durch die Ausstellung wandern und damit zu einer einfachen Chiffre nomadischen Daseins.
Eine andere Arbeit der insgesamt acht Künstler stammt von Jean-Pascal Flavien. Im Grenzland von Architektur und Design entwirft der Franzose kantige Möbel für kleine Wohnpavillons, die er bereits in Berlin, Rio de Janeiro, Sao Paulo und der Bourgogne realisiert hat. Jeweils zwei Personen leben eine Zeit lang auf engem Raum zusammen und machen das Wohnen zu einem Experiment der Selbsterfahrung. Im Kunstverein reiht der in Berlin lebende Franzose zwei Stühle, ein Sofa, einen Tisch und eine Leiter aus seiner Kollektion auf schnurgerader Linie aneinander. Sie fügen sich zu einem Bausatz des Wohnens, das sich noch immer den Idealen der Moderne verpflichtet sieht.
In einem Video filmt die dänische Künstlerin Theresa Himmer das Dorf in Böhmen, aus dem ihre Mutter 1968, nach dem gescheiterten Prager Frühling, ausgewandert war, um nach Skandinavien zu gehen. Als Kind hatte die kleine Theresa die verlorene Heimat der Mutter in den Ferien bei den Großeltern kennen- und lieben gelernt. In ihrem Video lässt sie zudem auch den Sohn eines russischen Militärs aus den Zeiten der Besatzung Tschechiens durch die Sowjetunion zu Wort kommen. Auch in seinen Erinnerungen stellt sich der böhmische Wald als ungetrübtes, glückliches Märchenland dar. Auf subtile Weise bespiegelt Theresa Himmer so den Begriff Heimat und seine Bandbreite zwischen Geborgenheit und Trauma.
Erfolgreich erstickt die Ausstellung "There’s no place like home" in ihrer nüchternen Präsentation jedweden Anflug von Heimeligkeit im Keim. Sie lässt einen Stil erkennen, der sich eher an einem theoretischen Diskurs orientiert als an sinnlicher Opulenz. Damit ist für den Westfälischen Kunstverein und seine kommenden Jahre eine klare Linie vorgezeichnet.