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Nie mehr rutschige Füße

Zoologie.- Baumfrösche können offenbar mühelos an senkrechten Flächen entlanglaufen - dank ihrer klebrigen Füße. Allerdings bleiben daran auch kleine Schmutzteilchen hängen, die die Haftung der Tiere schnell reduzieren. Schottische Forscher haben untersucht, wie es den Fröschen gelingt, immer wieder saubere Füße zu bekommen.

Von Michael Stang |
    Obwohl der Name Baumfrosch den eigentlichen Lebensraum der Amphibien beschreibt, leben viele der vor allem in Australien beheimateten Spezies in der Nähe der Menschen. Dort findet man die Tiere vor allem an und in Gebäuden, wo es kühl und feucht ist. In seinem Labor in Glasgow hingegen müssen sie mit Wassertanks vorlieb nehmen, sagt Niall Crawford.

    "Wir haben mit Fröschen der Art Litoria Caerulea gearbeitet, die auch unter dem Namen Korallenfinger-Laubfrösche bekannt sind. Erwachsene Tiere sind meist sechs Zentimeter groß. Manche Tiere sind braun, andere wiederum grün oder gelb, aber ihre Färbung kann je nach Stimmungslage wechseln."

    Um zu überprüfen, wie gut es um die Bodenhaftung der Frösche bestellt ist, setzte der schottische Forscher seine Labortiere auf eine Glasscheibe und filmte ihre Füße. Die Scheibe begann sich langsam zu neigen. Ziel war, die maximale Haftung der Froschfüße zu beobachten. Niall Crawford vermaß die Winkel, die die Frösche noch aushalten konnten, bis es auch ihnen zu rutschig wurde und sie herunterfielen.

    "Die Frösche benutzen eine Feuchthaftung. Und diese ist zwingend notwendig. Dazu produzieren sie an den Fußballen einen Schleim. Die Ballen sind wabenförmig aufgebaut und haben dadurch an sich schon hohe Haftkräfte, aber beides zusammen ist sehr effektiv."


    Unklar war aber immer noch, wie die Tiere ihre Füße auch wieder reinigen können. Klar war nur: Auch dreckige Füße waren binnen kurzer Zeit immer wieder frisch und klebrig. Beim zweiten Experiment untersuchte er daher die Füße einzeln. Niall Crawford wollte herausfinden, ob bei diesem Reinigungsmechanismus nur chemische oder auch physikalische, sprich mechanische Vorgänge vonstatten gehen. Um das zu testen, verfrachtete er die Frösche in eine Box und ließ nur einen Fuß herausschauen. Auf diesem verstreute er Sandkörner und beobachtete, wie schnell der Fuß wieder sauber wurde. Dabei sah er, dass die Reinigung nur sehr langsam vonstatten ging. Zwar produzierten die Ballen auch einen Schleim aus Proteinen und Lipiden, aber an den Füßen blieben regelrecht Dreckklumpen haften.

    "In freier Natur laufen die Frösche über Pflanzen, dabei bleiben regelmäßig Partikel an den Füßen kleben, die die Haftung der Tiere am Blatt verschlechtern. Dann sondern die Frösche an den Füßen diesen speziellen Schleim ab. An diesem bleiben die Schmutzteilchen in Klumpen hängen und müssen danach nur noch abgeschmiert werden. Dadurch hinterlassen die Frösche schleimige Fußspuren. Beide Methoden zusammen sind notwendig, um wieder eine gute Haftung an der Oberfläche zu erreichen."

    Die Reinigung der Füße erfolgt also in zwei Schritten: mit dem Schleim werden die Schmutzteilchen zuerst gelöst und dann werden sei einfach abgetreten, ähnlich wie sich Menschen die Schuhsolen an einer Fußmatte abstreifen. Das erklärt, weshalb die Frösche in rutschigen Situationen oft die Fußstellung wechseln, um auch an steilen Wänden der Schwerkraft weiter zu trotzen. Diese Erkenntnisse könnten, so hofft zumindest Niall Crawford, neue Hinweise auf die industrielle Entwicklung von Pflastern und Reifen geben.