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"Niersbach unter Beobachtung"

Zum fünften Mal ist der Integrationspreis des Deutschen Fußball-Bundes verliehen worden. Doch nicht nur deshalb haben ein dutzend Kamerateams die Zeremonie in einem Berliner Hotel verfolgt. Es war der vermutlich letzte große Auftritt des scheidenden DFB-Präsidenten Theo Zwanziger auf politischer Bühne.

Von Ronny Blaschke |
    "Das ist eine ganz, ganz große Ehre, im besonderen für den Deutschen Fußball-Bund, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, dass Sie heute hier unter uns sind und durch Ihre Anwesenheit diesem Preis, dieser Aufgabe ein Stück Glanz verleihen. Herzlich willkommen.’"

    Es war nicht Angela Merkel, sondern Theo Zwanziger, der die Preisverleihung eröffnen durfte. Und man merkte dem 66-Jährigen an, dass es diese Termine sind, die ihm besondere Freude bereitet haben. Nicht der Streit mit dem ehemaligen Schiedsrichterfunktionär Amerell, nicht die problematische Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Löw, nein, Zwanziger wollte immer als ein politischer DFB-Chef angesehen werden, im Dialog mit Kanzlerin und Ministern. Es war daher nicht überraschend, dass Merkel und einige Parlamentskollegen zur Verleihung erschienen. Wenige Wochen vor dem DFB-Bundestag, auf dem Zwanziger sein Amt an Generalssekretär Wolfgang Niersbach übergeben wird. So richtete Merkel einen Teil ihrer Rede direkt an Zwanziger:

    ""Sie haben ein ganz großes Dankeschön verdient. Für vieles, aber vor allem für das, was Sie für die Integration im Fußball getan haben. Herzlichen Dank! Dass Herr Niersbach jetzt unter Beobachtung steht, bezüglich ähnlicher Aktivitäten, hat er schon vermutet. Er sagte, wahrscheinlich nicht nur in diesem Feld würde er dann mal unter Beobachtung stehen, aber in diesem auf jeden Fall."
    Es war ein Nachmittag der pathetischen Reden, auch wenn niemand das Wort Abschied in den Mund nehmen wollte. Wieder wurde der Fußball als Werkzeug für Integration gepriesen. Merkel verwies auf die 5,4 Millionen Euro, die die Regierung dem Sport dafür zur Verfügung stellt. Sie lobte vor allem das ehrenamtliche Engagement. 176 dieser Initiativen hatten sich für den Integrationspreis beworben, der mit 150000 Euro dotiert ist. Die drei Sieger: der VfL Fontana Finthen aus Mainz, die Grundschule Pastorenweg aus Bremen und die Deutsche Soccer Liga. Nach einer Stunde war die Zeremonie auch schon wieder vorbei. Theo Zwanziger begleitete die Kanzlerin zum Ausgang. Sie wechselten ein paar freundliche Worte. Ob und wann sie sich wieder treffen, ist unklar.