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Nobelpreis in Chemie an zwei US-Amerikaner und einen Franzosen

Chemie. - Der Franzose Yves Chauvin sowie die beiden Amerikaner Robert H. Grubbs und Richard R. Schrock erhalten in diesem Jahr den Nobelpreis für Chemie. Die Forscher werden für die Entwicklung chemischer Katalysatoren ausgezeichnet, die Kohlenstoff-Verbindungen aus Erdöl so umwandeln, dass daraus Kunststoffe und Arzneimittel entstehen. Der Nobelpreis ist mit insgesamt 1,1 Millionen Euro dotiert und wird den Forschern zu gleichen Teilen verliehen.

    Am Mittwoch gab das Karolinska-Institut in Stockholm pünktlich um 11:45 Uhr die Nobel-Preisträger für Chemie bekannt. Preisträger dieses Jahres sind der Franzose Yves Chauvin, sowie die beiden Amerikaner Robert H. Grubbs und Richard R. Schrock. Damit wurden ihre Leistungen im Bereich der Metathese der organischen Chemie geehrt, bei der sie entscheidend an der Entwicklung chemischer Katalysatoren geforscht haben. Alle drei Laureaten teilen sich die Dotierung zu gleichen Teilen.

    Die mit umrechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Millionen schwedische Kronen) höchste Auszeichnung für Chemiker werden die drei Preisträger traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm erhalten.

    Mit ihrer Methode können heute Chemiker neue Moleküle entwickeln, die etwa für pharmazeutische Produkte wichtig sind. Diese Metathese bezeichnet die Reaktion, bei der Katalysatormoleküle Doppelbindungen lösen und die Kohlenstoffverbindungen neu arrangieren. Damit können sie aus organischen Substanzen wie etwa Erdöl durch künstliche Synthesen Moleküle herstellen, denen die Forscher gezielt bestimmte Eigenschaften verleihen können.

    Yves Chauvin wurde 1930 in Frankreich geboren und ist Direktor am Institut Français du Pétrole in Rueil-Malmaison, Frankreich. 1971 gelang es Yves Chauvin genau zu erklären, wie diese Metathesisreaktion funktioniert. Dadurch war die Gebrauchsanleitung bekannt und die Möglichkeit, wann künstliche Moleküle hergestellt werden können, nur noch eine Frage der Zeit.

    Yves Chauvin wurde von der Entscheidung aus Schweden im Ruhestand überrascht, den er seit zehn Jahren in Tours genießt. Eine Flasche Champagner werde er jetzt nicht öffnen, sagte Chauvin dem Deutschlandfunk, mit seinen 75 Jahren sei er schon zu alt und überhaupt solle sich in seinem Leben nichts groß ändern. Nach seinen Arbeiten befragt, gab der Chemiker sich auffällig bescheiden. Es sei alles ganz einfach gewesen, damals, Anfang der siebziger Jahre, weil das Forschungsgebiet noch völlig jungfräulich gewesen sei. Er sei eben einfach zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. Die eigentliche Arbeit hätten aber Robert Grubbs und Richard Schrock gemacht, die beiden anderen Nobelpreisträger. Schrock baute 1990 die ersten Katalysatormoleküle. Zwei Jahre später entwickelte Grubbs einen effizienteren Katalysator, der chemisch stabil und damit einsetzbar war.

    Robert H. Grubbs wurde 1942 in Calvert City in den USA geboren. 1968 wurde der Chemiker an der Columbia University in New York promoviert. Heute ist er Professor am California Institute of Technology in Pasadena, USA.

    Robert Grubbs erreichte die Nachricht aus Stockholm in Neuseeland, wo er sich gerade mit seiner Frau von einer ausgedehnten Vortragsreise erholt:

    " Ich bin ziemlich erschöpft. Ich werde wahrscheinlich einige Gläser Brandy trinken und ins Bett gehen, schließlich haben wir hier ja schon Nacht. "

    Aufregend sei das Ganze schon, denn am Beginn seiner Karriere rechne man nicht damit, einmal mit dem Nobelpreis ausgezeichnet zu werden, so Grubbs:

    " Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Arbeit belohnt wird und wenn man diese Belohung mit den beiden anderen Forschern, Richard Schrock und Yves Chauvin teilen kann. Ich genieße diese Anerkennung auch mit meinen Nachkommen, mit meinen Kindern. Das sind die einzigen, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe. "

    Der Chemie-Nobelpreisträger nennt auch einen deutschen Kollegen, der kräftig mitgewirkt hat, den Chemiker Wolfgang Herrmann aus München:

    " Er hat wesentlich mitgeholfen. Es ist eine internationale Aufgabe. Es ist aufregend, mit so vielen Menschen zusammen zu arbeiten und so viel Anerkennung zu teilen."

    Richard R. Schrock wurde 1945 in Berne, USA geboren. Seinen Doktortitel in Chemie holte er 1971 an der Harvard Universität in Cambridge.

    Heute ist er Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Dort feierte er gemeinsam mit seiner Frau Nancy, Studierenden und Kollegen den Nobelpreis und zeigte sich im schwedischen Rundfunk sichtlich begeistert. Er habe zunächst nicht glauben können, dass er wirklich ausgezeichnet worden sei: "Aber es ist wahr und daher war ich sehr aufgeregt. Mein Herzschlag ist bei ungefähr 200 pro Sekunde."

    [Quellen: Klaus Herbst, Ralf Krauter, Michael Stang]
    Der französische Chemie-Nobelpreisträger Yves Chauvin in seinem Haus in Tours.
    Der französische Chemie-Nobelpreisträger Yves Chauvin in seinem Haus in Tours. (AP)
    MIT-Professor Richard Schrock freut sich über die Auszeichnung mit dem Chemie-Nobelpreis 2005 gemeinsam mit seiner Frau Nancy.
    MIT-Professor Richard Schrock freut sich über die Auszeichnung mit dem Chemie-Nobelpreis 2005 gemeinsam mit seiner Frau Nancy. (AP)