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Noch in den Kinderschuhen

Das erste Windrad in Toronto steht strategisch günstig, am Lakeshore Boulevard direkt am Ufer des Ontario Sees. Hier bläßt nicht nur der Wind ordentlich, hier fahren auch täglich tausende Menschen vorbei. Und deren Aufmerksamkeit ist der ersten Wind Co-operative Kanadas ebenso wichtig, wie die Stromerzeugung, erklärt Windshare Direktor Bryan Young:

Von Michael Mühlberger |
    Die Technik zu sehen und zu sehen das sie funktioniert ist sehr wichtig. Seit dem wir dieses Windrad haben in Toronto bemerken wir schon in unseren Umfragen, die Leute interessieren sich mehr für Windenergie. Das war bis vor kurzem noch nicht der Fall. Jetzt kann sich auch jeder davon überzeugen, dass so ein Windrad nicht laut sein muss, dass es auch kein Vogelkiller ist. Es ist wirklich eine ökologische Lösung für unser Energie Problem in Kanada.

    Das Energie Problem in Kanada ist nicht etwa ein Mangel, sondern ein Überangebot an billigem Strom. Pro Kopf hat Kanada den weltweit höchsten Energieverbrauch. Atomkraft, Öl und Kohle decken den größten Teil ab, nur 0,1 Prozent des Stroms stammt aus Windkraft.

    In Toronto kann man die Auswirkungen nahegelegener Kohlekraftwerke nicht mehr übersehen. Regelmäßig wird die Stadt vom dichten Smog eingehüllt der veralteten Anlagen eingehüllt.

    Ein wesentlicher Grund für die Mitglieder der Windkooperative in die saubere Alternative voranzutreiben.

    Vor sechs Jahren als wir dieses Projekt begannen, waren wir nur ein paar frustrierte Bürger. Jetzt haben wir schon 450 Mitglieder, größtenteils Privatleute. Wir haben zusammen 800.000 Dollar investiert, die selbe Summe hat dann eine lokale Energiefirma investiert. Wir leisten nun mit unserer Bürger Kooperative Pionierarbeit, genauso ist auch in Deutschland und Dänemark die Windbranche entstanden. Kanada hat das Potential das Saudi Arabien der Windenergie zu werden und ich hoffe die Politik erkennt bald, das wir es nutzen müssen.

    Wer derzeit in Kanada in Windkraft investiert, der muss schon Optimist sein. Young stellt den Anlegern zwar eine Rendite von 5 Prozent in Aussicht, aber alles hängt von der Entwicklung der Strompreise ab.

    Die werden künstlich niedrig gehalten, durch hohe staatliche Subventionen. So ist die Kilowattstunde Windestrom noch fast doppelt so teuer, wie konventioneller Strom. Dazu kommt, dass Ontario im vergangenen Jahr einen Preisdeckel für Strom eingeführt, der weit unter dem Preis für Windenergie liegt.

    Einziger Hoffnungsschimmer für die Branche ist der Kyoto Vertrag. Im Gegensatz zum großen Nachbarn USA, hat Kanada unterschrieben. Bis 2012 soll circa ein Viertel der jetzigen CO2 Emissionen eingespart werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich die Energielandschaft drastisch verändern, meint Young, und hofft auf eine Art Erneuerbare Energien Gesetz wie in Deutschland.

    Wenn wir in Kanada Strompreise hätten wie in Deutschland, würde die Wind Branche sehr schnell wachsen. Die Provinz Regierung in Ontario hat nun endlich vorgeschlagen, einen gesetzlichen Mindestanteil an Windenergie einzuführen. Das muss jetzt auch bald geschehen, denn bis jetzt haben wir keinen Absatzmarkt für Windkraft. Zur Zeit gibt es einfach keine Möglichkeit Windkraft zu ihrem wahren Preis zu verkaufen, der jetzige Preisdeckel muss also wegfallen. Wenn man bei der konventionellen Energie die ganzen Umwelt- und Gesundheitskosten mit einberechnen würde, wäre der Strom sowieso längst teurer.

    Seit dem das erste Windrad in Toronto steht, haben sich viele gemeldet, die in ein zweites investieren wollen. Es soll noch in diesem Jahr folgen. Der Standort ist schon bestimmt, wieder am Rande des Sees, diesmal ganz in der Nähe eines Kohlekraftwerks.