Denn zum ersten mal seit zehn Jahren erhält die Ostsee eine Frischekur. Große Mengen Nordseewasser sind nämlich in die Ostsee geströmt. Und dieses Wasser enthält viel Salz und - vor allem - viel Sauerstoff. Rainer Feistel vom Institut für Ostseeforschung Warnemünde verfolgt diesen Prozess seit drei Monaten:
Und als wir bemerkten, dass ein Salzwasser-Einbruch im Januar stattfindet, der von größerem Umfang zu sein schien, haben wir ad-hoc eine Expedition ausgeführt mit unserem kleinsten Forschungsschiff; die wurde bis zum Bornholm-Skad geführt und hat bereits herausgefunden, dass dort größere Mengen salzhaltiges und sauerstoffreiches Wassers eingedrungen waren; und die nachfolgende Expedition im Februar war wieder eine regelmäßige Fahrt, so wie auch diese, und dort wurde gefunden, dass in der Bornholm-See Sauerstoffgehalte, Salzwerte vorlagen wie seit 10 Jahren nicht mehr. Insofern ist das also für uns eine sehr interessante Entwicklung, die im Moment stattfindet.
Interessant deshalb, weil normalerweise das Ganze unter umgekehrten Vorzeichen steht: Salzarmes und damit leichtes Wasser verlässt als "Baltischer Strom" die Ostsee. Es fließt durch die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden hindurch in die Nordsee.
Mitte Januar allerdings peitschte ein heftiger Westwind mit Sturmstärke eine Woche lang übers Meer und schob das Wasser in die andere Richtung: nach Osten. Der Pegel der westlichen Ostsee sank um 80 Zentimeter. Als Folge drängten die salz- und sauerstoffreichen Wassermassen aus der Nordsee ostwärts und hatten nach wenigen Wochen die Bornholm-See erreicht - sehr zur Freude der Fischer. Denn dieses Meeresgebiet rund um die dänische Insel Bornholm ist die Kinderstube eines wichtigen Speisefisches: des Kabeljaus, in der Ostsee auch Dorsch genannt.
Der Fischereibiologe Dr. Siegfried Ehrich von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg schildert, was passiert, wenn nicht genügend des sauerstoffhaltigen Wassers aus der Nordsee in die Ostsee strömt:
Es ist so, dass der Kabeljau im freien Wasser laicht und dass diese Eier dann auch im freien Wasser schweben; und sie sinken in diesem leichten, nicht so dichten Ostseewasser in eine gewisse Tiefe ab; und wenn diese Tiefe größer ist als der Grenzbereich mit dem sauerstoffreien Wasser und sie in dieses sauerstoffreie Wasser gelangen, dann sterben sie ab.
Nun aber lässt das Sauerstoff reiche Wasser aus der Nordsee die Ostsee "aufatmen". Das zeigen auch die etwa tausend Wasserproben, die an Bord der "Gauss" aus der Ostsee gezogen wurden. Das Nordsee-Wasser ist über die Arkonasee vor Rügen in das rund 90 Meter tiefe Becken nordöstlich von Bornholm geströmt. Von dort wälzt es sich jetzt weiter Richtung Gotlandtief, das zwischen Lettland und der schwedischen Insel Gotland liegt. Rainer Feistel:
Das zentrale Gotlandbecken mit ca. 250 Meter Wassertiefe ist eine der tiefsten Stellen der Ostsee und ist für uns immer ein Indikator für den Gesundheitszustand der Ostsee in den tieferen Schichten. Und wir wissen aus Erfahrungen, dass das Salzwasser von dem Eindringen hier in der westlichen Ostsee bis zur zentralen Gotlandsee etwa drei Monate benötigt; und die Geschwindigkeit und der Umfang der Veränderungen, den wir da registrieren, wird uns darüber Aufschluss geben, ob dieser Einbruch eventuell für die nächsten zwei oder sogar fünf Jahre anhaltenden Effekt hat oder auch nur für die nächsten zwei Wochen.
Gegenwärtig sind im Gotlandtief nur kleine Spuren von Sauerstoff zu finden. Doch das frische und sehr kalte Nordseewasser vom Januar gleitet wie ein Gletscher über den Meeresgrund heran - langsam, aber stetig. Gegenwärtig hat es den Südrand des Gotlandbeckens erreicht - 20 Meter dick und mehr als 15 Kilometer breit. Doch wie lange diese Sauerstoffkur vorhält, werden die nächsten Jahre zeigen. Norbert Kahlfuß vom Landesverband der Kutter- und Küstenfischer von Mecklenburg-Vorpommern kann sich noch gut erinnern, welche Folgen der Salzwasserschwall aus der Nordsee vor zehn Jahren hatte:
Also, beim Dorsch ist es so, dass ein relativ kleiner Elternbestand für sehr viel Nachwuchs sorgen kann, denn der Dorsch legt ja nicht nur ein Ei oder so, sondern der laicht ja doch in gewaltigen Mengen. Und wir haben es ja festgestellt nachdem der Salzwassereinbruch gewesen ist: vorher war der Bestand schlecht und plötzlich war er dann ruck-zuck groß. Das hängt nicht nur mit dem Salzwassereinbruch zusammen, aber auch der Jungfisch, der dann gefunden wurde bei den Untersuchungen, der hatte dann ganz andere Dimensionen als das vorher der Fall war. Also auch ein kleiner Dorschbestand reproduziert sich wieder und wächst schnell zu fangwürdigen Beständen ran.
Und als wir bemerkten, dass ein Salzwasser-Einbruch im Januar stattfindet, der von größerem Umfang zu sein schien, haben wir ad-hoc eine Expedition ausgeführt mit unserem kleinsten Forschungsschiff; die wurde bis zum Bornholm-Skad geführt und hat bereits herausgefunden, dass dort größere Mengen salzhaltiges und sauerstoffreiches Wassers eingedrungen waren; und die nachfolgende Expedition im Februar war wieder eine regelmäßige Fahrt, so wie auch diese, und dort wurde gefunden, dass in der Bornholm-See Sauerstoffgehalte, Salzwerte vorlagen wie seit 10 Jahren nicht mehr. Insofern ist das also für uns eine sehr interessante Entwicklung, die im Moment stattfindet.
Interessant deshalb, weil normalerweise das Ganze unter umgekehrten Vorzeichen steht: Salzarmes und damit leichtes Wasser verlässt als "Baltischer Strom" die Ostsee. Es fließt durch die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden hindurch in die Nordsee.
Mitte Januar allerdings peitschte ein heftiger Westwind mit Sturmstärke eine Woche lang übers Meer und schob das Wasser in die andere Richtung: nach Osten. Der Pegel der westlichen Ostsee sank um 80 Zentimeter. Als Folge drängten die salz- und sauerstoffreichen Wassermassen aus der Nordsee ostwärts und hatten nach wenigen Wochen die Bornholm-See erreicht - sehr zur Freude der Fischer. Denn dieses Meeresgebiet rund um die dänische Insel Bornholm ist die Kinderstube eines wichtigen Speisefisches: des Kabeljaus, in der Ostsee auch Dorsch genannt.
Der Fischereibiologe Dr. Siegfried Ehrich von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg schildert, was passiert, wenn nicht genügend des sauerstoffhaltigen Wassers aus der Nordsee in die Ostsee strömt:
Es ist so, dass der Kabeljau im freien Wasser laicht und dass diese Eier dann auch im freien Wasser schweben; und sie sinken in diesem leichten, nicht so dichten Ostseewasser in eine gewisse Tiefe ab; und wenn diese Tiefe größer ist als der Grenzbereich mit dem sauerstoffreien Wasser und sie in dieses sauerstoffreie Wasser gelangen, dann sterben sie ab.
Nun aber lässt das Sauerstoff reiche Wasser aus der Nordsee die Ostsee "aufatmen". Das zeigen auch die etwa tausend Wasserproben, die an Bord der "Gauss" aus der Ostsee gezogen wurden. Das Nordsee-Wasser ist über die Arkonasee vor Rügen in das rund 90 Meter tiefe Becken nordöstlich von Bornholm geströmt. Von dort wälzt es sich jetzt weiter Richtung Gotlandtief, das zwischen Lettland und der schwedischen Insel Gotland liegt. Rainer Feistel:
Das zentrale Gotlandbecken mit ca. 250 Meter Wassertiefe ist eine der tiefsten Stellen der Ostsee und ist für uns immer ein Indikator für den Gesundheitszustand der Ostsee in den tieferen Schichten. Und wir wissen aus Erfahrungen, dass das Salzwasser von dem Eindringen hier in der westlichen Ostsee bis zur zentralen Gotlandsee etwa drei Monate benötigt; und die Geschwindigkeit und der Umfang der Veränderungen, den wir da registrieren, wird uns darüber Aufschluss geben, ob dieser Einbruch eventuell für die nächsten zwei oder sogar fünf Jahre anhaltenden Effekt hat oder auch nur für die nächsten zwei Wochen.
Gegenwärtig sind im Gotlandtief nur kleine Spuren von Sauerstoff zu finden. Doch das frische und sehr kalte Nordseewasser vom Januar gleitet wie ein Gletscher über den Meeresgrund heran - langsam, aber stetig. Gegenwärtig hat es den Südrand des Gotlandbeckens erreicht - 20 Meter dick und mehr als 15 Kilometer breit. Doch wie lange diese Sauerstoffkur vorhält, werden die nächsten Jahre zeigen. Norbert Kahlfuß vom Landesverband der Kutter- und Küstenfischer von Mecklenburg-Vorpommern kann sich noch gut erinnern, welche Folgen der Salzwasserschwall aus der Nordsee vor zehn Jahren hatte:
Also, beim Dorsch ist es so, dass ein relativ kleiner Elternbestand für sehr viel Nachwuchs sorgen kann, denn der Dorsch legt ja nicht nur ein Ei oder so, sondern der laicht ja doch in gewaltigen Mengen. Und wir haben es ja festgestellt nachdem der Salzwassereinbruch gewesen ist: vorher war der Bestand schlecht und plötzlich war er dann ruck-zuck groß. Das hängt nicht nur mit dem Salzwassereinbruch zusammen, aber auch der Jungfisch, der dann gefunden wurde bei den Untersuchungen, der hatte dann ganz andere Dimensionen als das vorher der Fall war. Also auch ein kleiner Dorschbestand reproduziert sich wieder und wächst schnell zu fangwürdigen Beständen ran.