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North American International Auto Show
Automesse Detroit verliert an Bedeutung

Sie ist noch die größte Automesse in den USA, die NAIAS in Detroit. Doch das Branchentreffen befindet sich auf dem absteigenden Ast. So hat sich die Zahl von neuen Produktpräsentationen mehr als halbiert. Nicht nur in Detroit ist die Stimmung gedrückt, sondern auch in der Autobranche insgesamt.

Von Jan Bösche | 14.01.2019
    Die beiden unterhalten sich lächelnd am Ford-Stand vor einem Automodell auf einem Podest.
    14.01.2019, USA, Detroit: Jim Hackett (r), Vorstandsvorsitzender von Ford und Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von VW unterhalten sich bei einem gemeinsamen Gang über die Messe. (Boris Roessler / dpa)
    Detroit, die Hauptstadt des Autos - hier kurvt seit knapp zwei Jahren eine moderne Straßenbahn durch die Innenstadt. Detroit wandelt sich, die Autobranche ändert sich - und das bekommt vor allem die Autoshow zu spüren. Das Interesse lässt nach, große Hersteller bleiben weg, zum Beispiel fast alle deutschen Marken. Jamie Butters beobachtet die Branche für die "Automotive News": "Die Autohersteller entschieden, häufiger eigene Events zu machen. Dann schreibt jeder für ein oder zwei Tage nur über sie, und sie müssen die Aufmerksamkeit nicht mit anderen teilen."
    Darum werden in diesem Jahr in Detroit keine aufsehenerregenden Neuheiten erwartet, eher Brot-und-Butter-Autos, wie der neue VW Passat oder der Ford-SUV Explorer, ein massives Auto, das in den USA beliebt ist. Toyota könne da schon auffallen, mit der Neuauflage des legendären Sportwagens "Supra", eine Kooperation mit BMW.
    Besorgnis in den Chefetagen
    Die Autobranche startet in ein ungewisses Jahr, alle Prognosen gehen davon aus, dass die Verkaufszahlen nicht weiter steigen. Analysten machen zahlreiche Problemfelder aus. Jamie Butters verweist zum Beispiel darauf, dass in Nordamerika schwierige Tarifverhandlungen bevorstehen: "Wir müssen Arbeit und Handel beobachten. Der Konflikt mit China, die Trump-Regierung prüft, alle Autoimporte zu einer Frage nationaler Sicherheit zu erklären und Zölle zu erhöhen, das neue nordamerikanische Handelsabkommen ist noch nicht ratifiziert. Es gibt viel Unbekanntes, dass löst Ängste aus."
    Die Autohersteller versuchen sich darauf vorzubereiten, zum Beispiel, indem sie ihre Angebotspalette zusammenstreichen. Besonders die amerikanischen Hersteller haben sich von Modellen getrennt, die weniger nachgefragt werden, und setzen auf SUVs und Pickup-Trucks.
    Umbau auf Kosten der Mitarbeiter
    General Motors will darum jetzt mehrere nordamerikanische Werke schließen und mehrere tausend Mitarbeiter entlassen. GM-Chefin Mary Barra verteidigt den Schritt bei CNBC: "Wir mussten das tun, um das Unternehmen zu stärken. Für die 100-tausend Mitarbeiter, die wir alleine in diesem Land haben, müssen wir sicherstellen, das General Motors eine Zukunft nicht nur für ein paar Jahre hat, sondern für Jahrzehnte. Wir haben diese harte Entscheidung in einem Moment getroffen, in dem die Wirtschaft gut ist."
    So will der Konzern einem Teil der Mitarbeiter Jobs in den Werken anbieten, in denen die erfolgreichen Modelle gebaut werden. Barra steht schon länger für einen harten Kurs - sie trennte sich zum Beispiel vor zwei Jahren von Opel und dem Europageschäft, erhöhte die Investitionen in neue Antriebe und selbstfahrende Autos
    Ford hatte sich zögerlicher auf den Konsolidierungspfad begeben, aber jetzt auch Modelle gestrichen und Kürzungen angekündigt. Auch bei Ford gilt das Europa-Geschäft als problematisch.
    Eine Lösung könnte eine verstärkte Kooperation sein. Ford verhandelt mit Volkswagen über eine Zusammenarbeit, Ergebnisse werden bei der Automesse hier in Detroit erwartet.