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Norwegen
Streit um Kopftuch-tragende Moderatorin

"Ich glaube, die Leute schreiben Hasskommentare, weil sie zu wenig über den Hidschab wissen" - meint Faten Mahdi al-Husaini. Die muslimische Moderatorin hat ihre eigene Sendung im norwegischen Fernsehen - und eine Grundsatzdebatte über kopftuchtragende Frauen in den Medien ausgelöst.

Von Carsten Schmiester |
    Porträtfoto von Faten Mahdi Al-Hussaini aus dem Jahr 2014
    "Diejenigen, die mich nicht sehen wollen, können den Fernseher ja ausschalten", findet die norwegische TV-Moderatorin Faten Mahdi Al-Hussaini (picture alliance / Aftenposten / Jan T. Espedal)
    Die Frau liegt auf dem Waldboden, Militäruniform, Helm, darunter ein Kopftuch. "Ich bin Faten", sagt sie, "und kämpfe gegen Radikalisierung und Extremismus."
    Vor drei Jahren hatte die Norwegerin irakischer Abstimmung vor dem Parlament in Oslo bei einer Demonstration gesprochen, hatte sich klipp und klar gegen islamistische Gewalt gestellt. Da war sie gerade erst 19 Jahre alt und die Reaktionen waren heftig. Es gab viel Bewunderung, aber auch offenen Hass. Faten machte weiter, blieb trotz allem in der Öffentlichkeit - und natürlich mit Kopftuch.
    Sprachrohr für junge Norweger
    Auch in ihrer aktuellen Sendereihe im öffentlichen norwegischen Fernsehen NRK. Es ist Wahlkampf in dem Land, die Show richtig sich an junge Norweger und heißt "Faten tar valget", zu Deutsch etwa: "Faten trifft ihre Wahl".
    "Ich möchte mehr wissen über die Themen, die für Norwegen am wichtigsten sind. Und, ob ich die richtige Partei für mich finde."
    Das Ganze auf der harten Musik von Amanda Delara, der Titel heißt passenderweise "New Generation" und sie, Amanda, ist ebenfalls eine junge Norwegerin, diesmal iranischer Abstammung. Das alles zusammen klingt nach Power, aber auch Provokation. Es ist der Versuch, in authentischer Sprache ein Sprachrohr zu sein für die Jugend des Landes, sie für Politik zu interessieren. Faten interviewt nicht nur Soldateninnen oder Sozialarbeiter, sie trifft auch die politischen Entscheider Norwegens zum Interview.
    "Was können die Konservativen für mich tun, ein norwegisch-irakisches Mädchen, das im ständigen Spagat zwischen den Kulturen steht?", fragt sie Regierungschefin Erna Solberg.
    "Wir sind sehr kompromisslos, was das Selbstbestimmungsrecht von Jugendlichen angeht. Wir wissen, dass viele Jugendliche mit Migrationshintergrund zu Hause unter Druck gesetzt werden. Deshalb ist es so wichtig, dass die Eltern gut in die Gesellschaft integriert sind."
    Mangelnder Integrationswillen - bei den Norwegern
    Aber da gibt es in Norwegen offenbar noch viel zu tun. Fatens Sendung selbst ist ein Beispiel dafür. Allerdings nicht für mangelnden Integrationswillen der Flüchtlinge, sondern eher umgekehrt für den der Norweger selbst. Schon die Ankündigung der Sendung mit Faten hat viele geärgert. Eine junge Moderatorin mit Kopftuch im öffentlichen Fernsehen. Etwa 6.000 Proteste gingen beim Sender NRK ein, und auch online in sogenannten sozialen Medien wurde gegen die junge Norwegerin gehetzt. Man müsste sie erschießen, stand in einem Kommentar.
    "Nicht, weil ich mich gegen Extremismus eingesetzt habe, sondern weil ich das Kopftuch trage."
    Darauf nahmen viele der Beschwerdeführer Bezug: Auf dieses Kopftuch, das habe auf dem Bildschirm nichts zu suchen, argumentierten sie und verwiesen auf einen Zwischenfall von vor vier Jahren. Damals war einer NRK-Nachrichtensprecherin das Tragen des Kreuzes an einer Halskette untersagt worden. Wie könne man es da zulassen, dass eine junge Frau mit dem Symbol des Islam öffentlich auftrete? Faten kann diese Kritik nicht nachvollziehen.
    "Ich glaube, die Leute schreiben Hasskommentare, weil sie zu wenig über den Hidschab wissen. Weil sie Vorurteile haben, die sie nicht aufgeben wollen. Oder einfach, weil sie voller Hass sind."
    Vielfalt im öffentlichen Fernsehen NRK gewünscht
    Gegen diesen Hass stellt sie sich weiter und kann dabei auf die Politik zählen. Ministerpräsidentin Solberg persönlich hat die Hasswelle gegen Faten verurteilt und auch Senderchef Thor Gjermund Eriksen reagierte auf die Kritik vor allem im Netz.
    "Zunächst macht mich das traurig. NRK hat schließlich den parlamentarischen Auftrag, Vielfalt darzustellen. Gleichzeitig gibt bei uns die interne Regel, dass Nachrichtensprecher und Moderatoren aktueller Sendungen im Programm neutral auftreten sollen."
    Für Formate wie das von Faten gelte diese Neutralitätspflicht aber nicht. Und sie wäre auch nicht sinnvoll. Denn ihr Kopftuch zeigt Vielfalt im NRK-Team und spiegelt auch die Vielfalt der norwegischen Gesellschaft wieder, steht damit auch gegen die Einfalt der Kritiker auch dieser Sendung. Deren kopftuchtragender "Star" in einem Zeitungsinterview gesagt hat, dass sie der Wirbel um ihren Hidschab noch stärker gemacht habe.
    Und: "Diejenigen, die mich nicht sehen wollen, können den Fernseher ja ausschalten."
    Ganz so viele werden es nicht sein. Hatte es vor der ersten Sendung noch um die 6.000 Proteste beim Sender gegeben, waren es danach - gerade einmal 30.