Diskriminierung
Norwegische Kirche entschuldigt sich bei LGBTQ-Gemeinschaft

Die Norwegische Kirche hat sich bei der LGBTQ-Gemeinschaft des Landes offiziell für jahrzehntelang erfahrenes Unrecht entschuldigt.

    Der Bischof steht mit vor dem Körper verschränkten Händen auf der Straße in Regenbogenfarben. Dahinter der Club.
    Bischof Olav Fykse Tveit in der Rainbow Street in Olso vor dem "London Pub". (AP / dpa / Javad Parsa)
    Der Vorsitzende Bischof der evangelisch-lutherischen Volkskirche, Tveit, räumte die Diskriminierung, Ungleichbehandlung und Schikanierung von LGBTQ-Menschen durch seine Kirche ein. Dies hätte niemals passieren dürfen, sagte der Bischof. Er sprach die Entschuldigung in dem Schwulenclub "London Pub" in Oslo aus, der im Jahr 2022 Ziel eines tödlichen homophoben Überfalls war.

    "Pervers und verachtenswert"

    In den 1950er-Jahren hatte die Norwegische Kirche Homosexuelle als "globale soziale Gefahr" bezeichnet sowie als "pervers und verachtenswert". Mit den Jahrzehnten wurde die Haltung dann aber zunehmend liberaler. Seit 2007 sind homosexuelle Pastoren zugelassen, und seit 2017 auch religiöse Eheschließungen gleichgeschlechtlicher Paare.
    Die "Vereinigung für Geschlechter- und sexuelle Vielfalt" in Norwegen begrüßte die Entschuldigung als kraftvoll und wichtig. Angesichts der Brandmarkung der Aids-Epidemie als "Strafe Gottes" komme sie allerdings für diejenigen, die an einer HIV-Infektion gestorben seien, zu spät".

    Schwulenclub war Ort eines Attentats

    Der Schwulenclub "London Pub", in dem der Bischof seine Entschuldigung äußerte, war während des Pride-Festivals in Oslo im Jahr 2022 Ziel eines islamistischen Anschlags mit zwei Toten und neun Verletzten gewesen. Der Täter, ein Norweger iranischer Herkunft, verbüßt wegen eines "schweren Terrorakts" eine Haftstrafe von 30 Jahren. Sein Ziel war es laut dem Gerichtsurteil von damals, "so viele Homosexuelle wie möglich zu töten und LGBTQ-Personen im Allgemeinen in Angst und Schrecken zu versetzen". 
    Auch andere protestantische Kirchen haben in den letzten Jahren ähnliche Entschuldigungen ausgesprochen, darunter die anglikanische Kirche und die Kirche in Kanada.
    Diese Nachricht wurde am 17.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.