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Nur so viel ausgeben, wie man auch einnimmt

International gilt die Bundesliga mittlerweile als Vorzeige-Liga. Auch, weil die Vereine größtenteils gesund wirtschaften und keine Schulden machen. In vielen Ligen ist das anders – und dem will der europäische Fußballverband UEFA entgegensteuern: mit dem Financial Fairplay, einer Art Schuldenbremse.

Von Bastian Rudde | 09.08.2013
    Edinson Cavani ist groß, hat schwarze Locken - und einen starken rechten Fuß. Damit schießt er unermüdlich Tore.

    "Gooooool!"

    Dank seiner vielen Treffer wurde Edinson Cavani zum bisher teuersten Transfer dieses Sommers. Für 64 Millionen Euro Ablöse wechselte er zum französischen Meister Paris Saint Germain. Der Verein gehört seit einigen Jahren der Investorengruppe Qatar Sports Investment, also indirekt Katar selbst. Und im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen sind 64 Millionen für das Emirat nichts.

    "Die Absichten des Financial Fairplays sind gerade solche Investitionen, solche Transfers zu unterbinden.""

    Sagt Henning Vöpel vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut.

    "Hier wird offenbar künstlich ein Verein aufgepeppelt mit dem Geld von Investoren und das verstößt eindeutig gegen die Absichten des Financial Fairplay."

    Damit will die UEFA eigentlich den Einfluss von Investoren beschränken. Sie rechnet vor, dass die Verluste der europäischen Vereine insgesamt steigen. Auch, weil hemmungslose Financiers die Preise treiben. Zum Beispiel der Russe Abramowitsch, der den FC Chelsea mit seinen Millionen zum Champions-League-Sieger 2012 machte. Ein Rattenrennen - das mit Financial Fairplay zu Ende sein soll, sagt UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino.

    "Das Ziel ist wirklich, die Nachhaltigkeit des Fußballs, des Klubfußballs zu garantieren und den Klubs und dem Klub-Fußball insgesamt zu helfen."

    Herzstück des UEFA-Konzepts ist die Break-Even-Regel. Sie besagt, dass Vereine ab dieser Saison nur noch so viel Geld ausgeben dürfen, wie sie einnehmen - immer gesehen auf die zurückliegenden zwei oder drei Jahre. Zu den Einnahmen gehören unter anderem Erlöse aus Sponsoring und Werbung. Finanzspritzen von Investoren, die den Vereinen horrende Ausgaben für Spieler und deren Gehälter ermöglichen, sollen tabu sein. Doch an dieser entscheidenden Stelle sehen Experten wie Henning Vöpel Lücken im Reglement.

    "Die Gefährlichste ist natürlich, dass Investoren ihre Finanzspritzen tarnen als Sponsoring, als Werbeeinnahmen. Und insoweit ist es schwierig, solche Umgehungsmöglichkeiten aufzudecken."

    Tut die UEFA das, könnte sie die Vereine theoretisch sogar aus der Champions League schmeißen. Paris Saint Germain wäre ein Kandidat dafür. PSG wird von der katarischen Tourismusbehörde gesponsert. Die Rede ist von 150 bis 200 Millionen Euro pro Saison. Gut für die Bilanz - aber selbst im Fußball eine astronomische Summe. Bei anderen Vereinen wie Manchester City und seinem Besitzer aus Dubai gibt es ähnliche Konstruktionen. Die UEFA sagt, sie prüfe all das. Doch ein anderer Punkt scheint vielen Beobachtern noch viel wichtiger:

    "Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Beschränkung der Ausgaben auf die Einnahmen dazu führt, dass die Vereine, die jetzt oben stehen, tatsächlich ihre Position noch ausbauen können und es den unterklassigen oder den nachrangigen Vereinen, jemals überhaupt aufschließen zu können."

    Denn die UEFA erzieht - wenn ihr das überhaupt gelingt - nur Vereine zu mehr Vernunft, die in ihren Wettbewerben spielen. In der Europa League und der Champions League. Um dorthin zu kommen, machen viele andere Vereine Schulden. Klopfen sie dann ans Türchen, erfüllen die die Einlasskriterien nicht. Vereinfacht gesagt werden "die da oben" gesunder, "die da unten" bleiben krank.

    Und so lautet das Fazit, dass das Financial Fairplay der UEFA zwar hehre Ziele haben mag, aber insgesamt noch nicht gut genug durchdacht scheint.


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