Mit rund 400.000 dauerhaften Zuwanderern könne "ohne Übertreibung von einem 'Boom'" gesprochen werden, resümierte der Migrationsforscher Thomas Liebig von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Kein anderes OECD-Land weise laut Migrationsbericht einen vergleichbaren Anstieg wie Deutschland auf, das 2009 noch Platz acht belegt habe. Allein von 2011 bis 2012 habe der Anstieg 38 Prozent betragen. Grund für die Zunahme seien insbesondere die innereuropäische Migration im Zuge der Personenfreizügigkeit. Die Einwanderung im Zuge der sogenannten Personenfreizügigkeit macht mittlerweile mehr als drei Viertel der dauerhaften Zuwanderung nach Deutschland aus. Einen höheren Anteil gibt es OECD-weit nur in der Schweiz und Österreich.
Laut OECD ist der Anstieg auch darauf zurückzuführen, dass die Migranten wegen der anhaltenden Krise vor allem in Südeuropa länger in Deutschland bleiben als in den Vorjahren. Allerdings kommt die größte Gruppe der Migranten weiterhin aus mittel- und osteuropäischen Ländern. Ursprung der größten Zuwanderungsströme sind Bulgarien, Rumänien und Polen. Wer in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen ist, ist laut OECD im Schnitt besser qualifiziert als diejenigen, die vor 2007 eingewandert sind, und hat eher einen Job.
Die Verlierer der Migrationsströme
Auch mehrere andere europäische Länder - darunter Frankreich, Schweden und Finnland - hatten 2012 im Vergleich zum Vorjahr Rekordzuwächse bei der Zuwanderung. Deutliche Rückgänge verzeichneten dagegen die Krisenländer Spanien (minus 22 Prozent) und Italien (minus 19 Prozent) mit jeweils unter 300.000 Zuwanderern. Aber auch nach Großbritannien kamen weniger Migranten (minus elf Prozent).
Die OECD hat den Zustrom von Menschen untersucht, die mindestens ein Jahr bleiben. Deshalb liegen erst Zahlen für 2012 vor. Liebig geht davon aus, dass es 2013 weiteres Wachstum gegeben habe, "aber einen weniger spektakulären Anstieg".
(sdö/tgs)