Aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse könnten die Gesetze von 1993 gelockert werden, heißt es da, um Standortnachteile zu verhindern. Die Bayern schauen dabei vor allem nach Österreich, wo Schneekanonen sogar auf Gletschern eingesetzt werden dürfen, um Touristen bis in den Mai hinein zu halten. Naturschützer und die bayrischen Grünen sind alarmiert.
Im Vergleich zur Entwicklung der Skidestinationen im benachbarten europäischen Ausland haben die bayerischen Wintersportorte an Bedeutung verloren.
Zu diesem Schluss kam im Juni 2003 eine Studie für die bayrische Landesregierung, und seitdem steht für Otto Wiesheu, den bayrischen Wirtschaftsminister, fest: Bayerns Wintersportorte müssen wieder aufholen. Spätestens in diesem Winter müssen die Übernachtungszahlen in Garmisch-Partenkirchen, Oberstdorf, Schönau oder Bayrisch-Eisenstein wieder stimmen. Aber Gäste kommen nur, wenn der Winter auch nach Winter aussieht – bei viel Schnee. Denken sich zumindest die Ökonomen und Verfasser der Studie. Denn, so ihr Lamento, vor allem..
...die vergleichsweise restriktive Genehmigungspraxis - z.B. bei der Modernisierung von Liftanlagen, bei der Installation von Beschneiungsanlagen - und die zum Teil einschneidenden Auflagen z.B. bei der Beschneiungszeit haben in Bayern Investitionen verhindert oder verzögert.
Soll heißen: Die Umweltauflagen waren dem Profit der Seilbahnbetreiber im Weg. Aus Sicht des Bund Naturschutz ist der jetzige Antrag der CSU-Landtagsfraktion auf Lockerung der Einsatzregelungen nur eine logische Konsequenz aus einer jahrelangen Praxis in etlichen Wintersportorten, wo Gemeindeverwaltungen die Einhaltung der Grundsätze wenig bis überhaupt nicht überprüfen konnten oder wollten, da sie oftmals selbst Gelder in die Anlagen gesteckt hatten.
Ein Schreiben vom Verband der Seilbahnen macht deutlich, welche Grundsätze von 1993 verändert werden sollen:
Die Beschneiung soll auch oberhalb der Baumgrenze zugelassen werden, ebenso auf weniger wertvollen Mooren und in Gebieten ohne geschlossene Vegetationsdecke, weil dort "weder aus wissenschaftlicher noch aus praktischer Sicht" Schneekanonen die Umwelt beeinträchtigen würden.
Wissenschaftlich - angeblich neueste - Grundlage für den Antrag der CSU-Landtagsfraktion ist eine vier Jahre alte Studie des Augsburger Landesamtes für Umweltschutz. Die Grünen-Politikerin Ruth Paulig fordert deshalb, zuallererst die Studie zu aktualisieren:
Es stehen auf diesem Antrag nur Wirtschaftspolitiker. Die Wirtschaftspolitiker wollen hier die Grundsätze für die Schneekanonen ändern, die Umweltpolitiker sagen, wir wollen erst eine qualifizierte fachliche Bewertung vorliegen haben. Wir werden dann in eine intensive fachliche Debatte einsteigen, denn es kann ja wohl nicht angehen, dass künftig Schneekanoneneinsatz in besonders geschützten Naturschutzbereichen, die geschützt sind nach dem bayrischen Naturschutzgesetz, möglich ist.
Stefan Witty vom Deutschen Alpenverein sieht den Antrag weniger aus einem politischen als praktischen Grund mit Sorge: Schneekanonen - seien es die standortgebundenen Hochdruck- oder mobile Tiefdruckbeschneiungsanlagen - benötigen Wasser:
Das ist der Knackpunkt für uns bei der ganzen Beschneiung, weil wir im Winterhalbjahr ja das Halbjahr haben, wo Wasser am wenigsten zur Verfügung steht. Das schaut jetzt zwar auf den ersten Blick ein wenig paradox aus, wenn man sagt, Schnee ist ja überall da.
Die Lösung dieses Problems liegt nach Meinung der Befürworter im Bau von Speicherseen samt optisch unschöner Verrohrungen. Am Kandahargebiet von Garmisch, bekannt vor allem durch Ski-Weltcup-Rennen, wurde bereits für die Anlage des Speichersees Schutzwald gefällt. Denn das Landesamt für Wasserwirtschaft München ist dagegen, dass Oberflächenwasser oder Trinkwasser für die Schneekanonen entnommen wird.
Nur wenn entsprechend viel Restwasser aus wasserreichen Jahreszeiten vorhanden ist, dürfte ein Antrag auf Errichtung von Beschneiungsanlagen auch genehmigt werden, so der Präsident Albert Göttle. Der Zusatz von sogenannten snow-mixes, radioaktiv abgetöteten Bakterien, die in der Natur Gefrierschäden bei Pflanzen verursachen, bei Beschneiungsanlagen hingegen die Gefriertemperatur des Wassers herabsetzen, bliebe sowieso verboten:
Normalerweise haben die Bäche, denen man das Wasser entnimmt, große Einzugsgebiete im Vergleich zu der zu beschneienden Fläche. Das heißt, die Relation liegt im Faktor 100 zu 100 000 bei den klassischen Einzugsgebieten, die wir in Bayern haben. Dementsprechend ist eine Störung zwar lokal bei der Entnahme aus einem Gewässer zu prüfen und in der Regel auch zu bedenken, aber nicht bezogen auf den Gesamtwasserhaushalt eines Tales, wie in Oberstorf oder Garmisch, wo sehr große Flächen zum Gesamtwasserhaushalt beitragen.
Berücksicht ist dabei aber noch nicht, inwieweit die Mehrmengen an Schnee im Frühjahr die Rutschfestigkeit der planierten Hänge und die Bäche überfordern. Das muss im jeweiligen Einzelfall geprüft werden und sollte später immer wieder nachkontrolliert werden, sagt das Wirtschaftsministerium.
Die Antragsteller, die derzeit ihre Projekte bei den Landratsämtern einreichen, hoffen mit der Aufweichung der Grundsätze natürlich noch auf mehr: auf Fördermittel, die bislang nur indirekt aus Tourismusförderprogrammen den Einsatz von Schneekanonen mit finanzieren. Umweltminister Werner Schnappauf blockt ab:
Fördermittel wird es nicht geben. Dafür werde ich mit allen Kräften kämpfen. Es muss das eigene privatwirtschaftliche Risiko sein, wenn jemand in Kunstschnee investieren will. Der Klimawandel wird dann von dem Einzelnen in Eigenverantwortung zu berücksichtigen sein.
Der bayrische Umweltminister Werner Schnappauf hält das Aufrüsten mit Schneekanonen im Wettlauf mit dem Klimawandel zwar für unsinnig, tut aber nichts gegen die Pläne seiner Fraktionskollegen. Im September wird der CSU-Antrag im bayrischen Landtag beraten. Eine endgültige Entscheidung wird nicht vor Beginn der Wintersaison erwartet.
Im Vergleich zur Entwicklung der Skidestinationen im benachbarten europäischen Ausland haben die bayerischen Wintersportorte an Bedeutung verloren.
Zu diesem Schluss kam im Juni 2003 eine Studie für die bayrische Landesregierung, und seitdem steht für Otto Wiesheu, den bayrischen Wirtschaftsminister, fest: Bayerns Wintersportorte müssen wieder aufholen. Spätestens in diesem Winter müssen die Übernachtungszahlen in Garmisch-Partenkirchen, Oberstdorf, Schönau oder Bayrisch-Eisenstein wieder stimmen. Aber Gäste kommen nur, wenn der Winter auch nach Winter aussieht – bei viel Schnee. Denken sich zumindest die Ökonomen und Verfasser der Studie. Denn, so ihr Lamento, vor allem..
...die vergleichsweise restriktive Genehmigungspraxis - z.B. bei der Modernisierung von Liftanlagen, bei der Installation von Beschneiungsanlagen - und die zum Teil einschneidenden Auflagen z.B. bei der Beschneiungszeit haben in Bayern Investitionen verhindert oder verzögert.
Soll heißen: Die Umweltauflagen waren dem Profit der Seilbahnbetreiber im Weg. Aus Sicht des Bund Naturschutz ist der jetzige Antrag der CSU-Landtagsfraktion auf Lockerung der Einsatzregelungen nur eine logische Konsequenz aus einer jahrelangen Praxis in etlichen Wintersportorten, wo Gemeindeverwaltungen die Einhaltung der Grundsätze wenig bis überhaupt nicht überprüfen konnten oder wollten, da sie oftmals selbst Gelder in die Anlagen gesteckt hatten.
Ein Schreiben vom Verband der Seilbahnen macht deutlich, welche Grundsätze von 1993 verändert werden sollen:
Die Beschneiung soll auch oberhalb der Baumgrenze zugelassen werden, ebenso auf weniger wertvollen Mooren und in Gebieten ohne geschlossene Vegetationsdecke, weil dort "weder aus wissenschaftlicher noch aus praktischer Sicht" Schneekanonen die Umwelt beeinträchtigen würden.
Wissenschaftlich - angeblich neueste - Grundlage für den Antrag der CSU-Landtagsfraktion ist eine vier Jahre alte Studie des Augsburger Landesamtes für Umweltschutz. Die Grünen-Politikerin Ruth Paulig fordert deshalb, zuallererst die Studie zu aktualisieren:
Es stehen auf diesem Antrag nur Wirtschaftspolitiker. Die Wirtschaftspolitiker wollen hier die Grundsätze für die Schneekanonen ändern, die Umweltpolitiker sagen, wir wollen erst eine qualifizierte fachliche Bewertung vorliegen haben. Wir werden dann in eine intensive fachliche Debatte einsteigen, denn es kann ja wohl nicht angehen, dass künftig Schneekanoneneinsatz in besonders geschützten Naturschutzbereichen, die geschützt sind nach dem bayrischen Naturschutzgesetz, möglich ist.
Stefan Witty vom Deutschen Alpenverein sieht den Antrag weniger aus einem politischen als praktischen Grund mit Sorge: Schneekanonen - seien es die standortgebundenen Hochdruck- oder mobile Tiefdruckbeschneiungsanlagen - benötigen Wasser:
Das ist der Knackpunkt für uns bei der ganzen Beschneiung, weil wir im Winterhalbjahr ja das Halbjahr haben, wo Wasser am wenigsten zur Verfügung steht. Das schaut jetzt zwar auf den ersten Blick ein wenig paradox aus, wenn man sagt, Schnee ist ja überall da.
Die Lösung dieses Problems liegt nach Meinung der Befürworter im Bau von Speicherseen samt optisch unschöner Verrohrungen. Am Kandahargebiet von Garmisch, bekannt vor allem durch Ski-Weltcup-Rennen, wurde bereits für die Anlage des Speichersees Schutzwald gefällt. Denn das Landesamt für Wasserwirtschaft München ist dagegen, dass Oberflächenwasser oder Trinkwasser für die Schneekanonen entnommen wird.
Nur wenn entsprechend viel Restwasser aus wasserreichen Jahreszeiten vorhanden ist, dürfte ein Antrag auf Errichtung von Beschneiungsanlagen auch genehmigt werden, so der Präsident Albert Göttle. Der Zusatz von sogenannten snow-mixes, radioaktiv abgetöteten Bakterien, die in der Natur Gefrierschäden bei Pflanzen verursachen, bei Beschneiungsanlagen hingegen die Gefriertemperatur des Wassers herabsetzen, bliebe sowieso verboten:
Normalerweise haben die Bäche, denen man das Wasser entnimmt, große Einzugsgebiete im Vergleich zu der zu beschneienden Fläche. Das heißt, die Relation liegt im Faktor 100 zu 100 000 bei den klassischen Einzugsgebieten, die wir in Bayern haben. Dementsprechend ist eine Störung zwar lokal bei der Entnahme aus einem Gewässer zu prüfen und in der Regel auch zu bedenken, aber nicht bezogen auf den Gesamtwasserhaushalt eines Tales, wie in Oberstorf oder Garmisch, wo sehr große Flächen zum Gesamtwasserhaushalt beitragen.
Berücksicht ist dabei aber noch nicht, inwieweit die Mehrmengen an Schnee im Frühjahr die Rutschfestigkeit der planierten Hänge und die Bäche überfordern. Das muss im jeweiligen Einzelfall geprüft werden und sollte später immer wieder nachkontrolliert werden, sagt das Wirtschaftsministerium.
Die Antragsteller, die derzeit ihre Projekte bei den Landratsämtern einreichen, hoffen mit der Aufweichung der Grundsätze natürlich noch auf mehr: auf Fördermittel, die bislang nur indirekt aus Tourismusförderprogrammen den Einsatz von Schneekanonen mit finanzieren. Umweltminister Werner Schnappauf blockt ab:
Fördermittel wird es nicht geben. Dafür werde ich mit allen Kräften kämpfen. Es muss das eigene privatwirtschaftliche Risiko sein, wenn jemand in Kunstschnee investieren will. Der Klimawandel wird dann von dem Einzelnen in Eigenverantwortung zu berücksichtigen sein.
Der bayrische Umweltminister Werner Schnappauf hält das Aufrüsten mit Schneekanonen im Wettlauf mit dem Klimawandel zwar für unsinnig, tut aber nichts gegen die Pläne seiner Fraktionskollegen. Im September wird der CSU-Antrag im bayrischen Landtag beraten. Eine endgültige Entscheidung wird nicht vor Beginn der Wintersaison erwartet.