Acht Euro pro Stunde bekommen die Versuchspersonen von den Gedächtnisforschern an der Universität des Saarlandes. Kein leicht verdientes Geld, meint Theo Jäger von der Abteilung für Experimentelle Neuropsychologie.
"Die jungen Versuchspersonen, die wir testen, meist Studenten, werden schon stark gefordert und kommen an die Grenzen ihres Leistungsvermögens."
Dutzende von Schwarzweißporträts bekommen die Versuchspersonen am Bildschirm präsentiert – jeweils nur eine Sekunde lang. Später zeigt ihnen Theo Jäger eine andere Fotoserie. Die Probanden sollen dann bei jedem Gesicht sofort entscheiden, ob es ihnen vertraut vorkommt. Eine zweite Versuchsreihe arbeitet mit Porträtpaaren, ein Gesicht ist bekannt, eines unbekannt. Dabei geht es nicht allein um das Wiedererkennen, sondern es wird auch der Zusammenhang abgefragt: Mit welchem Gesicht war das erkannte Foto verknüpft? Institutsleiter Axel Mecklinger nennt Beispiele, bei denen es wichtig ist, sich an einen solchen konkreten Bezug zu erinnern:
"In welchem Film habe ich diesen Schauspieler das letzte Mal gesehen? In welchem Artikel habe ich diese Abbildung gesehen? Wer hat mir diesen oder jenen Witz erzählt?"
Welche Hirnregionen bei diesen Aufgaben aktiv sind, das untersuchen die Forscher im EEG-Labor. Die Abkürzung steht für Elektroenzephalogramm, die Messung der Hirnströme an bestimmten Stellen der Kopfhaut. Für die Messung stülpt Theo Jäger der Versuchsperson eine Haube über, an der 64 Elektroden befestigt sind. Jäger:
"Das ist immer eine etwas aufwändige Sache: Die Versuchspersonen bekommen die Kappe aufgesetzt, dann muss man jede Elektrode auch noch mit einem Gel auffüllen, das dann die Weiterleitung der elektrischen Signale ermöglicht. Das dauert recht lang. Man braucht etwa eine Stunde, um die Versuchsperson vorzubereiten, bevor sie überhaupt die Aufgabe lösen kann."
Dazu sitzt der Proband in einer Kammer, die gegen elektromagnetische Strahlung abgeschirmt ist. Denn die Signale, durch die sich das Gedächtnis beim Betrachten der Fotos verrät, sind winzig: Sie betragen nur rund ein Tausendstel Volt. Doch das Ergebnis ist eindeutig: Ob wir etwas wiedererkennen oder uns an den Zusammenhang eines Ereignisses erinnern, ist zweierlei. Das Signal für die Vertrautheit fanden die Forscher vorne im Kopf, im so genannten Stirnlappen des Gehirns. Der Zusammenhang wird dagegen im seitlich gelegenen Schläfenlappen hergestellt. Mecklinger:
"Das braucht ein bisschen länger als das Vertrautheitssignal. Im Gehirn geht das aber trotzdem sehr schnell vonstatten: Innerhalb von 400 bis 500 Millisekunden nach Präsentation eines Ereignisses stellt sich ein solches rekollektionsbasiertes Erinnern her, wie wir das nennen. Das Vertrautheitssignal ist etwas schneller: Wir beobachten es schon nach 200 bis 250 Millisekunden."
Es ist nicht in jeder Situation nötig, sich an alle Details zu erinnern. Dass wir mit zwei verschiedenen Erinnerungswegen ausgestattet sind, zeigt für Axel Mecklinger, wie ökonomisch das Gehirn arbeitet. Nur wenn es wirklich erforderlich ist, betreibt unser Gedächtnis den höheren Aufwand, der etwa damit verbunden ist, den Namen einer Person abzurufen. Vorausgesetzt, man hat ihn sich wirklich eingeprägt. Mecklinger:
"Wir haben hier öfter Anfragen von Leuten, die im täglichen Leben stehen und den Namen ihrer Sekretärin vergessen, sich die Namen neuer Mitarbeiter nicht merken können. Und da sind wir mit unseren Untersuchungen relativ präzise im Diagnostizieren: Handelt es sich schon um einen altersbedingten Gedächtnisabbau oder liegt es, wie in vielen Situationen üblich, daran, dass wir uns zu wenig Zeit nehmen?"
Im Alter lässt allein die Fähigkeit nach, Zusammenhänge abzurufen. Wenn es aber nur darum geht, eine Person wiederzuerkennen, dann sind Senioren genauso gut wie jüngere Menschen.
"Die jungen Versuchspersonen, die wir testen, meist Studenten, werden schon stark gefordert und kommen an die Grenzen ihres Leistungsvermögens."
Dutzende von Schwarzweißporträts bekommen die Versuchspersonen am Bildschirm präsentiert – jeweils nur eine Sekunde lang. Später zeigt ihnen Theo Jäger eine andere Fotoserie. Die Probanden sollen dann bei jedem Gesicht sofort entscheiden, ob es ihnen vertraut vorkommt. Eine zweite Versuchsreihe arbeitet mit Porträtpaaren, ein Gesicht ist bekannt, eines unbekannt. Dabei geht es nicht allein um das Wiedererkennen, sondern es wird auch der Zusammenhang abgefragt: Mit welchem Gesicht war das erkannte Foto verknüpft? Institutsleiter Axel Mecklinger nennt Beispiele, bei denen es wichtig ist, sich an einen solchen konkreten Bezug zu erinnern:
"In welchem Film habe ich diesen Schauspieler das letzte Mal gesehen? In welchem Artikel habe ich diese Abbildung gesehen? Wer hat mir diesen oder jenen Witz erzählt?"
Welche Hirnregionen bei diesen Aufgaben aktiv sind, das untersuchen die Forscher im EEG-Labor. Die Abkürzung steht für Elektroenzephalogramm, die Messung der Hirnströme an bestimmten Stellen der Kopfhaut. Für die Messung stülpt Theo Jäger der Versuchsperson eine Haube über, an der 64 Elektroden befestigt sind. Jäger:
"Das ist immer eine etwas aufwändige Sache: Die Versuchspersonen bekommen die Kappe aufgesetzt, dann muss man jede Elektrode auch noch mit einem Gel auffüllen, das dann die Weiterleitung der elektrischen Signale ermöglicht. Das dauert recht lang. Man braucht etwa eine Stunde, um die Versuchsperson vorzubereiten, bevor sie überhaupt die Aufgabe lösen kann."
Dazu sitzt der Proband in einer Kammer, die gegen elektromagnetische Strahlung abgeschirmt ist. Denn die Signale, durch die sich das Gedächtnis beim Betrachten der Fotos verrät, sind winzig: Sie betragen nur rund ein Tausendstel Volt. Doch das Ergebnis ist eindeutig: Ob wir etwas wiedererkennen oder uns an den Zusammenhang eines Ereignisses erinnern, ist zweierlei. Das Signal für die Vertrautheit fanden die Forscher vorne im Kopf, im so genannten Stirnlappen des Gehirns. Der Zusammenhang wird dagegen im seitlich gelegenen Schläfenlappen hergestellt. Mecklinger:
"Das braucht ein bisschen länger als das Vertrautheitssignal. Im Gehirn geht das aber trotzdem sehr schnell vonstatten: Innerhalb von 400 bis 500 Millisekunden nach Präsentation eines Ereignisses stellt sich ein solches rekollektionsbasiertes Erinnern her, wie wir das nennen. Das Vertrautheitssignal ist etwas schneller: Wir beobachten es schon nach 200 bis 250 Millisekunden."
Es ist nicht in jeder Situation nötig, sich an alle Details zu erinnern. Dass wir mit zwei verschiedenen Erinnerungswegen ausgestattet sind, zeigt für Axel Mecklinger, wie ökonomisch das Gehirn arbeitet. Nur wenn es wirklich erforderlich ist, betreibt unser Gedächtnis den höheren Aufwand, der etwa damit verbunden ist, den Namen einer Person abzurufen. Vorausgesetzt, man hat ihn sich wirklich eingeprägt. Mecklinger:
"Wir haben hier öfter Anfragen von Leuten, die im täglichen Leben stehen und den Namen ihrer Sekretärin vergessen, sich die Namen neuer Mitarbeiter nicht merken können. Und da sind wir mit unseren Untersuchungen relativ präzise im Diagnostizieren: Handelt es sich schon um einen altersbedingten Gedächtnisabbau oder liegt es, wie in vielen Situationen üblich, daran, dass wir uns zu wenig Zeit nehmen?"
Im Alter lässt allein die Fähigkeit nach, Zusammenhänge abzurufen. Wenn es aber nur darum geht, eine Person wiederzuerkennen, dann sind Senioren genauso gut wie jüngere Menschen.