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Offen oder geschlossen?

Psychologie.- Lachen steckt an - so heißt es zumindest im Volksmund. Ein Psychologe von der Georgia State University in Atlanta hat das Phänomen des Kicherns, Prustens und Jauchzens nun im Detail studiert.

Von Frank Grotelüschen | 15.11.2010
    "Es ist ein sehr grundlegendes Verhalten des Menschen, das in fast jeder sozialen Interaktion zu finden ist. Deshalb ist es überraschend, dass wir relativ wenig darüber wissen."

    Dass die Forschung das Lachen bislang so vernachlässigt hat, findet Michael Owren gar nicht lustig. Also machte sich der Psychologe von der Georgia State University in Atlanta auf, das Phänomen des Kicherns, Prustens und Jauchzens im Detail zu studieren. Lektion eins:

    Lacht jemand mit lauter Stimme, spricht man von einem stimmhaften Lachen. Lektion zwei:

    Lacht jemand, ohne seine Stimme einzusetzen, handelt es sich um ein stimmloses Lachen. Manche hat eben diese Lache berühmt gemacht, etwa
    Ernie aus der Sesamstraße. Owren und sein Team nahmen verschiedene Lach-Varianten auf und spielten sie Testpersonen über Kopfhörer vor. Diese sollten folgende Frage beantworten: Was klingt lustiger,
    das stimmlose oder das stimmhafte Lachen?

    "Wir haben herausgefunden, dass stimmhaftes Lachen von den Zuhörern als deutlich positiver beurteilt wird als das stimmlose Lachen. Und das, obwohl beides ganz eindeutig als Lachen identifiziert wird."

    Dann gingen die Forscher einen Schritt weiter: Es gibt nämlich, so lautet Lektion drei, beim stimmhaften Lachen zwei verschiedene Varianten:

    Man lacht mit geschlossenem Mund oder aber mit offenem Mund. Wieder mussten sich Owrens Probanden die Kopfhörer aufsetzen und den verschiedensten Lachern lauschen. Und wieder lautete die Frage: Welches Lachen klingt am lustigsten?

    "Das Ergebnis war, dass beide Arten zu lachen, mit offenem und mit geschlossenem Mund, als positiv beurteilt wurden. Aber das Lachen mit offenem Mund hörte sich für die Testpersonen noch positiver an, also lustiger und ansteckender. Der Effekt war sehr klar und wurde umso deutlicher, je länger die Klangbeispiele waren, die wir den Probanden vorspielte. Also: Das optimale Lachen ist mit offenem Mund, laut, lang anhaltend und stimmhaft."

    Dass eine herzhafte Lache höchst ansteckend sein kann, weiß man aus Erfahrung. Die detaillierte wissenschaftliche Erklärung dafür steht aber noch aus, sagt Michael Owren. Seine Vermutung: Je lustiger derjenige, der da ursprünglich lacht, etwas findet, umso stärker wird sein Körper aktiviert und umso offener ist der Mund beim Lachen. Und das scheinen auch seine Zuhörer mitzukriegen – auch wenn sie gar nicht wissen, warum eigentlich gelacht wird.

    "Die Zuhörer scheinen diesen Zusammenhang zu kennen. Die Frage ist nur, wie bewusst ihnen das ist."

    Um der Antwort auf diese Frage näher zu kommen, planen die Forscher neue Experimente: Sie wollen Herzfrequenz und Hautfeuchtigkeit bei ihren Probanden messen, während diese lachen und sehen, ob sich irgendwelche neuen Zusammenhänge finden lassen. Im Prinzip reine Grundlagenforschung. Aber:

    "Es könnte auch Anwendungen geben. Zum Beispiel besteht großes Interesse darin, Computerstimmen zu entwickeln, die möglichst realistisch klingen. Und zur einer realistischen Kommunikation gehört nun mal auch das Lachen."

    Vielleicht also führen die Erkenntnisse des Michael Owren dazu, dass das schlappe Lachen des Computers eines Tages ein wenig herzlicher klingt. Denn bei einer anderen Technologie klappt das ja schon seit Jahrzehnten:

    dem Lachsack!